Wie soll es mit der räumlichen Entwicklung und Ordnung weitergehen? Ortsvorsteher Jakob Krimmel informierte den Ortschaftsrat in der jüngsten Sitzung zum Regionalplan Bodensee-Oberschwaben, zu den die Gemeinde betreffenden Bereichen und zum Beteiligungsverfahren.
Zusätzlicher Verkehr entsteht
„Salem wird uns beschäftigen“, sagte der Ortsvorsteher. Über die Gemeinde verlaufe die Landesentwicklungsachse. Sie werde vom Unterzentrum zum Mittelzentrum aufgewertet. In Salem soll neues Gewerbe mit dem Schwerpunkt Industrie entstehen. Dafür seien rund 27 Hektar Grund vorgesehen. „Mich erschrecken hier zwei Dinge: Die übergeordnete Politik sagt, man solle möglichst wenig Fläche versiegeln. Deswegen sind ja interkommunale Gewerbegebiete gefordert, Salem will aber ein eigenes“, so Krimmel, der auch die Möglichkeit, mit Gebäuden etwas in die Höhe zu gehen, aufzeigte. Das zweite sei der mit einem neuen Industriegebiet verbundene zusätzliche Verkehr. Material müsste gebracht und Produkte weggefahren werden. Salem verfüge zwar über die Schiene, aber es gebe keinen Güterverkehr. Falls Straßen kommen, sollten sie Sinn machen, meinte Krimmel, und sie sollte durchsetzbar sein: „Bei der Straßenbauentwicklung reden wir von Jahrzehnten.“ Was passiere dann mit dem Verkehr aus Salem?
Vorher war eine Umgehungsstraße um Bermatingen nach Markdorf geplant; sie schwenke laut Regionalplanentwurf nun Richtung Süden ab und schließt dort an eine der untersuchten Trassenvarianten der B 31-neu zwischen Stetten und Ittendorf an. Das bedeute für Ahausen, dass man bei einer Umsetzung keine Möglichkeit mehr zur Entwicklung habe, bis auf eine klitzekleine Fläche auf der nördlichen Seite. Hier wies Krimmel auf die Ungleichgewichte zwischen den benachbarten Gemeinden hin.
Mit einem Industriegebiet wachse auch der Wohnbedarf. Ob in Salem an neue Wohngebiete gedacht sei, erkundigte sich Ortschaftsrat Karl Hafen (FW). „Entweder kommen die Beschäftigten von weiter her oder es werden Wohngebiete aus dem Boden gestampft“, mutmaßte Karsten Küpfer (LBU). Seiner Meinung nach müssten Gewerbegebiete weiterentwickelt werden, aber angesichts solch großer Maßnahmen wie in Salem frage er sich, ob es nicht besser sei, sie dort zu entwickeln, wo bereits Straßen seien. Jonas Bechinger (LBU) verglich die gewerblichen Erweiterungsflächen: Die Größen sind in Friedrichshafen und Salem fast identisch.
Stellungnahme im Oktober
Jakob Krimmel informierte, dass der Planungsentwurf im Oktober zur Stellungnahme auf der Tagesordnung des Ortschaftsrats und des Gemeinderats Bermatingen stehen werde, diesmal ginge es nur um eine Information. „Wir sind in Ahausen stark betroffen, deswegen ist es wichtig, sich als Ahauser Gremium dazu zu äußern. Es gibt aber auch die Möglichkeit, das Gewerbe in Salem zu begrüßen.“ Generell stelle er sich die Frage: „Sind wir im ländlichen Raum oder entwickeln wir uns in Richtung Ballungsraum? Wir leben in einer liebenswerten Region, und uns geht es so gut, weil wir die große Qualität des ländlichen Raums haben.“
Karsten Küpfer (LBU) sprach sich für scharfe Kritik aus. Maßlos werde Gewerbe aufgebaut, das nehme die Luft zum Atmen und zur Weiterentwicklung: „Unser Bürgermeister soll dem entschieden entgegentreten!“ Christian Wegis (FW) erkundigte sich, ob eine Stellungnahme überhaupt Wirkung habe? Das sei wie in einem Bebauungsplanverfahren: Man müsse abwägen, ob Bedenken berücksichtigt werden könnten, so Krimmel. Umso wichtiger sei eine Stellungnahme. In Salem gebe es eine Initiative gegen das geplante Gewerbegebiet. Je mehr Menschen für Nachhaltigkeit demonstrierten, umso schwieriger würden solche Pläne umzusetzen sein.
Regionalplan
Was ist für die räumliche Entwicklung und Ordnung erforderlich? Dies wird in Regionalplänen festgelegt. Die Regionalverbände sind verpflichtet, für ihre Region entsprechende Pläne aufzustellen und fortzuschreiben. Diese Festlegungen sind auf einen Zeitraum von 15 Jahren ausgerichtet. Derzeit wird der Regionalplan Bodensee-Oberschwaben fortgeschrieben. Er soll den verbindlichen Regionalplan aus dem Jahre 1996, inklusive der zwischenzeitlich vorgenommenen Änderungen, ersetzen. Bis zum 11. November hat die Gemeinde Bermatingen Zeit, zum Anhörungsentwurf Stellung zu nehmen, die Öffentlichkeit bis 25. Oktober.
Alle relevanten Dokumente zum Anhörungsentwurf 2019 sind auf der Homepage des Regionalverbands herunterladbar:
http://www.rvbo.de/Planung/Fortschreibung-Regionalplan