Theresa Schoppers Lachen kommt tief aus dem Bauch. Es ist laut, herzlich, ansteckend und sehr bayrisch. Die grundsätzlich gute Laune und der Optimismus, die ihr zu eigen sind, wird die 60-Jährige in der nächsten Zeit dringend brauchen, angesichts der enormen Herausforderungen, die an ihrer neuen Wirkungsstätte auf sie warten. An diesem Mittwoch soll Schopper zur baden-württembergischen Kultusministerin ernannt werden.

Einer breiten Öffentlichkeit in Baden-Württemberg ist die aus Füssen im Allgäu stammende Grünen-Politikerin bislang nicht bekannt – anders als in ihrer bayerischen Heimat. Die studierte Soziologin, Psychologin und Kriminologin war in Bayern 14 Jahre Landtagsabgeordnete, zudem von 2003 bis 2013 Landesvorsitzende der Grünen. 2013 unterlag sie in Füssen dem grünen Platzhirsch bei der Kandidatenkür, eine bittere unerwartete Niederlage. Seitdem ist sie raus aus der bayerischen Politik. Als Winfried Kretschmann sie 2014 in die Grundsatzabteilung des Stuttgarter Staatsministeriums holte, witterte so mancher einen Versorgungsposten für eine beschäftigungslose grüne Weggefährtin – was sich ganz schnell als grobe Fehleinschätzung herausstellte.
Schon lange einen guten Draht zu Kretschmann
Kretschmann wusste ihre ausgleichende Persönlichkeit, den klugen politischen Kopf und das ausgeprägte Kommunikationstalent zu schätzen und machte sie nach der Wahl 2016 zur Staatssekretärin in seinem Regierungssitz. „Wir kennen uns schon aus unserer gemeinsamen Zeit im Parteirat der Grünen, hatten damals zwar keine direkten Berührungspunkte, aber einen guten Draht zueinander“, hatte Schopper damals dem SÜDKURIER erzählt. 2018 machte Kretschmann sie zur Staatsministerin.
Wenn alles reibungslos läuft, war sie gut
Im Regierungssitz übernahm sie die politische Koordination, eine zentrale strategische Position. Dafür war sie überall dabei, ob am Kabinettstisch oder im Fraktionsvorstand. Für den Regierungschef diente sie auch als Frühwarnsystem in die Partei hinein, wenn eine Position bei der grünen Basis durchzufallen drohte. Wenn alles reibungslos läuft, sagte sie, habe sie ihren Job gut gemacht. „Telefonieren und kommunizieren. Koordinieren, politische Strategien verfolgen, Entscheidungen vorbereiten, Entwicklungen anstoßen – das mache ich sehr gerne“, sagte sie damals und beschrieb sich als eine Art Sherpa, ein Lastenträger, wie man ihn am Himalaya antrifft.
Künftig liegen noch mehr Lasten auf den Schulter der zweifachen Mutter, die in der katholischen Kirche aktiv ist. Zudem steht Schopper, die gerne im Hintergrund wirkt, künftig in der ersten Reihe. Thematisch ist sie in der neuen Aufgabe bereits zuhause. Als Staatsministerin war sie bereits eng mit Kultusthemen befasst und zentral an der politischen Abstimmung von Kabinettsvorlagen beteiligt. Seit der Landtagswahl im März und dem weitgehenden Abtauchen von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) steuerte Schopper vom Staatsministerium aus bereits wesentliche Belange des Ministeriums und den Tagesbetrieb.
Elternbeirat: „Das war sehr erfrischend“
Zu Jahresbeginn hatte Schopper bereits die von Kretschmann initiierten Dialogrunden zur Corona mit allen Beteiligten des Bildungsbereichs organisiert, daher kann man auch dort mit dem Namen Theresa Schopper mittlerweile ein Gesicht verbinden. „Wir hatten bereits im Januar ein längeres Gespräch, danach hat sie den runden Tisch begleitet und die zweite Sitzung geleitet“, sagt etwa Michael Mittelstaedt, Vorsitzender des Landeselternbeirats, der einen positiven Eindruck gewonnen hat. „Frau Schopper war zweifelsohne im Thema und hat sehr offen und wertschätzend kommuniziert – das war sehr erfrischend“, sagt Mittelstaedt, „das heißt nicht, dass wir uns einig gewesen wären, aber zumindest war das Gespräch angenehm.“
Viele Fragezeichen gibt es noch dazu, für welche bildungspolitischen Positionen Schopper als Kultusministerin steht. Zunächst einmal gilt es aber, die gewaltigen Herausforderungen zu lösen, die mit der Corona-Pandemie einhergehen. 2018 sagte Schopper dem SÜDKURIER: „Nach Stuttgart zu gehen, war die beste Entscheidung, die mir im politischen Leben passieren konnte. Hier mitarbeiten zu können, ist ein echter Traumjob. Und ich versuche, die Politik nicht so ernst zu nehmen, um meinen Humor und meine positive Lebenseinstellung zu bewahren“, sagte sie damals. Es gibt sicher Ministerien, in denen das einfacher gelingt.