Seit 1947 werden mehr als 103 Personen im Bodensee vermisst. Das geht aus der gemeinsamen Statistik der Anrainerstaaten hervor. Nicht alle Vermissten werden in dieser Statistik erfasst – vermutlich sind es noch ein paar menschliche Überreste mehr. In jedem Fall treiben mehr als 100 Leichen im Bodensee.

Leser haben dem SÜDKURIER geschrieben und gefragt: Könnte es sein, dass solche Leichen wegen des aktuellen Niedrigwassers an das Ufer gespült werden? Ein Leser fragt: „Warum werden die Leichen nicht gerade aktuell bei dem niedrigen Stand geborgen?“

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Szenen wie am Mount Everest?

Schließlich kennt man solche Erzählungen etwa vom Mount Everest: Am höchsten Berg der Welt schmelzen die Gletscher immer schneller. Deshalb gibt der Berg die Leichen von Bergsteigern frei, die vor vielen Jahren im Eis eingeschlossen waren.

Am Bodensee dürfte es zu solchen Szenen allerdings eher nicht kommen: Laut der Wasserschutzpolizei Konstanz treiben Leichen, die sich im flacheren Wasser befinden, bereits nach einigen Tagen wieder auf. Das liegt an den Gasen, die sich im Verwesungsprozess bilden.

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Niedrigwasser fällt kaum ins Gewicht

Die mehr als 100 Leichen, die sich aktuell noch im Bodensee befinden dürften, befinden sich laut Polizei vermutlich eher am Grund des Sees. „Im tieferen Wasser bleiben sie in aller Regel auf dem Grund, da hier der Verwesungsprozess deutlich verlangsamt ist“, sagt eine Sprecherin.

Bisher sei es noch nicht vorgekommen, dass der See wegen eines niedrigeren Pegels Leichen freigegeben hat. Deshalb ist es laut Wasserschutzpolizei sehr unwahrscheinlich, dass das aktuell passieren könnte: „Die derzeitige Abweichung des Pegels vom für die Jahreszeit üblichen Pegel dürfte nicht ins Gewicht fallen.“

Das Gleiche gilt auch für die Bergung der Leichen: Der See ist an seiner tiefsten Stelle 251 Meter tief – wenn sich hier Leichen befinden, wird das Heraufholen durch den niedrigen Pegelstand nicht einfacher. Außerdem müsste die Polizei dafür den genauen Ort kennen, an dem sich die Leiche befindet. Anders als etwa beim Wrack der ‚Säntis‘, deren Standort im Bodensee bekannt ist, können menschliche Überreste nicht so einfach lokalisiert werden.

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