„Bei uns geht es nicht nur ums Schnellen so oft und so laut wie möglich“, erläutert Michael Poisel, Ehrenzunftmeister des Narrenvereins Moschtobst, die Ahausener Besonderheiten beim Karbatschenschnellen. In Ahausen gehe es auch um Kreativität. Zum Beispiel beim sich wechselseitig Zuwerfen der langen Karbatschen mit dem kurzen Stiel. Dabei stehen zwei Schneller hintereinander, glöpfen – so heißt das Schnellen in Ahausen – mehrere Male und schleudern sich die Karbatsche dann im hohen Bogen zu – um sie nach wenigen Schlägen wieder retour zu werfen.

„Wir sind hier stolz auf unsere Tradition“, wird Ehrenzunftmeister Michael Poisel später den Zuschauern und den Teilnehmern des jüngsten Preisschnellens erklären. Zu dem der Narrenverein Moschtobst nach langer Pandemie-Pause nun wieder auf den Dorfplatz neben der St.-Jakobus-Kirche eingeladen hat.
Weltmeister auf dem Podest
Musik tönt aus Lautsprechern. Unter einem Zeltdach gibt es Getränke, aber auch etwas zu essen. Und es ist ein Podium aufgebaut. Mit Tischen für die vier Preisrichter, die die Schnell-Vorführungen bewerten sollen. Neben Ahausens Ortsvorsteher Jakob Krimmel sind das Jonas Bechinger, Lukas Huber und Mario Lieb. Die drei Letztgenannten qualifizieren sich besonders für das Preisrichteramt, da sie sich wiederholt Weltmeistertitel im Karbatschenschnellen geholt haben.

Und wie gutes Glöpfen auszusehen und zu klingen hat, das erläutert Mario Lieb dem Publikum. „Die Füße sollen an einer Stelle stehen“, nicht hin und her wandern beim Schwingen. „Der Takt sollte sauber und gleichmäßig sein“, erklärt Lieb weiter. Der unbewegte Arm sollte ruhig am Körper anliegen. Ja, die Lautstärke des jeweiligen Knalls sei natürlich ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Schließlich wünschen sich die Wettkampfschiedsrichter für die Kategorie Kunst-Glöpfen noch „möglichst viel Kreativität“, erklärt Jurymitglied Mario Lieb.
Diesmal ohne Markdorfer
30 Teilnehmer haben sich für das Preisschnellen angemeldet. „Sie kommen vor allem aus Ahausen, Bermatingen, aber auch aus Hagnau und Meersburg“, erklärt Lieb, der gleich vom Schiedsrichter-Podest aus das Preisschnellen moderieren wird. Aus Markdorf ist niemand da – warum auch immer, wundert sich Lieb. Denn in Markdorf hat das Schnellen ebenfalls eine lange Tradition. Überdies werden dort auch viele Karbatschen geflochten. Etwa die, mit der Kai Schmid schnellt. Der 17-Jährige hat sich zusammen mit Alessio Recchina angemeldet. Die beiden Jugendlichen treten in den Einzel- und Paar-Wertungen an, außerdem in der Kategorie Kunst-Glöpfen.

Alessio Recchina war noch ganz klein, als er zum ersten Mal eine Karbatsche in die Hand genommen hat, wie er erzählt. „Das war noch keine eigene“, sagt der inzwischen 15-Jährige. Wie so viele Kinder in Ahausen habe auch er erst einmal mit einer Karbatsche vom älteren Bruder geübt. Und dann ist Alessio Recchina beim Schnellen geblieben. Alljährlich gehe er mit dem meterlangen Hanfgeflecht – längst ist es seine eigene Karbatsche – auf die Straße, um laut knallend an die Fasnet zu erinnern. „Manchmal bin ich allein, manchmal mit Freunden,“ erzählt der 15-Jährige weiter.

Und woher kommt das Glöpfen? „Geglöpft wird in Ahausen schon immer – das haben schon unsere Eltern und auch deren Eltern gemacht“, antwortet Peter Bechinger. Die Ursprünge des Karbatschenschwingens liegen wohl in der Landwirtschaft, vermutet Alexander Mölch. Die Hanfpeitschen dienten wohl zum Viehtreiben, ergänzt Peter Bechinger. Und in der Fasnet soll das Knallen mit den Karbatschen den Winter vertreiben. Daher die Tradition, deshalb tragen manche Zunftfiguren die Karbatsche. Deshalb schnellen viele Kinder und Jugendliche vom Seeufer und vom Hinterland ab Dreikönig auf Straßen und Plätzen.
Aller Anfang ist schwer – auch beim Schnellen. In der Gruppe der Teilnehmer unter elf Jahren hapert es mitunter. Da rotiert die Karbatsche zwar schon schön und gleichmäßig über dem Kopf. Doch die ruckartige Gegenbewegung, um den Knall zu erzeugen, will noch nicht so recht gelingen. Bei anderen Nachwuchs-Glöpfern wickelt sich die Karbatsche immer wieder um den Körper. Den Dritten gelingt es – mitunter aber erst im zweiten Versuch. Das Publikum ist trotzdem begeistert. Es applaudiert, feuert an. Noch mehr Begeisterung wecken die alten Hasen. Alexander Möglich zum Beispiel. Er siegte vor vier Jahren. Und er beeindruckt erneut durch Stand- und Taktsicherheit – ebenso wie durch den mächtigen Schwung, den er der Karbatsche zu geben weiß.
Platzierungen
- Weiblich, unter 18 Jahren:
1. Anika Bittner - Weiblich, über 18 Jahren:
1. Kathi Musbach - Männlich, unter elf Jahren:
1. Fabio Alvino, 2. Felix Miez,
3. Fin Düsel - Männlich, unter 15 Jahren: 1. Alessio Recchia, 2. Fabian Schmäh, 3. Fabian Welte
- Männlich, unter 18 Jahren:
1. Kai Schmid - Männlich, über 18 Jahren:
1. Michael Kreutter, 2. Alexander
Möglich, 3. Markus Karg - Gruppe: 1. Tobias Stett und
Alexander Möglich, 2. Michael Kreutter und Jens Haller, 3. Alessio Recchia und Kai Schmid - Kategorie Kunst:
1. Alessio Recchia und Kai Schmid