Der Vorfall ist erst wenige Monate her. Am 4. Februar ist Stabsfeldwebel der Reserve Jürgen Liebermann gemeinsam mit einem Kameraden mit dem Auto unterwegs Richtung Stetten am kalten Markt. Sie fahren gerade die Schwarzwaldstraße in Immendingen entlang. „Dann hat mein Kollege zu mir gesagt: Du, da ist was, halt‘ mal an“, erzählt Jürgen Liebermann.
Einige Menschen stehen an der Straße, offensichtlich ist irgendetwas passiert. Als Liebermann und sein Kollege näher treten, entdecken sie eine leblose Person, die auf dem Gehweg liegt. „Die Gesichtsfarbe sah schon nicht mehr gut aus und man hat nur noch das Weiße der Augen gesehen“, sagt Liebermann.
Rettungswagen in Unglück verwickelt
Er und sein Kamerad, beide sind Teil des Jägerbataillon 292 in Donaueschingen, handeln schnell. Sie bitten einen der umstehenden Passanten, einen Rettungswagen anzufordern und einen Defibrillator in der nahegelegenen Apotheke zu holen. Sie prüfen die Herztätigkeit und die Atmung. Dann beginnen sie, den Mann zu reanimieren.
Zu allem Unglück wird der angeforderte Rettungswagen auf der Anfahrt in einen Unfall verwickelt, sodass ein zweiter gerufen werden muss. Liebermann und sein Kollege machen weiter mit der Herzdruckmassage. Es gelingt ihnen, den Mann durch Reanimationsmaßnahmen am Leben zu halten, bis er den Rettungskräften übergeben werden kann.
Bürger machen Region sicherer
Der Mann, Peter Kessner, liegt anschließend noch zwei Tage im künstlichen Koma. Doch er überlebt. Und er ist dabei, als Jürgen Liebermann und sein Kollege an diesem Abend in Tuttlingen für ihren Einsatz geehrt werden. „Das mit dem Defibrillator wusste ich noch gar nicht“, sagt er. „Gut, dass die Apotheke gleich daneben war.“
19 Personen in elf Fällen zeichnen der Tuttlinger Landrat Stefan Bär und der Präsident des Konstanzer Polizeipräsidiums, Uwe Stürmer, an diesem Abend für ihr engagiertes Handeln aus. „Zivilcourage ist nichts Selbstverständliches mehr“, sagt Bär. „Ich möchte Ihnen daher meine Anerkennung und meinen Respekt aussprechen.“
Die Region würde durch die Bürger sicherer werden, ergänzt Polizeipräsident Uwe Stürmer: „Sie haben vorbildlich gehandelt. Wir hoffen, dass sich andere ein Beispiel an Ihnen nehmen.“
Getränkediebe ertrappt
Keine medizinische, aber kriminalistische Unterstützung leistete Wilfried Dettke. Am 22. Mai 2024 wird der Polizei in Trossingen ein Einbruch in einem Getränkemarkt gemeldet. Etwas später erscheint Wilfried Dettke auf der Wache.

„Um sechs Uhr morgens hörte ich ein lautes Geklapper vor dem Fenster“, erzählt Dettke. Er beobachtet, wie drei Männer große Mengen Alkohol und andere Gegenstände aus einem Auto entladen und in eine Wohnung bringen. „Sie unterhielten sich auch darüber, wie gut der Einbruch lief“, sagt Dettke. Kurzerhand zückt er sein Smartphone und filmt die Szene.
Das Video zeigt er dann der Polizei. Tatsächlich stellt sich heraus, dass es sich bei den Männern um die Täter des Einbruchs handelte. Sie können überführt werden. Für das beherzte Handeln und sein wachsames Hinsehen dankten Uwe Stürmer und Stefan Bär Wilfried Dettke. Das gesamte Diebesgut des Einbruchs konnte sichergestellt werden.
Weitere Personen, die für ihre Zivilcourage geehrt wurden
Nachbar aus hilfloser Lage gerettet
Im Mai 2023 hat Sieglinde Bodenhaupt schon seit Tagen nichts mehr von ihrem Nachbarn gehört. Der Briefkasten des 65-Jährigen quillt über, die Rollläden sind unten. Sieglinde Bodenhaupt wendet sich an die Polizei Tuttlingen. Es stellt sich heraus, dass der Mann seit Tagen nicht mehr auf der Arbeit erschienen war.
Gemeinsam mit der Feuerwehr öffnen die Polizisten die Wohnungstür. Sie finden den Nachbarn im Hausflur. Dort liegt er verletzt nach einem Sturz und ist bereits so geschwächt, dass er nicht mehr sprechen kann. Einen weiteren Tag hätte er laut Ärzten vermutlich nicht überlebt.
Teamwork verhindert Trunkenheitsfahrt

