In Baden-Württemberg können sich seit Montag neben Erzieher auch Lehrer gegen das Coronavirus impfen lassen. Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) erklärte Anfang der Woche anlässlich der Wiedereröffnung von Kitas und Grundschulen, die Impfungen dieser Berufsgruppen würden vorgezogen. Man wolle nun nicht mehr abwarten, bis die Corona-Impfordnung geändert wird, sondern sofort mit dem Impfen loslegen. Allerdings gab es schon gleich zu Beginn Probleme bei der Terminvergabe. Wie lief es in unserer Region? Wir haben mal nachgefragt:
Bodenseekreis: Carmen Kindler hat Grund zur Freude: Die Rektorin der Grundschule Lippertsreute-Überlingen konnte sich am Dienstag die Termine für ihre erste und zweite Corona-Impfung sichern. „Nachdem in Friedrichshafen und Singen noch keine Termine freigeschaltet oder alle schon belegt waren, habe ich mich in umliegenden Landkreisen umgesehen“, berichtet Kindler.
So konnte sich die Lehrerin einen Ersttermin am 10. März in Hohentengen im Landkreis Sigmaringen buchen. Der zweite Impftermin für Carmen Kindler findet am 15. Mai im Kreisimpfzentrum in Ravensburg statt. „Ich habe mich schnell auf der Internetseite zurechtgefunden, denn ich habe meinen Papa, der im Schwarzwald lebt, vor einigen Wochen auch schon für die Impfung angemeldet“, erklärt sie.
Mit den Terminen hat die Lehrerin automatisch auch einen Impfstoff gebucht – und zwar den Wirkstoff von Astrazeneca. „Beim Impfstoff hatte ich keine Wahl. Astrazeneca wurde angegeben, ich konnte nichts anderes auswählen“, sagt Kindler.
„Meine Eltern gehören zur Risikogruppe, genau wie meine Schwester. Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich mich irgendwann wieder einmal normal mit ihnen treffen kann.“
Schwarzwald: Die 46-jährige Sonja Biller-Köpplin aus St. Georgen im Schwarzwald erhält am Freitag ihre erste Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff. Ihren Termin hat die Grund- und Hauptschullehrerin telefonisch vereinbart. Nach rund zehn erfolglosen Versuchen hatte sie am Dienstagmorgen Glück.
Nun darf sie sich in Rottweil impfen lassen, obwohl es zunächst hieß, für ihr Postleitzahl stünden die Impfzentren in Villingen-Schwenningen, Singen und Freiburg zur Verfügung. „Dort gab es allerdings keine Termine mehr“, schildert sie.
Dass sie das Astrazeneca-Vakzin bekommt, stört sie nicht. „Eigentlich wollte ich schon lieber einen der anderen Impfstoffe“, sagt sie. Ein minimal mulmiges Gefühl habe sie zwar, aber: „Ich glaube, man muss jetzt einfach mal so viel Vertrauen in Forschung und Medizin haben. Das sind alles Menschen, die sich schon jahrelang mit der Materie befassen. Wenn uns die Impfungen ein Stückweit Normalität zurückbringen, kann ich das doch machen.“
Hochrhein: Anabel Struc, Englisch- und Französischlehrerin am Theodor-Heuss-Gymnasium in Schopfheim (Landkreis Lörrach), ist erleichtert, dass sie nun schon einen Impftermin bekommen hat. „Bei uns haben einige Schüler Atteste für eine Befreiung von der Maskenpflicht, da bleibt immer ein mulmiges Gefühl, wenn man durch die Reihen geht.“ Nun freue sie sich darauf, wieder unbeschwerter unterrichten zu können.
Die Diskussion um den Impfstoff von Astrazeneca verunsichert Anabel Struc nicht. „Ich habe mehrere Berichte gelesen. Der Impfstoff schützt vor schweren Verläufen und damit erfüllt er seinen Zweck.“ Die Anmeldung zur Impfung lief bei ihr problemlos. „Um 18 Uhr wurden wir von unserer Schulleiterin informiert, kurz danach hatte ich meine beiden Termine über das Internet reserviert“, erzählt sie. Aber nicht alle Kollegen hatten dieses Glück, wie Benita Hasselblatt, Lehrerin an der Realschule Wehr schildert: „Ich komme jetzt selbst nicht durch und bekomme keinen Impftermin im Moment.“
Kreis Konstanz: Carola Briechle aus Allensbach arbeitet an der Haldenwang-Schule in Singen – und hat ihren Impftermin in Tuttlingen. „Den Termin habe ich über die Hotline erhalten. Etwa 17 Minuten war ich in der Warteschleife, dann hat sich ein freundlicher Mann gemeldet“, erzählt sie. Da weder in Singen noch Friedrichshafen freie Impftermine zu bekommen gewesen seien, habe sie gerne einen am 6. März in Tuttlingen genommen.
Der 44-Jährigen ist es egal, welchen Impfstoff sie bekommt. Es werde der von Astrazeneca sein, sagt sie. „Eine Freundin aus dem Gesundheitswesen hat die erste Impfung damit bekommen. Sie konnte zwar wegen Nebenwirkungen drei Tage lang nicht arbeiten, hat mir aber versichert, dass ich mir keine Sorgen machen müsste.“ Briechle fände es gut, wenn sich jeder impfen lassen würde. Sie arbeite mit behinderten Kindern, und für diese sei es problematisch, wenn sie ihre Betreuer nur mit Maske erlebten.