Leicht gemacht haben sich die die Rommels diese Entscheidung nicht: Eines ihrer zwei Hotels sowie eine ihrer zwei Gaststätten in Konstanz-Dettingen sind vorübergehend bis 7. März geschlossen – erstmals in der langen Geschichte des Hauses.

„Keiner hat erwartet, dass unsere Branche so kippen könnte“, sagt Simone Rommel, die zusammen mit ihrem Mann Alex sowie ihrer Schwester Christine Odersky-Rommel und deren Mann Norman Odersky die Geschicke des Familienunternehmens leitet, seit sich die Eltern Gisela und Hansi Rommel zurückgezogen haben. „Persönliche Befindlichkeiten dürfen nicht über den Zahlen stehen. Effizientes Arbeiten im Sinne der Wertschöpfung für das Unternehmen hat Priorität.“

Simone Rommel (rechts) mit Schwester Christine Rommel-Odersky und deren Mann Norman Odersky sowie mit Familienhund Marla vor der ...
Simone Rommel (rechts) mit Schwester Christine Rommel-Odersky und deren Mann Norman Odersky sowie mit Familienhund Marla vor der Eingangstür der Trube Stube – die beliebte Gaststätte öffnet erst Mitte März wieder seine Pforten. | Bild: Andreas Schuler

Offen geht die Familie mit ihrer aktuellen Situation um. Denn gemeinsam mit ihrem Team, das tägliche Transparenz im Familienunternehmen erfährt, blicken sie trotz der Herausforderungen positiv in die Zukunft.

Trube Stube und Hotel Traube in Dettingen vorübergehend zu: „Tut natürlich weh“

Nicht nur aufgrund der Mitgliedschaft beim Verein „Fair Job Hotels“ möchte Familie Rommel auch während der Saure-Gurken-Zeit am Bodensee in den kalten und nebligen Monaten Löhne pünktlich auszahlen, eine Lohnstruktur erhalten, die mindestens dem Tarif entspricht und Arbeitsplätze sichern können.

„Essen gehen ist mittlerweile ein Luxusprodukt. Man kann auch zu Hause essen. Das ist billiger und so gehen immer weniger Menschen ...
„Essen gehen ist mittlerweile ein Luxusprodukt. Man kann auch zu Hause essen. Das ist billiger und so gehen immer weniger Menschen Essen“, so Norman Odersky. | Bild: Andreas Schuler

„Wir können uns aktuell nicht erlauben, beide Häuser – unser Stammhaus Landgasthof Kreuz mit Hotelbetrieb und das Landhotel Traube – im ersten Quartal nur teilweise zu belegen. Die steigende Anzahl an Hotels in Konstanz sowie die ausbleibenden lokalen Baustellen, die uns in früheren Jahren auch im Winter zahlreiche Monteure als Gäste bescherten, tragen zu einer niedrigeren Auslastung der Hotelbetriebe bei“, erklärt Norman Odersky.

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Konstante Tilgungsraten aufgrund von Renovierungsarbeiten vor 2020, steigende Kosten im Bereich der Energie, der Produkte und Personalaufwendungen haben laut der 45-Jährigen zu diesen Überlegungen geführt, die nun in der vorübergehenden Schließung des Gebäudes Traube gipfelten.

„Wir haben den gesamten Prozess mit unserem Team gemeinsam geführt und dann diesen Entschluss miteinander gefasst. Das tut natürlich auch weh, da wir hier groß geworden sind. Wir hatten und haben noch immer manch schlaflose Nacht.“ Das fasnächtliche Treiben in wenigen Wochen am Schmotzige Dunschtig wurde kurzerhand von der Trube Stube zurück ins Kreuz verlegt.

„Wir mussten reagieren“: Wie Inhaberfamilie Rommel die Maßnahmen erklärt

Bis zum 7. März werden die Hotels Traube und Kreuz, die nur wenige Meter voneinander auf der Hauptstraße des Konstanzer Vorortes liegen, zusammengelegt, um unter anderem Heizkosten für das eine Haus zu sparen.

