Der Sommer kommt, die Temperaturen steigen, die Corona-Infektionszahlen sinken. Damit steigen die Überlegungen, wo und wann man in diesem Jahr Urlaub machen kann. Vor allem inländischer Tourismus wird wohl, ebenso wie im Corona-Jahr 2020, bei Campern und anderen Urlaubern hoch im Kurs stehen. Die Region am und um den Bodensee wird sich einem großen Ansturm stellen müssen, dabei sind sich die ansässigen Tourismusunternehmen und -verbände bereits sicher.
Die Prognose: Am See wird es voll
Die Verantwortlichen bei der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) glauben, dass es diesen Sommer viele Touristen an den See ziehen wird. „Wir erwarten eine große Nachfrage bei den Beherbergungsbetrieben“, sagt Ute Stegmann, Geschäftsführerin der DBT, auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Nach Auskunft unserer Tourist-Informationen sind die Sommermonate bereits gut gebucht.“
Auch die Plätze auf den Campingplätzen rund um den See seien für die kommenden Monate bereits sehr gefragt. Man rechne außerdem mit einer großen Anzahl an Tagestouristen. Ute Stegmann ist sich sicher, dass ähnlich wie im Vorjahr viele Deutsche im Moment eine Reise im Inland planen.
Konstanz war 2020 gut besucht
Das bemerkte man bereits auch im vergangenen Jahr, bei dem die ansässigen Tourismusbetriebe trotz der Corona-Krise einen guten Sommer erlebten. Auch Konstanz war dabei gut besucht. Damit rechnen die Verantwortlichen der städtischen Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK) auch in diesem Jahr. „Der Trend, in der Heimat Urlaub zu machen, wird wahrscheinlich auch 2021 anhalten“, sagt Stephanie Burgbacher von der MTK. „Aufgrund weiterhin bestehender Unsicherheiten beim weltweiten Reisen gehen wir davon aus, dass die hohe Nachfrage für nationalen Urlaub anhält.“
Die Verantwortlichen rechnen hierbei vor allem mit spontanem Inlandstourismus. So habe bereits 2020 gezeigt, dass Urlauber zunehmend kurzfristig buchen würden. Auch der Camping-Urlaub liege laut Stephanie Burgbacher weiterhin im Trend. Wie stark die Nachfrage letztendlich sein wird, werde sich aber wohl erst im Laufe des Jahres zeigen.
Zugriffszahlen im Internet steigen
Der Trend zur kurzfristigen Buchung, vor allem über das Internet, wird sich laut Lucia Kamp, Bereichsleiterin des Vereins Regio Konstanz-Bodensee-Hegau, auch im Jahr 2021 fortsetzen. „Ein Indiz dafür sind die Zugriffszahlen im Regio-Portal in den letzten Wochen“, sagt Lucia Kamp. „Insbesondere im Online-Bereich hat sich die Region entsprechend weiterentwickelt.“
Aufgrund des Booms der Neuzulassungen von Wohnmobilen vermutet die Touristikerin, dass auch Camper die Region wieder im Auge haben werden. Einige Kommunen hätten aufgrund des zu erwartenden Ansturms bereits entsprechend neue Stellplätze ausgewiesen.
Jennifer Schwabe vom Tourismusportal www.bodenseeferien.de bemerkt ebenfalls steigende Zugriffszahlen seit Anfang Mai. „Die Leute haben sich in letzter Zeit gefragt, wann sie endlich Urlaub buchen können“, sagt die Tourismusexpertin. „Und jetzt ist der Startschuss gefallen, darauf haben alle Menschen gewartet.“ Auf dem Internetportal seien noch genügend Unterkünfte frei, aber man sollte schnell sein, ist sich Jennifer Schwabe sicher.
Der Sommer könnte lange dauern
In der Schweiz sind Hotels, Bergbahnen und Außengastronomie schon seit längerer Zeit geöffnet. Dort sind die touristischen Angebote bereits gut besucht, weshalb die Wirte und Hoteliers rund um den Bodensee eine Angleichung der geltenden Regeln fordern. Die Regeln sollten dabei harmonisiert werden, heißt es von den Seiten der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH. „Der Gast geht da hin, wo er hingehen darf“, sagt außerdem der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Bodenseekreis, Horst Müller. „Wenn‘s blöd läuft, gibt das ein totales Chaos.“
Und was sagen unsere österreichischen Nachbarn? Dort geben die ersten Öffnungsschritte ab dem 19. Mai den Betrieben eine Planungssicherheit, die in Deutschland aufgrund der Corona-Lage noch auf sich warten lässt. Katja Seeberger von der Bodensee-Vorarlberg Tourismus GmbH stellt deshalb ähnliche Prognosen wie die Touristiker hierzulande.
In Vorarlberg bemerke man seit der Öffnung der Gastronomie eine erhöhte Nachfrage in der Informationszentrale. „Die Freimeldungen auf den Buchungsplattformen werden immer weniger und auch die Hoteliers berichten von einer ansteigenden Anfrage und Auslastung“, sagt Katja Seeberger. „Die Nachholbedarf an Urlaub ist hoch, und diese Nachfrage könnte dieses Jahr über den Sommer hinaus anhalten.“ So erwarten Experten, dass viele Gäste, die im Hochsommer noch verhalten agieren, dafür später kommen. Der Sommer könnte also lange dauern.
Laut Markus Böhm von der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH sei es deshalb entscheidend, sich gezielt auch auf die Zeit danach, also den Herbst und den Winter, einzustellen. „Diese Ganzjahresausrichtung wird für den Erfolg des Tourismusjahres 2021 entscheidend sein“, so Markus Böhm gegenüber dem SÜDKURIER.
Was können Touristen jetzt noch tun?
Aktuell gibt es am Bodensee noch Kapazitäten für die Sommermonate. Es könnte allerdings nicht lange dauern, bis die Region direkt um den See komplett ausgelastet ist. Ute Stegmann von der DBT rät Touristen, die noch keinen Platz an der Sonne gefunden haben, sich etwas abseits des Sees zu erkundigen. Dort sei die Chance gut, auch für die Sommerferien, noch etwas zu finden. Dazu rät auch Lucia Kamp, so gebe es auch eine große Bandbreite an Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Schienerberg, dem Thurgauer Seerücken, dem Bodanrück und im Hegau.
Katja Seeberger schlägt auch für Österreich den Urlaubern vor, etwas abseits der üblichen Touristenpfade nach Angeboten zu suchen. Dort seien die Städte, die nicht direkt am See liegen, wie etwa Dornbirn und Feldkirch, ebenfalls attraktiv für die Urlauber. Außerdem seien auch andere kleine Gemeinden attraktiv für den Sommerurlaub, von dort seien beispielsweise Bregenz und auch der Bodensee gut erreichbar.