„Am Ersten Weihnachtsfeiertag hatte ich die Diagnose schwarz auf weiß“, sagt Carina Tausch. Geahnt, dass da etwas Ernsteres ist, habe sie aber schon vorher. Die Diagnose hieß Lymphom, umgangssprachlich Lymphknotenkrebs. Dann ging alles recht schnell: Bereits Anfang Januar diesen Jahres begann der erste von sechs Zyklen der Chemotherapie. Im Anschluss wurde eine Strahlentherapie durchgeführt. „Ich bin niemand, der daheimsitzt und jammert“ sagt sie von sich selbst, und wer ihr begegnet, kann sich das gut vorstellen. Aktiv zu bleiben, vor allem auch an der frischen Luft, ist von jeher sehr wichtig für sie. Zu Hause, im etwa drei Stunden entfernten Main-Spessart-Kreis, ist sie viel in der Natur unterwegs. Mit ihren zwei Hunden, drei Pferden und mehreren Ponys kommt keine Langeweile auf.

Auch beruflich ist die junge Frau voller Elan: Als Erzieherin leitet sie die Krippengruppe, also den Bereich der Unter-Dreijährigen in ihrer Einrichtung. Dort von heute auf morgen auszusteigen auf unbestimmte Zeit, „das war schwer zu akzeptieren“, sagt sie. „Die Welt dreht sich weiter ohne mich.“ Doch sie ist Erzieherin aus Leidenschaft und deswegen ist es ihr Plan, an ihren alten Arbeitsplatz zurückzukehren, wann immer das möglich sein wird. Mit ihren Kollegen und Vorgesetzten, sagt sie, habe sie großes Glück gehabt. Um ihren Job brauche sie sich laut ihrem Chef keine Sorgen zu machen und ihre Kollegen hätten sie „lieber gestern als morgen zurück.“ Auch ohne Corona hätte sie einige Monate pausieren müssen, in der jetzigen Situation deutlich länger. Wie lange genau, vermag niemand zu sagen.
Immunsystem komplett heruntergefahren
Während der Krebsbehandlung ist das Immunsystem komplett heruntergefahren, daher ist Carina Tausch Hochrisikopatientin. Infektionen muss sie so gut es geht vermeiden – und das gilt erst recht für das Coronavirus. Privat dürfe sie sich sehr glücklich schätzen über „ein tolles Umfeld, das mich stützt und mir in der schweren Zeit beigestanden hat“, sagt sie. Ihre Eltern und ihre Schwester haben einen landwirtschaftlichen Betrieb, dort sind ihre Tiere während der Reha auch in Pflege. Da sie derzeit nicht viele Leute treffen kann, sei ihr der große familiäre Zusammenhalt besonders wichtig. Zu Freunden und Kollegen halte sie hauptsächlich über soziale Medien oder durch Treffen im Freien mit Maske und viel Abstand ein bisschen Kontakt.
„Auch deshalb bin ich sehr froh, die Reha mit Gleichaltrigen zu verbringen“, sagt sie. In einer rein onkologischen Reha wäre sie wahrscheinlich überwiegend mit Leuten deutlich höheren Alters zusammen „und da könnten vier Wochen lang werden“.
Das Angebot Reha 27 Plus konnte vor fünf Jahren durch eine SÜDKURIER-Weihnachtsaktion realisiert werden. In einem eigenen Gebäude werden junge erwachsene Reha-Patienten ab 27 Jahren betreut, die Krankheitsbilder sind dabei verschieden. Krebs-, Herz- und Mukoviszidose-Patienten absolvieren die Reha gemeinsam.
Freizeit und Therapie im „Haus SÜDKURIER“
Sowohl die Apartments für den Aufenthalt als auch Räumlichkeiten für die Maßnahmen und Therapien sind im „Haus SÜDKURIER“ untergebracht. Ihre Freizeit können die Reha-Teilnehmer dort ebenfalls gestalten. Carina Tausch findet es toll: „Einen Film schauen, Kartenspielen, reden, und das alles coronakonform.“ Die Gruppe gehe auch gerne zusammen raus. Sie verabreden sich dann zum Waldspaziergang oder zum Schwedenschach auf dem Klinikgelände. „Heute Abend machen wir ein Lagerfeuer“, freut sie sich. Viel mehr Geselligkeit sei draußen möglich, „die saugen wir auf, um im Alltag davon zehren zu können.“ Über ihre Krankheiten sprechen sie außerhalb der Gruppentherapien weniger. Und ihre Zukunftspläne? Carina Tausch lacht: „Man weiß ja zurzeit nicht mal, was nächstes Frühjahr ist.“