Ob Familienausflug mit Rutschspaß und gemeinsamer Zeit im Whirlpool, ob entspannter Saunabesuch mit den Kollegen oder zum sportlichen Bahnenziehen: Nach den pandemiebedingten Schließungen haben sich viele Besucher von Spaß- und Thermalbädern auf die Wiederaufnahme des regulären Betriebs gefreut.
Doch nach nur kurzer Rückkehr zur Normalität schlittert die Branche direkt in die nächste Krise. Um trotz Gasknappheit nicht erneut schließen zu müssen, gibt es verschiedenste Strategien. Von enormen Preissteigerungen bis zum Schließen der Sauna: So gehen die Spaßbäder im Südwesten mit der Energiekrise um.
Einzelne Bereiche bleiben geschlossen
„Hier geht es um bedrohte Existenzen!“ Bei Carl Matti, Geschäftsführer des „Laguna Badeland“ in Weil am Rhein, liegen die Nerven blank. Auf die Frage des SÜDKURIER, inwiefern sein Spaßbad von der Energiekrise betroffen sei, antwortet er: „Stark!“ Zum Heizen des Bades dienen laut Matti verschiedene Energieträger, darunter Gas, Solarthermie und ein Blockheizkraftwerk. Diese Energie werde zu ungefähr gleich großen Teilen genutzt, um das Wasser, die Luft und das Gebäude zu heizen.
„Ich warte darauf, dass Herr Scholz das Geld vorbeibringt, das er versprochen hat“, empört sich Matti in Richtung des Bundeskanzlers. Das „Laguna Badeland“ habe noch keine staatliche Unterstützung erhalten, sagt er – nicht während der Corona-Pandemie und auch nicht aufgrund der aktuellen Energiekrise. Deshalb bleiben verschiedene Bereiche, wie der Wildwasserkanal, die Sauna und das Außenbecken, vorerst geschlossen.
Verzweifelt zeigt sich Matti auch im Blick auf die Besucherzahlen, die seit der Pandemie deutlich niedriger seien als zuvor. Nachdem sich die Betreiber des „Laguna Badeland“ schon nach der Pandemie gezwungen sahen, die Preise zu erhöhen, kommt jetzt noch ein Energiekostenzuschlag in Höhe von drei Euro pro Eintrittskarte hinzu.
Eintrittspreise werden erhöht
Auch Markus Matz aus der Geschäftsleitung des „Aquarado“ in Bad Krozingen fordert finanzielle Unterstützung. In seinem Bad zahlen Gäste seit September drei bis vier Prozent mehr, weitere Erhöhungen ab Januar seien möglich, heißt es. Bisher versuche man noch, Kinder und Familien zu entlasten.
Gleich zehn Euro mehr pro Gast verlangte zwischenzeitlich das „Badkap“ in Albstadt. Eine Sprecherin betont, dass nur die höheren Gaspreise weitergegeben worden seien. Die Einrichtung habe mit monatlich 350.000 Euro zusätzlich gerechnet. Weil die Gaspreise nun aber etwas niedriger seien, senke das Bad den Energiezuschlag ab Mitte Oktober auf 3,70 Euro.
Energie sparen, wo es nur geht
Im großen Wasserpark „Rulantica„ in Rust hingegen, der von den Inhabern des Europaparks betrieben wird, sind erst einmal keine Preiserhöhungen geplant. „Natürlich ist auch das ,Rulantica‘ von der Krise betroffen. Es wurden bereits zahlreiche wirkungsvolle Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt und wir prüfen intensiv alle Möglichkeiten, noch weitere Energie einzusparen“, berichtet Europapark-Sprecherin Diana Reichle. Den Kunden garantiere man jedoch weiterhin einen uneingeschränkten Besuch.

Auch das Badeparadies Schwarzwald in Titisee-Neustadt plant aktuell weder höhere Eintrittspreise noch Energiesparmaßnahmen, die sich auf das Erlebnis der Besucher auswirken. „Wir sichern unseren Energie- und Wärmebedarf bereits seit der Eröffnung im Jahr 2010 überwiegend durch regionale, regenerative Energieträger. Der hauseigene Biomassekessel wird mit regionalen Hackschnitzeln betrieben. Aus dem Stromnetz beziehen wir 100 Prozent Ökostrom“, so die Erklärung auf Nachfrage des SÜDKURIER. Das Erlebnisbad könne sich einer konstanten Auslastung und wachsender Stammgastzahlen erfreuen.
Besonders unter den Folgen der Energiekrise leide man nach eigenen Angaben im Freizeit- und Thermalbad „TuWass“ in Tuttlingen, da die Thermalwasserpumpe defekt sei, mit der normalerweise etwa 70 Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden können. Derzeit werde ausschließlich mit Gas geheizt.
Das kostet die Stadtwerke Tuttlingen als Betreiber des Bades den Angaben zufolge zusätzliche 100.000 Euro monatlich. Die Besucher seien nicht von Preiserhöhungen betroffen.
Trotzdem muss der Badebetrieb stark eingeschränkt werden: Absenkung der Raum- und Wassertemperatur um drei bis vier Grad Celsius, Schließung des Sanariums – der Bio-Sauna -, des Dampfbades und des Thermalbereichs. „Wir legen den Schwerpunkt auf Schule und Sport – bei Wellness und Freizeit gibt es leider Abstriche“, erklärt Geschäftsführerin Branka Rogulic in einer Pressemitteilung der Stadtwerke Tuttlingen.
Mit diesen Einschränkungen werde der Weiterbetrieb des Bads ermöglicht. „Vor allem nach zwei Jahren Pandemie ist es uns wichtig, dass trotz Energiekrise ein Schwimmunterricht möglich ist“, erklärt Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck.

Aber sind die von der Energiekrise stark getroffenen Spaßbäder nun wirklich auf sich allein gestellt? Was ist mit dem versprochenen „Doppelwumms“ (Olaf Scholz), der nicht nur Privathaushalte entlasten, sondern auch Unternehmen vor dem Zusammenbruch bewahren soll?
Necdet Mantar, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft öffentliche Bäder Baden-Württemberg, sagt: „Stand heute gibt es noch keine staatliche Unterstützung für die Bäderbetriebe. Mit Unterstützung des Verbands kommunaler Unternehmen haben wir bereits die Politik über die prekäre Situation der Bäderbetriebe und der Stadtwerke, die in den meisten Fällen für den Betrieb zuständig sind, informiert.“ Er hoffe, „dass die Politik die Notwendigkeit erkennt und eine entsprechende Unterstützung in die Wege leitet“, erklärt Mantar.
Er gehe davon aus, dass sich die Besucherzahlen aufgrund erhöhter Eintrittspreise für ein eingeschränktes Angebot weiterhin reduzieren werden. Darüber hinaus werde die defizitäre Situation der Bäderbetriebe durch die kurzfristigen Energiesparmaßnahmen zusätzlich beeinträchtigt.
Mit Blick auf die Zukunft zeigt sich Mantar deshalb höchst besorgt: „Die gesamten derzeitigen Umstände bereiten uns Bäderbetrieben und den Stadtwerken erhebliche Sorgen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind viele Existenzen in einem erheblichen Maße bedroht, wenn der Staat keine Unterstützung leistet.“