Die unbeliebten Plagegeister sind in diesem Jahr besonders zahlreich: Am Bodensee tummeln sich derzeit mehr Stechmücken als in den vergangenen Jahren. Denn das schwüle Wetter und das Hochwasser bieten der Bodenseeschnake ideale Brutbedingungen. Gerade überregionale Medien greifen die Mückenmassen dankbar auf: „Am Bodensee flüchten Touristen“, ist da etwa zu lesen. Oder auch: „Nervige Plage vertreibt Touristen“. Doch was ist da wirklich dran?

Blutsauger gehen Urlaubern auf die Nerven

Den Campingplatz Iriswiese bei Kressbronn am Bodensee hat es tatsächlich gleich doppelt getroffen: Sowohl die Mücken als auch das Hochwasser sind hier ein Problem. Die Iriswiese sei derzeit überflutet und dank der wärmeren Temperaturen ein „idealer Brutplatz“, so Platzverwalter Erik Krapf. Die Folge: Viele Blutsauger, die den Gästen gehörig auf die Nerven gehen.

Manche Besucher verlassen den Campingplatz deswegen früher als geplant, sagt Krapf. Er hofft, dass sich die Situation wieder entspannt, sobald „der Bodensee mal wieder dahin zurückgeht, wo er hingehört.“ Die finanziellen Einbußen sind beachtlich: Der Campingplatz habe derzeit 50 Prozent weniger Besucher als sonst um diese Zeit. Das liege zum Teil aber auch daran, dass in den Medien viel über die Stechmücken am Bodensee berichtet werde und die Leute aus Angst gar nicht erst an den Bodensee kommen, so Krapf.

Aber nicht alle Campingplätze sind betroffen

Auch andere Campingplätze in der Region klagen darüber. Infolge der Medienberichterstattung habe es bereits im Vorfeld Stornierungen gegeben – dabei seien die Mücken längst nicht überall ein Problem.

„Es ist keine dramatische Situation“ – Christian Willam, Betreiber des Campingplatzes Willam.
„Es ist keine dramatische Situation“ – Christian Willam, Betreiber des Campingplatzes Willam. | Bild: Morenz, Sabrina

So sagt Ines Kuhfeld von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH, dass es durch das Hochwasser zwar mehr Mücken als in anderen trockenen Sommern gebe, man jedoch nicht von einer Plage sprechen könne. Nach Rücksprache mit einigen Campingplatzbetreibern am nördlichen Bodenseeufer seien bislang noch keine Urlauber speziell wegen der Mücken frühzeitig abgereist.

„Man muss sich abends halt einsprühen“

Auch auf dem Campingplatz Sandseele auf der Insel Reichenau gab es bisher kaum Probleme mit Mücken, wie Mitarbeiterin Jana Harms auf Nachfrage erzählt. Weder bei ihr noch bei ihrer Kollegin sei es bisher vorgekommen, dass Urlauber wegen der Mücken früher abgereist seien. „Bei uns ist es sehr windig, deshalb gibt es weniger Mücken“, erklärt Harms.

Ähnlich sieht es beim Campingplatz Willam bei Allensbach aus. „Es ist keine dramatische Situation“, macht Betreiber Christian Willam deutlich. Zwar gebe es durchaus mehr Schnaken als im vergangenen Jahr, aber seine Gäste seien trotzdem draußen und würden gut mit der Situation zurechtkommen. „Man muss sich abends halt einsprühen“, so Willam.

Gäste genießen ihren Campingurlaub trotzdem

Was sagen die Gäste auf dem Campingplatz Willam zu den Schnaken? „Ich finde es nicht extrem im Vergleich zum letzten Jahr“, stellt Matthias Eisele fest. Für ihn gehören die Mücken zum See dazu: „Wenn man an den Bodensee geht, weiß man das.“ Eisele ist schon seit zwei Wochen auf dem Campingplatz und will noch weitere zwei Wochen bleiben. Er findet die Situation „nicht schrecklich“ und lasse sich davon nicht einschränken. „Wir saßen auch schon bis 22 Uhr draußen“, so Eisele.

Vier Wochen lang macht Matthias Eisele auf dem Campingplatz Willams Urlaub. Für ihn gehören die Mücken zum Bodensee dazu.
Vier Wochen lang macht Matthias Eisele auf dem Campingplatz Willams Urlaub. Für ihn gehören die Mücken zum Bodensee dazu. | Bild: Morenz, Sabrina

Auch Manuela und Eduard Rattinger finden die Schnaken nicht besonders nervig. Sie kommen jedes Jahr an den See und haben schon schlimmere Mückenjahre erlebt.

Manuela und Eduard Rattinger haben mehr Mücken erwartet.
Manuela und Eduard Rattinger haben mehr Mücken erwartet. | Bild: Morenz, Sabrina

Ein bisschen anders sieht das Sabine Jung. Sie und ihr Mann sind Dauercamper und immer ein halbes Jahr am See. Ihrer Meinung nach ist das Mückenaufkommen extremer als in den vergangenen Jahren. „Abends ist es ganz schön schlimm“, so Sabine Jung. „Aber das gehört eben dazu“, sagt sie. Wegen der Mücken würden sie nicht abreisen. „Wir sind gerne hier“, ergänzt Heinz-Dieter Jung.

Heinz-Dieter und Sabine Jung sind Dauercamper auf dem Campingplatz Willams.
Heinz-Dieter und Sabine Jung sind Dauercamper auf dem Campingplatz Willams. | Bild: Morenz, Sabrina

Auch Hartmut und Anke Kretschmer bemerken in diesem Jahr mehr Mücken als sonst. Besonders Anke Kretschmer hat mit juckenden Stichen zu kämpfen. „Das macht mir aber nicht so viel aus“, sagt sie. Die beiden genießen trotz der Blutsauger ihren zweieinhalbwöchigen Urlaub am Bodensee.

Und was ist mit dem Hochwasser? Schränkt das die Campingplätze ein? Auch das ist regional sehr unterschiedlich. So sagt Christian Willam, dass sein Campingplatz vom Hochwasser „null Komma null betroffen“ sei.

Überflutungen in Markdorf

Einen Campingplatz hat die Wetterlage jedoch schwer getroffen: Ein heftiges Unwetter hat am vergangenen Mittwoch in Markdorf für Überschwemmungen gesorgt, insbesondere auf dem Campingplatz Wirtshof. Eine Woche später dauern die Aufräumarbeiten weiterhin an, wie Marketingfachkraft Martina Demmer erzählt.

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Die oberen drei Straßen seien von den Überschwemmungen nicht betroffen gewesen, aber „unten ist es wie leer gefegt.“ Aus diesem Grund seien 80 Prozent der Fläche derzeit nicht vermietbar. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden durch das Hochwasser sei noch nicht absehbar, so Demmer, da der Gutachter noch nicht vor Ort war.