Nachdem die Lokführer von Mittwoch, 24. Januar, bis Montag, 29. Januar, gestreikt hatten, drohen nun wieder Ausfälle im öffentlichen Nahverkehr. Denn nun will auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Arbeit niederlegen und am Freitag, 2. Februar, das gesamte Bundesgebiet außer Bayern bestreiken. In rund 80 Städten sollen Straßenbahnen, Busse und U-Bahnen im Depot bleiben. Auch einige Städte im Südwesten – darunter Konstanz – sind betroffen. Womit müssen Pendler rechnen?
Baden-Württemberg: Welche Städte sind vom ÖPNV-Streik betroffen?
Betroffen von dem ganztägigen Warnstreik sind die kommunalen Verkehrsbetriebe in Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz Das teilte Verdi am Montag in Stuttgart mit. Verdi rechne damit, dass in den sieben Städten keine Busse und Bahnen fahren werden.
Hintergrund des Streiks sind parallele Tarifverhandlungen im ÖPNV in fast allen Bundesländern. Generell geht es dabei um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Jedoch stellt nicht jedes Bundesland die gleichen inhaltlichen Forderungen. Im Südwesten will Verdi unter anderem erreichen, dass sich Bus- und Bahnfahrer Arbeitszeiten bei Verspätungen vollständig anrechnen lassen können. Außerdem fordert die Gewerkschaft eine Schichtzulage für den Fahrdienst.
Verdi will mehr Druck auf Arbeitgeber machen
Erste Gesprächsrunden über die Forderungen sind in allen Bundesländern beendet, führten jedoch zu keinen Ergebnissen. Der Zeitpunkt sei deshalb gekommen, mehr Druck auf die Arbeitgeber zu machen, sagte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Christine Behle am Montag.
Verdi-Verhandlungsführer Jan Bleckert teilte außerdem mit: „Der dramatische Personalmangel führt schon jetzt zu ständigen Ausfällen und Verspätungen und belastet die Fahrerinnen und Fahrer massiv“. Die gewünschte Stärkung des Nahverkehrs werde aber nur gelingen, wenn die Arbeitsbedingungen erheblich verbessert würden.
Was ist in Konstanz zu erwarten?
Wie genau sich der Streik in der Konzilstadt auswirken wird, war am Montag noch unklar. Nun (Stand Dienstagnachmittag, 30. Januar) teilten die Stadtwerke Konstanz allerdings mit, dass nicht nur der Bus-, sondern auch der Fährebetrieb des städtischen Unternehmens von dem Warnstreik betroffen sein werden.
„Es wird davon ausgegangen, dass zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Busbetriebs ihre Arbeit niederlegen“, heißt es in der Pressemitteilung. „In dieser Zeit fahren keine Busse des Unternehmens im Liniennetz der Stadtwerke. Das betreffe auch die Schulbusse.“ Der Streik beim Stadtbus Konstanz beginnt am Freitag um 03.45 Uhr und endet 24 Stunden später.
Ebenso würden keine Fähren zwischen Konstanz und Meersburg verkehren. Der Streik beginnt um 04.35 Uhr am Freitagmorgen und soll ebenfalls 24 Stunden andauern. „Fahrgäste mit dem Auto müssen den Umweg über die Straße in Kauf nehmen“, heißt es von den Stadtwerken weiter. Wer zu Fuß geht oder ein Fahrrad dabei hat, könne hingegen das Fahrgastschiff MS Überlingen zwischen dem BSB-Hafen Konstanz zum BSB-Hafen in Meersburg nutzen.
Als die Gewerkschaft Verdi Anfang März 2023 zu bundesweiten Warnstreiks im Nahverkehr aufgerufen hatte, wurden der Bus- und Fährebetrieb der Stadtwerke Konstanz ebenfalls lahmgelegt.
In anderen Regionen bleibt es ruhig
Beim Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben wird aktuell, Stand: Dienstagnachmittag, davon ausgegangen, dass in der Region ausschließlich die Stadt Konstanz betroffen sein wird. Im Bodenseekreis hatte das Stadtwerk am Montag außerdem versichert, dass der Katamaran zwischen Friedrichshafen und Konstanz trotz des Streiks fahren wird. Auch die Bodensee-Oberschwaben-Bahn sowie die Stadtbusse in Friedrichshafen und Überlingen werden am Freitag fahrplanmäßig unterwegs sein.
Kritik an erneutem Streik
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat den angekündigten Warnstreik kritisiert. „Für die Fahrgäste ist das äußerst unangenehm“, sagte der Pro-Bahn-Vorsitzende Detlef Neuß. „Sie hatten sich gerade gefreut, dass jetzt einiges besser geworden ist, und schon kommt der nächste Arbeitskampf.“
Von der Umweltbewegung Fridays for Future (FFF) wird der Warnstreik hingegen unterstützt. Gemeinsame Aktionen beider Organisationen zum Thema ÖPNV hatte es in der Vergangenheit schon öfter gegeben. FFF setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen und für stärkere Investitionen in den ÖPNV ein, um ihn als Alternative zum Auto attraktiver zu machen.
FFF-Sprecherin Darya Sotoodeh sagte dazu: „Das Prinzip ist einfach: Wir befinden uns mitten in der Klimakrise. „Was wir brauchen, ist mehr Bus und Bahn, und das geht nur mit besseren Arbeitsbedingungen und nur gemeinsam mit den Beschäftigten.“ Die Klimabewegung fordert von der Bundesregierung bis 2030 zusätzliche Investitionen in den ÖPNV von 16 Milliarden Euro im Jahr.