„Start ist frei“ hallt es aus dem Lautsprecher. Laut genug, um das Bellen von zahlreichen Hunden zu übertönen. Das Bellen klingt nervös und wird noch lauter, wenn sich nach dem Wink mit der gelben Flagge die Startboxen öffnen, aus denen dann mal zwei, mal drei oder mehr Windhunde herausstürmen. Dem „Hasen“ hinterher, der mit 50 Kilometern pro Stunde und schneller per Stahlseil über die Rennbahn gezogen wird. Als hätten die Hetzenden mit ihren Maulkörben und Startnummern alle übrigen Hunde auf dem Gelände angesteckt.
Natürlich ist es kein echter Hase, sondern ein Bündel aus Stoff. Dem jäh erwachenden Jagdinstinkt der schnellen Hunde tut diese Künstlichkeit keinen Abbruch. Sie rennen hinterher. Erreichen dürfen sie den Hasenersatz aber erst, wenn das Rennen zu Ende ist – und alle Zeiten gemessen sind. Dann fallen sie über ihre Beute her, während die Besitzer auf die Rennbahn laufen, um ihre aufgeregten Tiere wieder von der Strecke zu holen.

Der Windhundrennclub Bodenseekreis hat auf seinem Vereinsgelände in Bermatingen-Riedern sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Auftakt war am Freitagabend, als Bürgermeister Martin Rupp zum Gratulieren kam. Neben ihm aber auch Georg Riedmann, der Bürgermeister von Markdorf. Denn, so schmunzelte Riedmann, „wo die Hunde rennen, auf der Windhunderennbahn, die liegt auf Markdorfer Gemarkung und das übrige Gelände mit Vereinsheim und dem Platz zum Feiern, das gehört zu Bermatingen“.

Der Gemeinde verhelfe der Windhundrennclub zu einiger Bekanntheit, erklärte Bürgermeister Rupp. Und die Mitglieder des Vereins engagierten sich keineswegs nur bei ihren eigenen Veranstaltungen, sondern sie brächten sich durchaus bei anderen Anlässen in Bermatingen ein. Dann übergab Rupp das Wort an seinen Bürgermeisterkollegen. Schließlich sei der selbst Hundebesitzer. Riedmann wiegelte ab. „Wir haben zwar einen Appenzeller Sennenhund“, erklärte er, „doch wenn ich sehe, wie gut die Hunde hier erzogen sind, dann muss ich einräumen, davon sind wir noch ein ganzes Stück entfernt.“
Fragen der Erziehung fielen am Samstag tatsächlich ins Gewicht, als Irische Windspiele, Wolfshunde, Whippets und viele weitere Windhunderassen ausgestellt und bewertet wurden. Zum Beispiel der erst sieben Monate junge Mojo. Den hat Carmen Willer aus Schwabmünchen zum Üben mitgebracht: „Er soll erst noch das Stillstehen lernen und auch das sich anschauen lassen.“ Die ungewohnte Umgebung auf dem Clubgelände verwirre ihn. Mojo knurrt. Und das würden die Wertungsrichter gar nicht gern hören, wenn sie die Hunde in Augenschein nehmen.

„Schönheit und Leistung werden bewertet“, erklärt Joe Statti. Die Ästhetik der Tiere zähle am Ausstellungstag, ihre Geschwindigkeit auf der Bahn am Sonntag. Auf eines legt Statti großen Wert. „Wir sind zwar ein Nischensport, wir sind aber nicht elitär.“ Und schon gar nicht in Riedern, wo die Bahn auch anderen Rassen offen steht. Und wo die Mitglieder des von Carmen Statti, Joe Stattis Ehefrau, geführten Vereins „einen ziemlich repräsentativen Durchschnitt durch die Gesellschaft zeigen, von der Verkäuferin bis zum Hochschulprofessor“, sagt Statti und lacht.