„Das Wahlergebnis ist katastrophal, es ist historisch fürchterlich“, sagt Robin Mesarosch zum Wahlergebnis seiner SPD bei der Bundestagswahl. „Wenn die Zahlen noch weiter runtergehen, wird es existenzgefährdend.“ Der 33-Jährige aus Sigmaringen ist so etwas wie der Social-Media-Star der SPD.

Auf Instagram folgen ihm mehr als 90.000 Menschen, sein Video zur Migrationsdebatte ging viral, es hat 1,5 Millionen Klicks. Nur Olaf Scholz und Karl Lauterbach haben in der SPD mehr Anhänger in den sozialen Medien als er.

Mesarosch konnte sich verbessern

In seinem Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen erhielt Robin Mesarosch 19,6 Prozent der Stimmen. Es ist eines der besten SPD-Ergebnisse in Baden-Württemberg. Mesarosch konnte sich um einen Prozentpunkt verbessern – und das, obwohl die SPD überall sonst im Bund abgestraft wurde.

Nach eigenen Angaben ist Mesarosch einer von nur vier Abgeordneten im Bund, denen es gelang, ihr Ergebnis zu verbessern. „Über die Stimmen habe ich mich sehr gefreut“, sagt Mesarosch. „Das gibt mir sehr viel Kraft, das Richtige zu tun.“

Das Direktmandat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen gewann aber der CDU-Abgeordnete Thomas Bareiß sehr deutlich. Hinter dem AfD-Kandidaten Lukas von Berg muss sich Robin Mesarosch auf Platz drei geschlagen gegeben.

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Schlechter Listenplatz

Im nächsten Bundestag wird Robin Mesarosch nicht vertreten sein. Zu schlecht ist das SPD-Ergebnis bei den Zweitstimmen – und zu schlecht seine Platzierung auf der Landesliste. 2021 war er noch auf Platz 16, dieses Mal wählten ihn die SPD-Delegierten des Listenparteitags im Dezember auf Platz 18.

Darüber kann man angesichts der Reichweite von Robin Mesarosch verwundert sein. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, das Social-Media-Aushängeschild der SPD weiter vorne zu platzieren? „Listen kommen auch ohne Leistung zustande“, sagt Mesarosch dazu.

Die SPD-Verbände in anderen Teilen Baden-Württembergs hätten mehr Mitglieder und dementsprechend auch mehr Delegierte zum Parteitag entsandt. „Andere Delegierte haben sich durchgesetzt. Auf so einem Parteitag schaut jeder erst mal auf sich selbst“, sagt Mesarosch.

Rückblickend sei das „strategisch ein riesiger Fehler“. Denn SPD-Mitglieder aus anderen Verbänden hätten zurückgemeldet, dass Menschen wegen Mesarosch in die SPD eingetreten seien. Seine Arbeit in den sozialen Medien nutzt der SPD also ganz konkret.

Falscher Kanzlerkandidat

Mit dem Listenparteitag im Dezember sei Robin Mesarosch eigentlich schon klar gewesen, dass es für ihn nicht reichen wird. Zu Wahrheit gehört aber auch, dass selbst Platz 16 nicht gereicht hätte: Die Konstanzer SPD-Abgeordnete Lina Seitzl schaffte den Einzug mit Platz 13 als Letzte.

Robin Mesarosch blickt daher kritisch auf seine Partei. „Wir haben keinen grundsätzlichen Fortschritt erreicht“, sagt er. „Der SPD hat die Konsequenz bei Entscheidungen gefehlt.“

Auch die Entscheidung für Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten betrachtet Mesarosch als falsch. „Ich habe die Rückmeldung bekommen, dass viele Wähler durch den Kanzlerkandidaten abgeschreckt waren“, sagt er. Ob es etwa mit Boris Pistorius besser gelaufen wäre, könne er im Nachhinein nicht beurteilen. Das Risiko wäre er aber gerne eingegangen.

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Er möchte wieder antreten

Trotzdem würden viele Menschen das richtig finden, was die SPD fordert. Seine Arbeit auf Instagram und Co. wird Robin Mesarosch weiter fortführen, wenn auch in anderer Rolle: „Es macht aber schon einen Unterschied, wenn die Leute meine Videos sehen und wissen: Im Bundestag sind Menschen, die für mich einstehen.“ Das Filmen und Schneiden, das seine Mitarbeiter für ihn erledigten, müsse er nun wieder selbst übernehmen.

Das Wissen über soziale Medien gibt Robin Mesarosch, der selbst Kommunikation studiert hat, an andere SPD-Landesverbände weiter. „Ich werde allerdings nicht die Social-Media-Arbeit für einen Abgeordneten übernehmen“, sagt Mesarosch.

Politische Ämter schließt er für die nächste Zeit erst einmal aus, aber: In vier Jahren möchte er wieder antreten, um erneut in den Bundestag einzuziehen. „Es ist einfach der größte Hebel, um Politik zu machen. Ich lasse den Stift nicht einfach fallen.“

Erst mal keine politischen Ämter

Nun werde er erst einmal sein Büro in Berlin auflösen. „Nach der Zeit bin ich maximal ausgelaugt. Ich muss mich erholen, um mit vollen Tanks wieder anzugreifen“, sagt Mesarosch, der Vater eines einjährigen Sohnes ist.

Man werde ihn künftig hauptsächlich an seinem Wohnort Sigmaringen antreffen. Auch beruflich wird sich Mesarosch neu orientieren müssen. „Da habe ich mich noch nicht festgelegt. Das Ziel ist es aber schon, in der Gegend zu bleiben.“