Am 3. Mai 2023 sind Michael Saupp, Daniel Groß und Denis Schmidt im Sportheim der SpVgg Aldingen. Es ist bereits Abend, Denis Schmidt möchte nach Hause gehen. Auf dem Parkplatz fällt ihm ein Mann auf, der neben einem völlig zerbeulten Auto steht und telefoniert. Er ist offenbar stark alkoholisiert. Schmidt verständigt Saupp und Groß, die nun ebenfalls auf den Parkplatz kommen.
Der Mann ist inzwischen losgefahren. Michael Saupp, Daniel Groß und Denis Schmidt beginnen, auf den Mann einzureden. Dieser steigt schließlich aus dem Auto aus. Groß zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss. Später stellt die Polizei einen Alkoholwert von 2,0 Promille fest. Der Mann muss seinen Führerschein abgeben.
Schwer verletzten Autofahrer aus seinem Auto geborgen

Im Juli 2023 fährt ein 68-jähriger Mann auf der B311 von Tuttlingen nach Meßkirch. Er kommt von der Straße ab, das Auto überschlägt sich und bleibt auf dem Dach liegen. Zwei Personen, darunter Marina Metelyov, eilen zur Hilfe.
Sie sichern die Unfallstelle, befreien den Mann aus seinem Auto und rufen einen Rettungswagen. Sie bleiben bei ihm, bis die Rettungskräfte eingetroffen sind. Später stellt sich heraus, dass der Mann am Steuer eingeschlafen war.
Verletzte nach Schlägerei versorgt
Am 27. Mai 2024 sitzt Melissa Hartwich mit ihrer Cousine in einem Eiscafé in der Tuttlinger Innenstadt. Sie werden Augenzeuginnen einer Schlägerei. Vor dem Eiscafé beginnen vier Männer, aufeinander einzuprügeln, auch Gläser und Stühle werden geworfen.
Einer der Männer trifft seinen Kontrahenten mit einem Schlagstock am Kopf. Dieser geht benommen zu Boden und bleibt dort liegen. Einige Passanten beginnen, die Szene zu filmen. Nicht so Melissa Hartwich und ihre Cousine. Beide sind im medizinischen Bereich tätig und versorgen den Verletzten, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Fahrraddiebstahl verhindert
Am 18. August 2024 ist Natalija Floridia abends mit ihrem Hund in Tuttlingen unterwegs. Sie bemerkt einen Mann, der mit einem Hammer und einer Säge an einem Fahrrad hantiert. Eine ältere Dame spricht den Mann an, er reagiert aggressiv und droht der Frau Gewalt an. Floridia handelt schnell: Sie wählt die 110, kurz darauf trifft die Polizei vor Ort ein. Der Täter kann auf frischer Tat ertappt und festgenommen werden.
Frau aus brennendem Haus gerettet

Am 5. Dezember 2023 ist Cornelia Knauss auf dem Heimweg. Sie bemerkt Rauch in einem Wohnhaus in der Nachbarschaft. Knauss klingelt Sturm. Gisela Raus ist ebenfalls in der Nähe unterwegs und eilt zur Hilfe.
Irgendwann gelangen die beiden Frauen ins Haus. Sie bringen die 93-jährige Bewohnerin, die den Rauch nicht bemerkt hatte, nach draußen und verhindern somit Schlimmeres.
Bankmitarbeiterin verhindert Betrug
Im Januar 2023 erhält eine ältere Dame einen Anruf einer vermeintlichen Polizeibeamtin. Sie soll Geld überweisen, da ihre Tochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht haben soll. Es seien 50.000 Euro notwendig.
Christina Biesinger ist Bankmitarbeiterin. Sie schöpft Verdacht und macht die ältere Dame auf den Betrug aufmerksam. Doch die Frau besteht darauf, das Geld zahlen zu wollen. Biesinger bleibt hartnäckig und verständigt die Tochter. Diese kann ihre Mutter schließlich von der Betrugsmasche überzeugen.
Einbruch beobachtet
Elisabeth Hoffmann wird am 7. Dezember 2023 um 1 Uhr nachts auf ein seltsames Geräusch aufmerksam. Sie schaut aus dem Fenster und sieht eine verdächtige Person bei einem Lebensmittelmarkt.
Hoffmann wählt die 110. Die Polizei nimmt vor Ort einen Jugendlichen fest, der in den Markt einbrechen wollte. Er hatte zuvor außerdem ein Fahrrad gestohlen.
Bewusstlose Autofahrerin reanimiert

Im April 2023 fährt Ingeborg Dressler durch die Gemeinde Böttingen. Während der Autofahrt hat die 77-Jährige gesundheitliche Probleme. In einer Kurve kommt sie von der Straße ab und prallt gegen ein Stahlgeländer. Dann hält das Auto auf der Gegenfahrbahn. Ingeborg Dressler bleibt regungslos sitzen.
Kurz darauf halten Maren Mattes und Ramona Reuschling am Unfallort. Sie befreien Dressler aus dem Auto und reanimieren die Frau, bis der Rettungswagen die Unfallstelle erreicht. „Ohne die Zwei wäre ich heute nicht mehr hier“, sagt Ingeborg Dressler am Ehrungsabend in Tuttlingen.