„Wir saufen ab“, steht auf einem Pappschild, dass sich Bettina vor ihren Schlafplatz auf dem Grüner-Wohnen-Campingplatz gestellt hat. Sie sitzt am Sonntagmontag in ihrem Zelt, direkt am Rand des Geländes und wenige Zentimeter vom vermatschten Weg entfernt. Damit der Schlamm nicht ungehindert in Richtung ihres Zeltes fließt, hat sie mit etwas Stroh eine kleine Barrikade gebaut.

Ihre Gruppe ist bereits zum zehnten Mal auf dem Southside, sagt Bettina. Aber: „Wir haben uns unser 10-Jähriges ein bisschen anders vorgestellt.“ Auf einem Foto möchte sie lieber nicht zu sehen sein – wie viele andere Besucher am Sonntag. Die langen Festival-Nächte haben bei den Gästen Spuren hinterlassen.
Ed Sheeran begeistert
Trotz des Wetters habe Bettina aber Spaß gehabt. Als Höhepunkte nennt sie die Konzerte von Kontra K und Ed Sheeran – dass Sheeran das komplette Konzert alleine bestreitet, sei einer der Hauptgründe gewesen, sich den Auftritt mal anzusehen.
Der Brite, der am Samstagabend um 23 Uhr auf der Green Stage auftrat, hat viele begeistert. Das zeigt ein Besuch auf dem Campingplatz.
„Sehr geil“ fand das Konzert von Sheeran auch Liz aus Pforzheim. „Motivation ist noch da, aber wir reisen heute nach KIZ ab“, sagt sie. Mit Nino, der ebenfalls zu ihrer Gruppe gehört, will sie sich außerdem noch Tom Odell und Brutalismus 3000 anschauen. Das Duo Ottolien war für Nino die beste Neuentdeckung auf dem Festival.
Kritik an der Toiletten-Situation
Direkt am matschigen Weg sitzen gegen 10.30 Uhr auch Denise, Carina und Nick aus der Nähe von Lörrach – ein weiterer Kumpel möchte allerdings nicht aufs Foto, weil er eigentlich krankgeschrieben ist, sagt er lachend. „Es ist Scheiße dieses Jahr“, sagt Denise unverblümt über das Wetter. Zudem kritisiert die Gruppe, dass es zu wenig Toiletten auf dem Grüner-Wohnen-Campingplatz gebe und dass sie zu wenig gereinigt würden.

Am Vortag hätten sie teilweise mit dem Gedanken gespielt, frühzeitig abzureisen. Die Aussicht auf ein warmes Bett sei sehr verlockend gewesen. „Das war aber trotz allem keine Option“, so Denise. Während des Gesprächs mit dem SÜDKURIER fällt auch die Entscheidung, erst am Montag abzureisen.
Dem Regen getrotzt und neue Freunde gefunden
Bis Montag will auch Anika aus Freiburg noch durchziehen. Sie sitzt am Sonntagmorgen in einer Runde mit Christian aus Ludwigshafen, Julien aus Düsseldorf und Veikko aus Berlin. „Klar haben wir noch Bock. Es regnet endlich mal nicht“, sagt Anika über ihre Motivation für den letzten Festivaltag.
Sie und Christian kannten sich bereits, Julien und Veikko haben während des Festivals zu den beiden gefunden. Jetzt wollen die vier in Kontakt bleiben. „Es fühlt sich so an, als würden wir uns alle schon zehn Jahre kennen“, sagt Julien. Für ihn und Christian findet das Southside 2024 schon am Sonntag ein Ende. Die Energie, noch bis Montag zu bleiben hätten die beiden schon, zum Wochenstart steht für sie aber schon wieder die Arbeit auf dem Plan. Veikko will indes erst am Montag die lange Heimreise in die Hauptstadt antreten.

Den Auftritt von Ed Sheeran in der Nacht von Samstag auf Sonntag hat sich die Gruppe noch gemeinsam angeschaut. Ihren Musikgeschmack trifft der Brite zwar nicht unbedingt, beeindruckt war Anika dennoch: „Er zieht die Leute schon richtig in seinen Bann.“ Als einen seiner Höhepunkte beim Southside 2024 nennt Veikko noch den Auftritt von Noga Erez, die er hier neu für sich entdeckt habe.
Sie machen das Beste draus
Vor einem Crêpes-Stand stehen Laura und Luca aus Ulm in der Schlange. Einen Frühstücks-Burger mit Rührei haben sie sich bereits geholt, jetzt soll es noch einen Crêpe geben. „Wir machen das Beste draus“, sagt Laura über das Wetter. Abreisen sei keine Option gewesen, „dafür war‘s zu teuer“.

Den Auftritt von Ed Sheeran fanden auch Laura und Luca „geil“, zudem heben sie Kontra K und Ski Aggu und Bring Me The Horizon als Höhepunkte hervor. Luca spiele allerdings mit dem Gedanken, schon am Sonntagabend abzureisen, sagt er.
Stärkung vor dem Endspurt
Mit Humor nimmt eine Achtergruppe aus Stuttgart, Frankfurt und Dresden das verregnete Wochenende. „Unser Höhepunkt war auf jeden Fall das Wetter. Die Kritik aus dem letzten Jahr, dass es zu wenig Wasser gab, wurde auf jeden Fall angenommen“, sagt Steffen und lacht. Die Gruppe sagt, sie habe den Campingplatz am Donnerstagmorgen mit eröffnet. Vor Montag die Zelte abzubrechen sei keine Option. „Selbstverständlich nehmen wir heute noch alles mit“, sagt Franzi.