Was bedeutet Ihnen Familie?

Meine Familie ist mir sehr wichtig, besonders meine Kinder geben mir Kraft. Natürlich können sie anstrengend sein, im positiven Sinne. Ganz klar müssen sie immer an erster Stelle stehen.

Wenn Sie die Wahl hätten zwischen Dorf- oder Stadtleben, wofür würden sie sich entscheiden?

Ganz klar immer Dorf. Mit 18, 19 Jahren war ich von Schiggendorf nach Meersburg gezogen und fühlte mich schon wohl. Dort kam ich auch zur Feuerwehr und die hätte ich auch gerne zu meinem Beruf gemacht. Doch als damals die hauptamtlichen Kräfte in Friedrichshafen aufgestockt wurden, hätte ich dorthin ziehen müssen und das wollte ich auf keinen Fall. Durch meine Frau, sie ist Bermatingerin, kam ich hierher und bereue es sicher nicht. Irgendwie ist es ja Fluch und Segen zugleich, wenn man auf dem Dorf lebt. Denn man ist ja irgendwie immer mittendrin.

Ist das Dorf ein guter Ort für Kinder zum Großwerden?

Das ist bestimmt Ansichtssache, für mich jedenfalls ja. Es ist insgesamt freier, man kann beispielsweise seine Kinder unbesorgt zu Freunden gehen lassen. Erstens ist es meist nicht weit und zweitens wissen die meisten Nachbarn, zu wem die Kinder gehören. Aber auch das dichte Vereinsangebot ist gut für die Entwicklung, denn Kinder bekommen viel soziales Engagement mit. Ich weiß nicht, wie das in einer Stadt wäre.

Das könnte Sie auch interessieren

Was machen Sie in ihrer Freizeit als Ausgleich?

Meine Frau und ich beschäftigen uns viel in unserem Garten. Sie kümmert sich mehr um die pflanzlichen Dinge und ich um den Fischteich. Zudem betreiben wir noch etwas Hobby-Landwirtschaft, vor allem zertifizierte Bioäpfel.

Das sind aber schon sehr arbeitsintensive Hobbys, machen Sie auch mal was Ruhiges?

Doch ja, natürlich. Mit meinen Jungs baue ich sehr gerne Lego Technic, also so größere Fahrzeuge. Und wenn wir im Urlaub sind, lese ich mal ganz gerne.

Wohin zieht es Familie Fassott so?

Mit unserem Wohnwagen fahren wir immer an den Gardasee, das hat sich so eingespielt. Die Kinder kennen sich da gut aus. Was gut ist, denn wenn die irgendwo am spielen sind, kann auch ich mal etwas abschalten. Ansonsten verbringen wir gerne viel Zeit mit Freunden. Einfach gesellig zusammenhocken, vielleicht was grillen und eine schöne Zeit haben.

Das könnte Sie auch interessieren

Sie haben bei den Hobbys nicht die Freiwillige Feuerwehr Bermatingen erwähnt, zu was ordnen Sie sie ein?

Zum ehrenamtlichen Engagement, das ist kein Hobby, sollte man auch nicht so sehen.

Wie kamen Sie zur Freiwilligen Feuerwehr?

1999 bin ich in die FFW Meersburg eingetreten, da war ich 17 Jahre alt. Ein Ausbildungskollege nahm mich mal mit. 2000 habe ich dann meine Grundausbildung absolviert, da merkte ich schon, dass das mein Ding ist. Ich habe alle Fahrzeuge gefahren, das war schon spannend. Naja, bis auf die Drehleiter, die kann im Einsatz schon etwas langweilig sein, wenn man zwei Stunden eine Riegelstellung halten muss.

Fühlten Sie sich als Retter berufen oder gab es konkrete Erlebnisse?

Nein, ich fühle mich nicht als Retter berufen. Es waren tatsächlich zwei Erlebnisse, aber auch die Technik, die mich dazu brachten. Mit 16 bekam ich einen LKW-Unfall mit einem PKW in Markdorf mit. Mit meinem Vater half ich

Das könnte Sie auch interessieren

mit, eine eingeklemmte Frau aus einem PKW zu befreien. Ich möchte mithelfen.

Seit gut vier Wochen sind Sie der neue Gesamtkommandant der FFW Bermatingen, hatten sie schon immer einen Führungsanspruch gehabt, oder hat der sich erst entwickeln müssen?

