Werden jetzt in der Region reihenweise Bänke im öffentlichen Raum abgebaut? Weil Kommunen oder Waldbesitzer für die Sitzgelegenheiten zuständig und damit auch haftbar sind, wenn etwas passiert, haben einige Gemeinden bereits mit der Entfernung von Bänken reagiert.
„Ich sehe durchaus Handlungsbedarf“, sagt Mirko Bastian. „Der Klimawandel verändert den Wald, darauf müssen wir uns einstellen und Lösungen finden.“ Die damit verbundenen Kosten dürften aber nicht an denen hängenbleiben, die die Rastmöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Anspruch auf Schadensersatz
Während der Spaziergang unter Bäumen auf eigenes Risiko geschieht, hat der Nutzer von Bänken, Holzstufen, Handseilen, Spielplätzen oder Aussichtstürmen aber unter Umständen einen Anspruch auf Schadensersatz, wenn etwas passiert.
„Sobald man baulich tätig wird, gibt es eine erhöhte Verkehrssicherheitspflicht“, erklärt Bastian, warnt aber auch vor übereilten Maßnahmen: Er weiß von keinem Fall, bei dem ein Waldbesucher, auf einer Bank sitzend, verletzt wurde.
Forstleute sperren schon jetzt Waldwege, wenn sie nach einem Sturm den Eindruck haben, dass zu viel Totholz in den Kronen hängt. „Niemand möchte, dass ein Besucher von einem dicken Ast erschlagen wird“, betont Bastian. „Es kann aber nicht unser Ziel sein, überall, wo es gefährlich sein könnte, den Wald zuzumachen.“ Bei der Instandhaltung der Infrastruktur will man die Waldbesitzer stattdessen finanziell unterstützen.
Landesseniorenrat: „Grober Unfug“
Man könne nicht in vorauseilendem Gehorsam alle Bänke abbauen, sagt der Mann vom Schwarzwaldverein und verweist auf die Gemeinde Schömberg, die plant, 60 ihrer 400 Bänke zu entfernen. So will man die Sicherheit von Spaziergängern erhöhen und die mit den Sitzbänken verbundene Haftung von Waldbesitzern bei Unfällen vermeiden.
Der Landesseniorenrat hält die Regeln zur Verkehrssicherungspflicht für „groben Unfug“. Der Abbau von Bänken widerspreche allen Bemühungen, ältere Menschen zur Fitness zu ermutigen, sagt Verbandspräsident Eckart Hammer: „Es ist gerade so, wie wenn an den Autobahnen sämtliche Parkplätze und Raststätten schließen würden.“ Senioren, aber auch Familien bräuchten beim Spazierengehen häufiger kurze Erholungsphasen.
Kritik an Vollkasko-Mentalität
Bastian kritisiert die zunehmende Vollkasko-Mentalität und setzt vielmehr auf den gesunden Menschenverstand. „Wenn es mächtig stürmt, setze ich mich nicht unter einen 200 Jahre alten Baum auf eine Bank und esse dort in Ruhe mein Wurstbrot“, sagt er.
Im Wald müsse man außerdem einfach damit rechnen, von einem herabfallenden Tannenzapfen am Kopf getroffen zu werden oder über eine Wurzel zu stolpern. „Da appellieren wir an die Eigenverantwortung.“
Warnsystem über eine App
Bei Lawinenwarnstufe 3 käme auch niemand auf die Idee, eine Skitour zu unternehmen. Oder ins Wasser zu gehen, wenn der Bademeister am Strand die rote Fahne gehisst hat. Er könne sich auch für den Wald ein Warnsystem etwa über eine App vorstellen.
„Die rund 350 städtischen Bänke werden ausschließlich im städtischen Forst aufgestellt und ein- bis zweimal im Jahr sowie nach jedem Sturm kontrolliert“, sagt Madlen Falke, Pressesprecherin von Villingen-Schwenningen. Die Kosten dafür seien im Haushalt kalkuliert. Bei Sicherheitsbedenken, werde eine Bank abgebaut oder versetzt.
Auch Baumpflegemaßnahmen tragen dazu bei, dass Wanderer im Schwarzwald sicher unterwegs sind. „Wir suchen aber auch Standorte so aus, dass die Wahrscheinlichkeit von Maßnahmen gering ist“, sagt Falke. „Unter eine alte Kiefer, die immer die Tendenz zu dürren Ästen hat, kommt keine Bank.“ Bänke präventiv im großen Stil abzubauen, sei in Villingen-Schwenningen aktuell aber kein Thema. Auch in Triberg nicht, wie die dortige Verwaltung erklärt.
Bänke sind wichtige Elemente im Wald
„Wir werden die Bänke in den städtischen Wäldern nicht abbauen“, heißt es auch aus dem Friedrichshafener Rathaus. „Unsere städtischen Wälder haben eine wichtige Erholungsfunktion für die Friedrichshafener Bevölkerung. Bänke sind dafür wichtige Elemente.“
Stadtförsterin Karin Beer kontrolliere daher regelmäßig die Bäume im Bereich von Bänken oder ähnlicher Erholungs-Infrastruktur auf ihre Verkehrssicherheit – ein besonderer Mehraufwand, den die Stadt aber beibehalten werde. Man appelliere jedoch an den Gesetzgeber, Regelungen zu finden, die diesen minimieren.
Im Konstanzer Lorettowald wurden im Frühjahr etliche Bänke entfernt: An 30 von 66 Standorten sei man vor herabstürzenden Ästen nicht mehr sicher gewesen, hatte Försterin Irmgard Weishaupt bei einer Inspektion festgestellt.