Ahausen hat nach Jahren wieder ein Fuchsproblem. Die furchtlosen Tiere wandern sogar am helllichten Tag unbekümmert durchs Dorf und wüten in Hühnerställen, von vielen gesehen, von Julia Sailer im Bild festgehalten.
Gemeinderätin und Tierärztin Angelika Bernhardt-Welte hat einige Hunde aus Ahausen in ihrer Praxis behandelt, die sich mit Räude bei den Wildtieren angesteckt haben. „Die Räude kann auch auf Menschen übergreifen. Mit den vielen Füchsen ist auch die Fuchsbandwurm-Problematik verbunden; in Ahausen gibt es viele Obstanlagen und Erdbeerfelder.“
Füchse wüten in der Mühlbachstraße in drei Hühnergehegen
Zudem wüteten Füchse tagsüber in der Mühlbachstraße in drei Hühnergehegen – nicht aus Hunger, sondern aus „Mordlust“, wie ihr gesagt worden sei. Das folgerten die Besitzer der Hühner aus den abgebissenen Köpfen und liegengelassenen Körpern. Auch bei Angelika Bernhardt-Welte selbst mussten ein Dutzend Hühner Federn lassen: „Der Elektrozaun war zerrissen, obwohl Strom drauf war!“

Es fehle der Abschuss von Füchsen, die Population werde nicht reguliert und oft lägen Lebensmittel herum, sagt sie und stellt Überlegungen an: Vielleicht könnte man Köder für die Füchse auslegen, wie bei der Tollwut. Doch die Tabletten seien teuer und müssten in drei Zyklen alle vier Wochen verabreicht werden. Gesichtet wurden die teils räudigen Füchse beispielsweise in Weltes Scheune, im Wäldchen von Schellingers, in den Obstanlagen von Sträßles und Karrers. Ein riesiger Fuchsbau befindet sich unweit ihrer Pferdeweide. Oft futtern die Füchse Igelfutter. Hier empfiehlt Angelika Bernhardt-Welte, ein Igelhaus aufzustellen und eine spezielle Igelfutterstelle zu bauen. Zu dieser haben dann nur die Igel Zugang, nicht jedoch Füchse und Katzen.
Im Landratsamt ist die Problematik bekannt
Dem Landratsamt ist die Problematik bekannt. „Die gibt es mittlerweile überall“, sagt Förster und Wildbeauftragter Elmar Reisch: „Die Wildtiere sind dabei, sich den von den Menschen genommenen Lebensraum zurückzuerobern.“ Das Problem sei verschärft durch die Pandemie, weil die Menschen mehr im Wald unterwegs seien.
Kein Katzenfutter vor die Tür, keine Essensreste auf den Kompost
Die Bürger könnten selbst dazu beitragen, den Fuchs fernzuhalten; man solle kein Katzenfutter vor die Türe stellen und auch Essensreste nicht auf Komposthaufen geben. „Wir Deutschen sind Weltmeister im Essenreste wegwerfen. Erst wenn der Fuchs nichts mehr findet, jagt er“, sagt Elmar Reisch. Dass die Fuchsdichte im Bereich von Siedlungen höher sei als im Wald, sei bekannt.
Fuchs-Junges wartet neben dem Grill auf Fleisch
Den Vogel schieße eine Begebenheit in Langenargen ab: Ein Fuchs hatte in der Siedlung Junge geboren, die Leute stellten dem Nachwuchs Futter hin. Eines Tages hockte sich ein Junges neben den Grill und wartete, bis es einen Happen Fleisch bekam.
Reisch: Behandlung der Räude macht bei Füchsen keinen Sinn
Entwarnung gibt Elmar Reisch bezüglich der Krankheiten: „Prinzipiell geht von einem Fuchs keine Gefahr aus. Es gibt leider die Räude, auch beim Wildschwein, und natürlich können sich Hund oder – selten – der Mensch anstecken, aber sie ist leicht mit Tabletten therapierbar.“ Die Behandlung der Räude bei Füchsen machen keinen Sinn: zu teuer, kaum handelbar und die Räude sei außerdem ein natürlicher Regulator des Wildbestands. „Das einzige Problem ist der Fuchsbandwurm“, sagt der Förster. Aber der trete überall auf, auf Erdbeerfeldern, beim Heidelbeeren sammeln. Aber auch hier gibt er Entwarnung: „Wenn Sie die Früchte mit Wasser abspülen, ist das okay.“

Als Mordlust wertet er das Wüten der Füchse in Hühner- und Gansgehegen nicht: Der Fuchs nehme Nester aus, fresse Aas. „Wenn er Hunger hat, schnappt er sich ein Tier und wäre damit vollkommen zufrieden. Aber die Hühner gackern laut, flattern aufgeregt und panisch herum. Der Fuchs will jedoch seine Ruhe haben, fängt an, um sich zu beißen, und tötet sie deshalb“, erklärt Elmar Reisch. Würden die Hühner ruhig auf der Stange sitzen bleiben, wären sie nicht in Gefahr.
Antrag auf Genehmigung zum Bejagen des Fuchses möglich
Elmar Reisch weist aber auf zwei Möglichkeiten hin, wenn man weiß, dass ein räudiger Fuchs um die Häuser streicht: Der Grundstückseigentümer könne einen Antrag auf eine Genehmigung stellen, den Fuchs bejagen zu lassen. Mit der Genehmigung müsse er jemanden beauftragen, der einen Jagdschein oder einen Fallensachkundenachweis besitze. Auch die Ortspolizeibehörde könne einen Jäger beauftragen. Die Jagd ruhe im befriedeten Bezirk, darunter Hofstellen. Dort, wo offenes Feld beginne, dürfe der Fuchs gejagt werden.