Im November sah noch alles recht gut aus: Randvolle Gasspeicher, ein milder Herbst, die Leute verbrauchten weniger Gas, weil sie ihre Räume weniger beheizten. Doch plötzlich sinken die Temperaturen – teilweise sogar auf bis zu minus 17 Grad Celsius im südlichen Schwarzwald. Selbst wer seine Wohnung weiterhin nur wenig beheizen will, braucht dafür nun mehr Gas. Die Bundesnetzagentur warnt daher bereits vor einem zu hohen Verbrauch. Wie ist die Lage in der Region?

Schwarzwald-Baar-Kreis

„Grundsätzlich ist der Gasverbrauch sehr stark temperaturabhängig“, sagt Daniela Dietrich, Sprecherin der Stadtwerke Villingen-Schwenningen. Daher sei der Gasverbrauch in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Noch im November hatten die Kunden Stadtwerke 27 Prozent weniger Gas verbraucht als im Vorjahresmonat – allerdings war der November auch deutlich wärmer als 2021.

Doch an den bisherigen Dezembertagen seien insgesamt nur noch neun Prozent eingespart worden. Zielvorgabe der Bundesnetzagentur sind eigentlich 20 Prozent. Und langsam steigt der Verbrauch immer weiter an. Die Folge: In der vergangenen Woche lag der Gasbedarf in Villingen-Schwenningen 14 Prozent über der Woche zuvor.

Und auch verglichen mit dem Jahr 2021 wurden zwischen 9. und 13. Dezember sieben Prozent mehr Gas der Stadtwerke genutzt – damals ist es aber auch um acht Grad wärmer gewesen.

Konstanz

Bild 1: So sehr schießt der Gasverbrauch in der Region wegen der Eiseskälte in die Höhe
Bild: Schönlein, Ute

Bei den Stadtwerken Konstanz ist die Lage ähnlich. Zwischen dem 6. und 12. Dezember sei ein Drittel mehr Gas abgegeben worden als in den sechs Tagen zuvor, gibt Pressesprecher Christopher Pape Auskunft. Allerdings liege der Verbrauch noch immer etwa 12 Prozent unter dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Erst ab dem 11. Dezember wurde im Vergleich mehr Gas verbraucht als 2021, obwohl die Temperatur bereits ab dem 9. Dezember absackte.

Bild 2: So sehr schießt der Gasverbrauch in der Region wegen der Eiseskälte in die Höhe
Bild: Schönlein, Ute

Bodenseekreis

„Es ist auffällig, dass tatsächlich erst am Montag, 12. Dezember, der Gasverbrauch 2022 höher war als in den anderen Jahren. Ursache dürfte die Industrie sein, die am Montag bei durchgehend extrem kalten Temperaturen mehr Energie gezogen hat“, bestätigt Sebastian Dix, Pressesprecher des Stadtwerks am See, das unter anderem Überlingen und das industriestarke Friedrichshafen mit Gas versorgt, die gleiche Beobachtung am nördlichen Bodenseeufer.

Bild 3: So sehr schießt der Gasverbrauch in der Region wegen der Eiseskälte in die Höhe
Bild: Schönlein, Ute

Hegau-Bodensee

Auch in der Region Hegau-Bodensee steigt der Verbrauch. Zwar lag der Gasbedarf laut Laura Ferentz, Sprecherin der Thüga Energienetze GmbH, die die Netze in der Region betreibt, am 5. Dezember 2022 (4 Grad Celsius) noch bei 585.000 Kubikmetern. Zum Vergleich: Er lag damit rund 15 Prozent niedriger als an einem vergleichbar warmen Dezembertag im Jahr 2021.

Doch am vergangenen Montag, dem 12. Dezember, rund um Singen durchschnittlich minus 6 Grad kalt, stieg der Verbrauch auf 814.000 Kubikmeter – etwa 140.000 mehr als vor einem Jahr und sogar 230.000 mehr als am Montag zuvor. Das Anstieg liege im Wesentlichen am Wetter, so Ferentz.

Welchen Einfluss hat die Temperatur auf den Verbrauch?

Deshalb versuchen mehrere Institutionen inzwischen den Einfluss der Temperatur auf den Verbrauch herauszurechnen – zum Beispiel der „Open Energy Tracker“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Von Netzbetreibern in der Region liegen solche bereinigten Daten nicht vor.

Allerdings berechnete die Netzagentur für die vergangenen beiden Wochen eine bundesweite Temperatur-bereinigte Einsparung von 16,5 Prozent – gegenüber 13 Prozent ohne die Bereinigung.

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In jedem Fall sind das weniger als die 20 Prozent, die die Bundesnetzagentur als Ziel ausgegeben hat. Die Folge: Am Montag seien die Speicherstände um einen ganzen Prozentpunkt gesunken, so Klaus Müller, Präsident der Agentur. Das dürfe sich nicht wiederholen.

Der Dezember könne allerdings einer kältesten der vergangenen zehn Jahre werden, das Ziel wird wohl verfehlt. Eine Gasmangellage kann laut aktuellen Prognosen der Agentur aber wohl dennoch verhindert werden.