Ein Kaffee auf dem Weg zur Arbeit, die Currywurst in der Pappschale auf die Hand oder der Salat in der Plastikbox vom Supermarkt zum Mittagessen – Essen zum Mitnehmen ist bequem und spart Zeit. Doch durch die Plastikverpackungen entsteht viel Müll. Laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) fielen in Deutschland schon bei der aktuellsten Erhebung im Jahr 2017 aufgrund von Einweggeschirr, Plastikbesteck und To-go-Verpackungen 105.524 Tonnen Plastik an.
Damit soll jetzt Schluss sein: Die EU verbietet die Herstellung und den Import von vielen Einwegplastikprodukten: Plastikbesteck, Plastik-Trinkhalme, Lebensmittel- und Getränkebehälter aus Styropor sowie mit Kunststoff beschichtete Einwegpappteller.
Das Einwegplastik-Verbot
Doch was machen Gastronomen in der Region mit ihren restlichen Einweg-Verpackungen?
Eine Menge Styroporbehälter vorrätig hat Longphong Phong vom Thai Asia Restaurant in Engen. „Wir verwenden diese, bis sie aufgebraucht sind“, sagt sie.

Das ist auch erlaubt, denn Plastikbehälter und Styropor-Schalen, die bereits produziert worden sind, dürfen weiterhin verkauft werden. Damit soll vermieden werden, dass ungebrauchte Einwegprodukte vernichtet werden und dadurch noch mehr unnötig Plastikmüll entsteht. Phong überlegt noch, welche Alternative sie für die Styroporboxen verwenden möchte, wenn die Restbestände aufgebraucht sind. Für das Plastikbesteck hat sie schon eine Lösung: „Ich habe bereits Bambusbesteck bestellt.“

Aluminiumschalen genauso umweltschädlich wie Plastik – aber weiter erlaubt
Neben den Styroporbehältern verwendet das thailändische Restaurant für Gerichte zum Mitnehmen auch Aluminiumschalen. Diese sind noch nicht verboten. Umweltfreundlicher als Styropor sind sie jedoch auch nicht. „Es ist keine umweltfreundliche Alternative, auf Aluminiumbehälter umzusteigen. Die Herstellung ist sehr energieintensiv und es entstehen umweltschädliche Abfallstoffe wie Arsen und Schwermetalle“, sagt Sabine Holzäpfel, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Doch warum sind Aluschalen dann trotzdem noch erlaubt?
Das Umweltbundesministerium begründet dies so: „Ausdrückliches Ziel der EU-Einwegkunststoffrichtlinie ist es, speziell den Eintrag von Kunststoff in die Umwelt zu verringern. Schalen aus Aluminium sind nicht im Anwendungsbereich der Richtlinie und gehören daher auch nicht zu den verbotenen Produkten.“
Als Ersatz für Einwegboxen aus Styropor empfiehlt Expertin Holzäpfel Verpackungen aus sogenannter Bagasse. Das sind faserige Überreste der Zuckerrohrpflanze, die bei der Herstellung von Zucker entstehen.
Plastik durch Maisstärke ersetzen
Der Pizza-Service Tassone in Radolfzell benutzt zwar keine Styroporbehälter wie das Thai Asia Restaurant in Engen, aber Salatschalen aus Einweg-Plastik. „Wir versuchen zu schauen, wo wir Plastik reduzieren können. Die Plastik-Salatschalen wollen wir durch Maisstärke ersetzen“, sagt Silvana Tassone. Tatsächlich sind aber Essens-Verpackungen wie die Salatschalen von Tassone – solange sie nicht aus Styropor sind – genauso wie Einweg-Eisbecher oder Kaffee-Becher aus Papier mit Kunststoffbeschichtung zunächst weiterhin erlaubt.

Neues Gesetz lässt viele Ausnahmen zu
Die Regeln des EU-Plastikverbots sind also sehr kleinteilig, wodurch einige Plastik-Behältnisse weiterhin erlaubt sind und Gastronomen nicht sofort auf alternative Verpackungen setzen müssen. Das kritisiert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Aus Sicht des Nabu lässt das Gesetz zu viele Ausnahmen zu. „So ist bisher kaum etwas wirklich verboten und man kann auch einfach auf andere Einwegprodukte ausweichen, womit gegen die Vermüllung der Natur nichts getan wäre“, sagt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Auf ein Mehrwegsystem zu setzen ist laut Nabu die einzige Möglichkeit, um die Abfallberge zu reduzieren. Das sieht das Gesetz aber erst ab 2023 vor. Dann müssen Caterer, Lieferdienste und Restaurants auch Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern für ihre Speisen und Getränke zum Mitnehmen anbieten.
Gute Plastik-Alternativen fehlen
Um Müll zu reduzieren, brauche es neben dem Mehrwegsystem aber auch gute Einwegplastik-Alternativen auf dem Markt, bemängelt Silvana Tassone vom Radolfzeller Lieferdienst Tassone. Das sieht auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) so. „Priorität muss jetzt die Entwicklung von preisgünstigen und hygienisch einwandfreien Alternativen haben“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Eine gute Alternative für Plastik-Strohhalme gibt es nämlich für Daniel Messelem, der das mexikanische Restaurant Bandoleros in Singen betreibt, noch nicht. „Die Röhrchen aus Glas sind sehr aufwendig zum Reinigen, gehen zu Bruch, sind teuer und werden von den Gästen oft mitgenommen. Bei Halmen aus Edelstahl kann man nicht hindurchschauen und sicherstellen, dass sie keimfrei sind. Und Papierstrohhalme und Makkaroni weichen schnell auf.“