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  • Übernimmt die Geschäftsführung von Trigema: Wolfgang Grupp Junior, Sohn des langjährigen Chefs Wolfgang Grupp.
  • Setzt auf Kontinuität und die Beibehaltung der Produktion in Deutschland, um die Qualität zu sichern.
  • Plant keine radikalen Änderungen, sondern möchte das Unternehmen behutsam in die Zukunft führen.
  • Sieht Digitalisierung und Nachhaltigkeit als wichtige Themen, denen er sich widmen möchte.
  • Betont die Bedeutung von Mitarbeiterzufriedenheit und möchte Trigema als attraktiven Arbeitgeber positionieren.
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Bei der Einfahrt nach Burladingen ist das Trigema-Gelände schon aus der Ferne zu sehen, das Logo prangt an einem Turm von Werk 1. Empfangen werden Besucher dort im Eingangsbereich vom Affen, der früher gemeinsam mit Firmenchef Wolfgang Grupp in Werbungen auftrat. „Hallo Fans“ steht auf dem Pappaufsteller mit dem Schimpansen. Daneben liegt ein Telefon, über das sich Besucher anmelden.

„Hallo Fans“ – der Affe aus den Trigema-Werbungen empfängt Besucher.
„Hallo Fans“ – der Affe aus den Trigema-Werbungen empfängt Besucher. | Bild: Simon Conrads

Wolfgang Grupp Junior (32) holt die Gäste vom SÜDKURIER hier persönlich ab, um über die Zukunft des Unternehmens und seine Rolle darin zu sprechen. Eine Woche zuvor gab das Unternehmen bekannt, dass er und seine Schwester Bonita Grupp (34) ab Januar die Führung übernehmen sollen. Alles könne er natürlich nicht kundtun, aber er möchte offen sprechen, sagt er gleich zu Beginn. Von seinem Vater wisse er, wie schnell Aussagen aus dem Kontext gerissen werden können.

Der Vater geht viral

Denn Wolfgang Grupp Senior ist seit Jahren bekannt für seine polarisierenden Äußerungen. Jüngst sorgte der 81-Jährige beispielsweise für Furore mit seiner Einstellung zum Homeoffice: „Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig.“ Dem Business Insider sagte Grupp im vergangenen Jahr: „Wer ein großes Problem hat, ist für mich ein Versager.“ Probleme müsse man lösen, solange sie klein sind, so der Trigema-Chef.

Noch-Geschäftsführer Wolfgang Grupp Senior sorgt mit seinen kontroversen Sprüchen immer wieder für Wirbel.
Noch-Geschäftsführer Wolfgang Grupp Senior sorgt mit seinen kontroversen Sprüchen immer wieder für Wirbel. | Bild: Bernd Weißbrod/dpa

So tauchen auch immer wieder Videos von Grupp mit Millionen von Klicks auf den Sozialen Netzwerken auf. Manchmal tue ihm sein Vater leid, weil die Aussagen aus dem Kontext gerissen werden, sagt der Sohn. Gleichzeitig wird Grupp Senior von vielen für seine Ansichten gefeiert. Das weiß auch der Sohn: „Er geht auf TikTok viral“. Für das Geschäft sei diese Aufmerksamkeit sehr gut, gibt der Junior-Chef zu. „Unser Vater ist ein sehr guter Werbeträger für Trigema.“

Sohn plant keine eigene TikTok-Karriere

Das soll auch nach der Übergabe an den Nachwuchs so bleiben, sagt Grupp Junior. Er selbst habe nicht vor, eine TikTok-Karriere zu starten. Denn – anders als er – habe sein Vater für seine kontroversen Aussagen die nötige Erfahrung.

Dass er keine Kopie seines Vaters ist, wird im Gespräch deutlich: Markige Sprüche gibt es von ihm nicht. Er wirkt vorsichtiger und äußert sich reflektiert. Mantra-artig betont er immer wieder den guten Familienzusammenhalt. „Das versuchen Journalisten immer, Risse in der Familie Grupp zu finden“, sagt er. Die gebe es aber nicht. „Wir haben nicht immer die gleiche Meinung, aber wir gehen mit einer Meinung aus dem Zimmer.“

Bleibt alles beim Alten?

Wird also alles weiterlaufen wie bisher? Weitestgehend ja – weshalb Grupp Junior das Interesse der Medien an dem Führungswechsel nicht ganz nachvollziehen könne. Er und seine Schwester werden das operative Geschäft nun gemeinsam führen, wichtige Entscheidungen würden aber weiterhin mit dem Vater und der Mutter getroffen.