„In der Traube haben wir noch Nachtspeicheröfen und ein schlecht isoliertes Dach“, erklärt Christine Odersky-Rommel, die gemeinsam mit ihrem Mann Norman das Landhotel Traube führt. „Kollegen von dort arbeiten nun flexibel im Landgasthof Kreuz.“

„Wir zahlen mindestens Tarif, meistens jedoch mehr. Und wir begegnen allen Mitarbeitern auf Augenhöhe“, betont Christine Rommel-Odersky.
„Wir zahlen mindestens Tarif, meistens jedoch mehr. Und wir begegnen allen Mitarbeitern auf Augenhöhe“, betont Christine Rommel-Odersky. | Bild: Andreas Schuler

Zwei Verträge von anderen Arbeitskräften sind Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen und wurden nicht verlängert. „Wir mussten reagieren“, sagt Simone Rommel. „Die Maßnahmen wären früher undenkbar gewesen. Wir waren ein Jahresbetrieb, der folgende Winter wurde bereits im Sommer erwirtschaftet. Das funktioniert heute nicht mehr.“ Und doch fühle sich die Entscheidung „stimmig an, weil wir auch unsere Mitarbeitenden von Anfang an mit ins Boot genommen haben“, wie sie erklärt.

Im März sollen das Landhotel Traube und die Trube Stube wieder öffnen

Seit Jahren pflegen die Rommels einen offenen ehrlichen Umgang mit den Menschen, die mit ihnen arbeiten. Christine Rommel erzählt: „Wir begegnen allen auf Augenhöhe, haben jeden Freitag Teamsitzungen. Wenn ich im Biergarten Hof Höfen arbeite, trage ich dasselbe karierte Hemd wie unsere Kollegen und bin mittendrin.“

Dieses Hinweisschild hängt an den Türen zur Trube Stube und zum Landhotel Traube.
Dieses Hinweisschild hängt an den Türen zur Trube Stube und zum Landhotel Traube. | Bild: Andreas Schuler

Norman Odersky beobachtet ein verändertes Gästeverhalten, was ebenfalls zur aktuellen Situation beigetragen habe: „Der Kaufkraftverlust ist ja nicht von der Hand zu weisen“, berichtet er. „Essen gehen ist ein Luxusprodukt. Man kann auch zu Hause essen. Das ist billiger und so gehen immer weniger Menschen aus.“ Für Simone Rommel ist eines an diesem Punkt wichtig: „Wir wollen jedoch auf gar keinen Fall auf Qualität verzichten, sondern im Gegenteil die Qualität halten oder sogar steigern.“

Simone Rommel (Mitte) mit Schwester Christine Rommel-Odersky und deren Mann Norman Odersky mit Familienhund Marla vor dem Gasthof Kreuz, ...
Simone Rommel (Mitte) mit Schwester Christine Rommel-Odersky und deren Mann Norman Odersky mit Familienhund Marla vor dem Gasthof Kreuz, der von der Schließung nicht betroffen ist. | Bild: Andreas Schuler

Trotz der aktuellen Situation blicken alle Beteiligten positiv in die Zukunft. „Wir werden zwar erst danach wissen, ob das wirklich effizient war. Aber wir sind guter Dinge“, sagen sie unisono. „Die Entscheidung klingt vielleicht dramatisch, aber wir müssen den Herausforderungen standhalten und uns immer weiterentwickeln.“

„Die Entscheidung klingt vielleicht dramatisch, aber wir müssen den Herausforderungen standhalten und uns immer weiterentwickeln“, sagt ...
„Die Entscheidung klingt vielleicht dramatisch, aber wir müssen den Herausforderungen standhalten und uns immer weiterentwickeln“, sagt Simone Rommel. | Bild: Andreas Schuler

Ob es sich bei der temporären Schließung um eine einmalige Aktion handelt oder sie erneut kommen wird, steht laut der Familie noch nicht fest. Aber: Am 7. März wird das Landhotel Traube wieder öffnen, fünf Tage später auch die Trube Stube – dann nämlich hat sich eine große Gruppe angekündigt und sämtliche Zimmer reserviert.