Am Anfang war es tatsächlich die Technik, die mich interessierte, sonst hatte ich keine Ambitionen. Erst als ich zum Jugendwart der Jugendfeuerwehr gewählt wurde und die Gruppenführer-Ausbildung machen musste, merkte ich, dass es mir durchaus Spaß machte, Verantwortung zu übernehmen.

Innerhalb der FFW ist der Kameradschaftsgeist wichtig, welche Rolle spielt er außerhalb?

Das ist eine Gratwanderung, bei der es jedem selbst überlassen ist, wie er das in seinem Privatleben händelt. Für mich persönlich sind im Privaten andere Dinge wichtiger. Was auf keinen Fall geht, ist, wenn in Uniform in der Öffentlichkeit getrunken wird. Das schadet dem Ansehen und muss einfach nicht sein.

Ist jeder für die FFW geeignet?

Tatsächlich nein, denn unsere Aufgabe ist es, bei Bränden zu löschen und bei Unfällen technische Hilfe zu leisten. Das geht nur, wenn man körperlich und motorisch dazu in der Lage ist. Natürlich gibt es auch noch einen sozialen Aspekt als Teil der Dorfgemeinschaft, dass man Menschen, die gerne die FFW unterstützen wollen, aber über keine Einsatztauglichkeit verfügen, eine Möglichkeit bietet. Das sehe ich schon so. Vielleicht könnte man das über eine Art Förderverein hinbekommen.

Was denken Sie, was als neuer Gesamtkommandant auf Sie zukommen wird?

Ich glaube, dass kann ich noch gar nicht so richtig überblicken. Bestimmt eine Menge Verwaltungsaufgaben. Aber es bin ja nicht nur ich. Zusammen mit den Abteilungskommandanten sind wir ein Führungsteam, das sich die Verantwortung teilt.

Wie steht Ihre Familie dazu?

Eine Familie muss dahinter stehen, was meine ja auch tut. Insbesondere meine Frau. Wir konnten uns als Familie darauf vorbereiten, denn ungefähr seit zwei Jahren steht der Plan, dass ich Jürgen Gutemann nachfolge.

Was sind die besonderen Herausforderungen während der Corona-Krise?

Es ist in der Tat ein besonderes Jahr. Nachdem wir endlich wieder üben dürfen, gilt es innerhalb der Verordnungen den bestmöglichen Übungsalltag zu machen. Es wird in festen Gruppen von sechs bis neun Mann geübt, nicht getauscht. Ein Ziel ist es, dass wir mit sechs Mann auf einem Fahrzeug, das heißt bei uns eine Staffel, klarkommen. So können die Abstände im Fahrzeug am besten eingehalten werden und gleichzeitig ist man mit der Staffel einsatzfähig.

Wird die Krise sich langfristig auf den Übungsalltag ausüben?

Auf jeden Fall, was die Abläufe und die Routine bei den Übungen angeht. Was ganz klar nicht wieder passieren darf, ist, dass die Übungen ausgesetzt werden, so wie wir es von März bis August hatten. Das ist vom Sicherheitsaspekt her nicht zu vertreten.

Was denken Sie, was wird in Sachen neues Feuerwehrhaus auf Sie zukommen?

Viel Arbeit, das ist sicher. Denn das ist kein kleines Projekt. Aber bei der Planung bin ich nicht alleine. Erst kürzlich haben wir vom Kommando eine Klausurtagung abgehalten, in der auch das neue Feuerwehrhaus ein Thema war. Die Planung sieht vor, dass bis 2022 mit der Detailplanung begonnen wird. Davor muss die Grundstücksfrage durch die Gemeinde geklärt werden. Außerdem muss die Feuerwehr bis dahin die Vorplanung abschließen. Da geht es dann um Fragen wie: Was brauchen wir, einen Trockenturm, eine Werkstatt? Wie sieht der Kosten-/Nutzenfaktor aus?

Welchen Stempel wollen Sie Ihrer Amtszeit aufdrücken?

Dass meine Entscheidungen in 20 Jahren immer noch Bestand haben, im positiven Sinne. Denn durch das neue Feuerwehrhaus wird es eine Umstrukturierung der beiden Abteilungen geben, was sicherlich auch eine anstrengende Aufgabe werden wird. Aus zwei Abteilungen müssen wir eine machen.