Wer Wolfgang Grupp Senior kennt, den überrascht kaum, dass er sich nicht vollends aus dem Geschäft zurückziehen werde. „Er macht das, weil es sein Hobby und seine Leidenschaft ist.“ Sogar seinen berühmten, großen Schreibtisch werde er behalten – wie gewohnt ohne eigenen Computer. Auch den Hubschrauber gibt es noch, zum Zeitpunkt des Gesprächs ist allerdings gerade Mutter Elisabeth Grupp damit unterwegs.

Der Sohn hat keine Eile, das Geschäft ganz ohne seinen Vater zu führen, auch das macht er im Gespräch immer wieder deutlich. „Wir haben jetzt die Chance, das übernehmen zu können“, sagt er. „Ohne irgendwelche Lasten.“ Damit verweist der Trigema-Erbe auf die prekäre finanzielle Situation der Firma, als sein Vater 1969 die Geschäftsführung übernahm. Damals hatte Trigema 10 Millionen D-Mark Schulden. Grupp Senior habe die Firma zu dem gemacht, was sie heute ist. „Das ist ein Geschenk, das er uns gibt“, findet der Sohn.

Auf den Job vorbereitet

Als wichtige Eigenschaften in der Führung nennt er „Weitsicht, Mut und eine gesunde Risikoabwägung“. Wichtig sei, sich dem Wandel in der Arbeitswelt anzupassen. In den nächsten Jahre sieht er den Fachkräftemangel als Herausforderung, auf den er unter anderem mit weiterer Automation reagieren möchte. Die Maschinen sollen aber keine vorhandenen Mitarbeiter, sondern die auf dem Arbeitsmarkt fehlenden Menschen ersetzen. Ein Umkrempeln und Neudenken des Unternehmens gibt es also nicht.

Jetzt schon automatisch: So kommt das Trigema-Logo auf die Kleidung Video: Maike Stork

Eine Verpflichtung sei es nie gewesen, ins elterliche Unternehmen einzusteigen, sagt Grupp. „Jeder, der gehen wollte, hätte sagen können ‚ich probiere jetzt mal was anderes‘“. Für ihn sei aber schon immer klar gewesen, dass er im Unternehmen arbeiten wird. Andere Träume oder Berufswünsche gab es nicht – und letztlich habe der Vater die Kinder auf den Betrieb vorbereitet.

Wolfgang Grupp Junior in den Fertigungshallen des Betriebs, der damit wirbt, dass komplett in Deutschland produziert wird.
Wolfgang Grupp Junior in den Fertigungshallen des Betriebs, der damit wirbt, dass komplett in Deutschland produziert wird. | Bild: Simon Conrads

Als Jugendliche besuchten sie ein Elite-Internat in der Schweiz, zum Studium ging es für beide nach London. Wolfgang Grupp Junior beendete sein Studium der Betriebswirtschaftslehre und Politik als 22-Jähriger mit einem Master. Das war 2013, im Jahr darauf fing er bei Trigema an. „In so einem BWL-Studium bekommt man wenig Praxis vermittelt“, sagt er rückblickend. Den Großteil seines Wissens habe er anschließend im Betrieb unter seinem Vater erlangt.

Die Ausbildung des Nachwuchses hat sich Grupp Senior laut Medienberichten bis zu 160.000 Euro im Jahr kosten lassen. Trotz des Reichtums seiner Eltern betont der Sohn die Bodenständigkeit der Familie, sie seien „ganz normale Leute“, mit denen man alles machen könne.

Wie verbringen „ganz normale Leute“ ihre Freizeit? Er gehe, wie sein Vater, jagen, und sei ein „VfB-Befürworter“ – besonders in dieser Saison. Er habe aber keine besonderen Hobbys, sagt er fast entschuldigend. „Ich sammle keine Pokémon-Karten oder so.“

Das Unternehmen ist Familiensache

Grupp ist Trigema und Trigema ist Grupp – immer wieder begegnen Besuchern auf dem Gelände die Gesichter der vier Familienmitglieder. Auf den Lkw des Unternehmens sind die Konterfeis der Kinder zu sehen, im Foyer ist eine Wand mit Familienporträts behangen. Ein Bildnis von Wolfgang Senior, das aus vielen kleinen Fotos der Mitarbeiter besteht, begrüßt – neben dem Affen – die Besucher im Eingangsbereich.

Schon im Eingangsbereich werden Besucher von einem großen Porträt des Noch-Chefs Wolfgang Grupp Senior begrüßt.
Schon im Eingangsbereich werden Besucher von einem großen Porträt des Noch-Chefs Wolfgang Grupp Senior begrüßt. | Bild: Simon Conrads

Aber trägt der Junior, der an diesem Tag im edlen Anzug in einem Büro in Burladingen sitzt, denn selbst Trigema-Klamotten? Wolfgang Grupp Junior beschwört: „Ich fühle mich unwohl, wenn ich nicht mindestens ein Teil von Trigema trage.“ In diesem Moment versteckte sich das lediglich unter dem Anzug, sagt er und lacht.