Florian Jesse ist aufgebracht: Am vergangenen Samstag unternimmt er mit fünf Schülern des Internats Schule Birklehof einen Ausflug ins Freizeitzentrum Fundorena auf dem Feldberg. Nach einem spielreichen Nachmittag gehen sie zur Bushaltestelle Feldberger Hof, wo bereits zahlreiche Skifahrer und Touristen stehen.

Gemeinsam warten auf den letzten Bus der Linie 7300 zwischen Zell im Wiesental und Titisee um 18.30 Uhr, um vom Feldberg in die umliegenden Ortschaften zu kommen. Doch als der Bus eintrifft, beginnt das Debakel: Es haben nicht alle Platz.

Zu wenig Busse, für zu viele Passagiere

Weil es nicht das erste Mal sei, schreibt Jesse an Bürgermeister, Gemeinderäte, Busunternehmen und die Presse. Unter anderem schreibt er: „Es ist ernüchternd, dass trotz der Klimakrise und dem Willen vieler Bürger den ÖPNV zu nutzen, dieser im Bereich des Feldberges in den letzten Jahren deutlich schlechter statt besser geworden ist.“ Stimmt das?

Lehrer Florian Jesse sieht eine negative Entwicklung im Busverkehr am Feldberg.
Lehrer Florian Jesse sieht eine negative Entwicklung im Busverkehr am Feldberg. | Bild: Florian Jesse

Johannes Albrecht, Bürgermeister der Gemeinde, bestätigt Jesse: „Der aktuelle Stundentakt ist zu gering, weil das Passagieraufkommen zu hoch ist“. Für seine Gemeinde fordert Albrecht deshalb einen Halbstundentakt und entlang prognostizierbarer Passagiererwartungen, etwa aufgrund guten Wetters, flexibel anpassbare Busse.

Aus den zuständigen Landratsämtern Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald erfährt der Bürgermeister Rückendeckung: „Etwa zu Ferienzeiten bei gutem Wetter besteht punktuell ein Mehrbedarf“, sagt Matthias Fetterer, Pressesprecher des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald. Dazu gehöre die Ausweitung des bestehenden Stundentakts auf zwei Fahrten während Hauptverkehrszeiten – also ein Halbstundentakt.

Warum es keinen Halbstundentakt mehr gibt

Doch den gewünschten Takt gab es bereits, zumindest in den Wintermonaten. „Diese Leistung wurde aufgrund von Vertragskündigungen eingestellt“, sagt Uwe Mühl aus dem Betriebsmanagement der SBG in Waldshut.

Hier gibt es offensichtlich Meinungsverschiedenheiten zwischen der SBG und der Gemeinde Feldberg. Denn Bürgermeister Albrecht will nichts von einer Kündigung wissen. Die Papiere seien 2020 ausgelaufen, nachdem der Verkehrsbetrieb die angeforderten Erhebungen zum Passagieraufkommen und den damit verbundenen Einnahmen nicht vorgelegt hatte.

Weil also unklar war, ob die Busse überhaupt Geld einnehmen, seien sie aus dem Angebot getilgt worden. Nun müssen die Menschen länger an der Haltstelle stehen – und beide Beteiligten waschen ihre Hände in Unschuld.

Teilweise bis zu 40 Minuten müssen Gäste nun warten, um mit dem Bus auf den Feldberg zu gelangen, nachdem sie mit der S-Bahn aus Freiburg nach Titisee gekommen sind. Für Bürgermeister Albrecht ist die teils mangelnde Abstimmung mit dem Fahrplan der S-Bahn ein Grund, warum sich der Busverkehr weiter verschlechtert habe.

„Der aktuelle Stundentakt ist zu gering, weil das Passagieraufkommen zu hoch ist“ sagt Johannes Albrecht, Bürgermeister der ...
„Der aktuelle Stundentakt ist zu gering, weil das Passagieraufkommen zu hoch ist“ sagt Johannes Albrecht, Bürgermeister der Gemeinde Feldkirch und setzt sich deshalb für einen Halbstundentakt ein. | Bild: Lutz, Bernhard

So könnte es besser werden

Pläne für eine weitere Regionalbuslinie, die zu 60 Prozent vom Land finanziert werden soll, sind bereits im Gespräch zwischen der Gemeinde Feldberg und den zuständigen Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald sowie Lörrach. „Auch wenn bisher keine erhebliche Nachfrage auf Fahrten nach 18:30 bestand, erscheint eine weitere Spätfahrt in beide Richtungen Todtnau – Titisee jedoch sinnvoll“, sagt Behördensprecher Matthias Fetterer.

Uwe Mühl aus dem Betriebsmanagement der SBG in Waldshut
Uwe Mühl aus dem Betriebsmanagement der SBG in Waldshut | Bild: Scheibengruber, Matthias

Das Regiobusprogramm des Landes Baden-Württemberg sieht einen Stundentakt zwischen fünf bis 24 Uhr vor. SBG-Betriebsmanager Uwe Mühl sieht das skeptisch: „So früh fährt niemand von Titisee nach Todtnau“, sagt er. Und ergänz in Bezug auf den Berufsverkehr: „So viele sind das auch nicht.“

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Für Bürgermeister Albrecht sind frühere und spätere Busse ein wichtiger Aspekt, damit etwa Mitarbeiter des Caritas-Hauses oder der Gastronomiebetriebe auf den ÖPNV umsteigen können. Zudem gibt Albrecht zu bedenken, bisher seien Berufs- und Bildungsverkehr ausschlaggebend für die Verkehrsplanung. Das jedoch in Hinblick auf die Verkehrswende ein Fehler. „Denn die größte Hebelwirkung für die Verkehrswende schaffen wir, wenn bei der Verkehrsplanung der Freizeitverkehr mehr Bedeutung beigemessen wird.“