Eine Zeit lang sah es so aus, als sei das Coronavirus weitgehend aus dem Landkreis Konstanz verschwunden: Nachdem über Wochen hinweg nur noch wenige Neuinfektionen gemeldet wurden, gab es Ende Juni keine bekannten aktuellen Fälle mehr. Dass die Pandemie allerdings noch lange nicht überwunden ist, zeigte sich nur kurze Zeit später: Im Juni stieg die Zahl der Infizierten wieder, derzeit gibt es im Landkreis 28 Stück.
Nun ist die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Zahl der in den vergangenen sieben Tagen im Kreis neu gemeldeten Infektionen pro 100.000 Einwohner angibt und derzeit bei 6,6 liegt (Stand Sonntag, 16. August), von den als Grenzwert angegeben 50 noch weit entfernt. Werden diese erreicht, sollen in Absprache mit den Landesbehörden entsprechende beschränkende Maßnahmen ergriffen werden. Was aber, wenn die Infektionszahlen weiter steigen und sich immer mehr Menschen innerhalb kürzester Zeit mit dem Virus anstecken? Könnte es dann zu einem zweiten Lockdown kommen? Und wenn ja, wie sähe dieser aus?

Landratsamt hat bereits einen groben Plan
Zunächst einmal: Welche Maßnahmen konkret getroffen werden, wenn die Infektionszahlen in einen kritischen Bereich steigen, steht derzeit noch nicht fest. Das sagt Landrat Zeno Danner auf Anfrage. Es sei schließlich noch unklar, wie sich die Situation entwickelt. Das heißt aber nicht, dass das Landratsamt untätig bleibt und keine Vorkehrungen trifft. Im Kreis Konstanz wurde ein Drei-Stufen-Plan erstellt, der sich an der Zahl der Ansteckungen orientiert und grobe Handlungsanweisungen gibt und durch den bereits früh Infektionsgeschehen gestoppt werden sollen.
Die ersten beiden Stufen beinhalten unter anderem gezielte Tests, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, Ansammlungs- und Veranstaltungsverbote im öffentlichen Raum oder mögliche Besuchsverbote von Einrichtungen.
Erst in der dritten Stufe, bei 143 neuen Fällen ins sieben Tagen (entspricht 50 neuen Fällen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner), ist von einer möglichen Schließung von öffentlichen Einrichtungen, Gaststätten und ähnlichem überhaupt die Rede. Mit Betonung auf „möglich“, wie Zeno Danner hervorhebt: „Stufe drei heißt nicht, dass wir alles dicht machen.“ Stattdessen hänge es davon ab, wo und in welcher Form die Infektionen auftreten. Sei etwa nur ein einziger Betrieb betroffen, müsse dieser geschlossen werden, werde deutlich, dass die Mehrheit der Neuinfektionen auf Restaurantbesuche zurückzuführen sein, würden Restriktionen als erstes diese betreffen.
Zur Einordnung: Wie das Landratsamt erklärt, wurde Anfang April die Höchstzahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen erreicht. Damals seien 129 Neuinfektionen innerhalb einer Woche gemeldet worden, was auf 100.000 Einwohner gerechnet einen Wert von 45,2 ergebe. Der Grenzwert von 50 wurde also nie überschritten, Stufe drei wäre nicht ausgelöst worden.

Dass es dennoch zu erneuten Schließungen kommt, könne nicht ausgeschlossen werden, aber: „Wir wollen das so lange wie möglich vermeiden.“ Ziel sei es, bereits früh die Ausbreitung des Virus so einzudämmen, dass ein erneuter Lockdown gar nicht erst nötig wird. Außerdem müsse zum Beispiel ein Infektionsherd in Konstanz nicht gleich Beschränkungen für den ganzen Landkreis nach sich ziehen, auch regionale Maßnahmen seien denkbar.
Sollte sich die Lage aber so sehr verschärfen, dass die Krankenhäuser, die derzeit gut aufgestellt sind, mit der Anzahl an Kranken völlig überfordert sind, müsse man reagieren – und die Maßnahmen werden dann auch entsprechend einschneidend sein.
Momentan sieht es gut aus
Die gute Nachricht: „Im Moment sind wir weit weg von Stufe drei“, erklärt Zeno Danner. Es gebe zwar aktuelle Fälle und auch weitere Neuinfektionen im Kreis, allerdings bewegen sich diese auf einem einigermaßen konstanten Niveau. Ein Knackpunkt sei seiner Meinung nach allerdings, wie es nach den Ferien weitergehe. Man bereite bereits jetzt alles vor, damit möglichst schnell Tests und notfalls auch Quarantänemaßnahmen erfolgen können.