Wer derzeit auf den Terrassen der Konstanzer Konzil-Gaststätten essen geht, wird ihnen ganz bestimmt begegnen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kirgisistan. Die jungen Frauen und Männer aus dem zentralasiatischen Land, das an China, Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan grenzt, arbeiten in diesem Sommer im Service das Traditionshauses.
„Sie sind sehr gute Mitarbeiter“, sagt Geschäftsführer Detlef Haupt. Sie seien das Gegenteil von arbeitsscheu, „und das tut sehr gut. Gleichzeitig wollen sie auch viel lernen, fragen nach und geben sich immer Mühe.“ Die Gastronomie sei auf sie angewiesen, „denn groß ist der Markt an Mitarbeitern in Deutschland nicht. Wir sind sehr dankbar, dass wir sie haben.“
Die Arbeitskräfte aus Kirgisistan hinterlassen Eindruck in Konstanz
Islam Kadyraliev ist einer von ihnen. Er ist mit einem Work&Travel-Visa für drei Monate in Deutschland. „So etwas ist für uns eine große Chance“, erzählt er. „Wir verdienen hier mehr als doppelt so viel wie in Kirgisistan. Und die Erfahrungen, die wir hier sammeln, sind unbezahlbar.“
Er studiert in seiner Heimat Medizin und ist bereits zum fünften Mal über den Sommer hinweg in Deutschland. Mit dem Geld kann er seine Familie daheim unterstützen. Zusammen mit seinen Landsleuten wohnt er in Mitarbeiterwohnungen im Konzil. Sein Studium möchte er später in Deutschland fortführen und beenden, „denn hier ist die Medizin viel weiter als bei uns. Dieses Wissen möchte ich nach Kirgisistan bringen.“
Das Konzil arbeitet bei der Vermittlung der Arbeitskräfte eng mit einer Agentur aus der Nähe von Augsburg zusammen. Akzhol Toichuev, der ebenfalls aus Kirgisistan stammt, ist der Geschäftsführer der Agentur. Er sagt: „Am Ende profitieren alle Beteiligten: Die Menschen aus Kirgisistan wollen Erfahrungen sammeln, Deutsch lernen und mehr verdienen als in ihrer Heimat. Die Betriebe nicht nur am Bodensee wollen kurzfristige, fleißige und günstige Arbeitskräfte, die sozialversicherungsfrei, aber doch krankenversichert für drei Monate zur Verfügung stehen.“ Abgewickelt werden die legalen Arbeitsverhältnisse über die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung in Bonn.

Biimyrza Yrysbek Uulu studiert in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. Er ist zum zweiten Mal in Deutschland. Täglich büffelt er die Sprache, möchte Land und Leute besser kennenlernen. Die knappe Freizeit nutzen die Kirgisen, um zu reisen: Hamburg, Stuttgart, Schwarzwald, Europapark, Paris, Rom oder rund um den Bodensee. „Das bildet und wir lernen sehr viel“, sagt Biimyrza Yrysbek Uulu, der sich vorstellen kann, sich nach dem Studium in Deutschland mit einer Firma für Cybersicherheit selbstständig zu machen.
Können die Kirgisen eine Antwort auf den Fachkräftemangel in der Gastronomie sein?
Auch auf der Mainau arbeiten sechs Studentinnen im Service sowie drei gelernte Köche aus Kirgisistan in der Küche – die jungen Frauen sind nach Ablauf ihres Visums wieder in ihrer Heimat, die Köche sind noch bis 31. Oktober angestellt. Küchenchef Thomas Altmann redet in den höchsten Tönen von den Arbeitskräften: „Sie haben sehr schnell gelernt, wie alles funktioniert in unserer Küche, das ist beeindruckend.“

Können sie die Antwort auf den Fachkräftemangel in der Gastronomie sein? „Wir müssen auf sie zurückgreifen und sind dankbar. Wir auf der Mainau haben ja schon gute Arbeitszeiten und halten uns an die gesetzlichen Vorhaben. Das kannten sie von ihrer Heimat nicht“, erklärt Thomas Altmann.
Die drei Köche wohnen in Mitarbeiterunterkünften auf der Insel, wodurch sie Geld sparen können. Sie dürfen als gelernte Fachkräfte knapp zehn Monate auf der Mainau arbeiten. Wenn sie Urlaub haben, reisen sie quer durch Europa. „Aber manchmal ist es sehr schwer, da ich meine Familie sehr vermisse“, sagt Aiber Osmonov. Die Ehefrau hat eine temporäre Anstellung in einer Gastronomie in Nürnberg, das Kind ist derweil bei der Oma in Kirgisistan. „Ich freue mich, wenn wir Anfang November wieder vereint sind.“
„Als Koch sollte man in vielen Ländern gearbeitet haben“, sagt Temirlan Zhursunov. „Ob wir nächstes Jahr wieder hierher kommen oder woanders hingehen, steht noch nicht fest.“ Die Mainau jedenfalls, so viel steht fest, würde sich über ein erneutes Engagement der Mitarbeiter aus Kirgisistan freuen.