Der Bodensee-Airport Friedrichshafen stellte jetzt seine Jahresbilanz 2018 vor. Das Betriebsergebnis fällt mit 1,2 Millionen Euro um 19 Prozent besser aus als im Vorjahr. Nach Abschreibungen und größeren Sonderaufwendungen sowie Steuern meldet der Bodensee-Airport jedoch im Jahresergebnis einen Fehlbetrag von 1,9 Millionen Euro. 2017 lag das Ergebnis bei einem Minus in Höhe von 1,7 Millionen Euro.
Germania, Lufthansa, Turkish Airlines und Sun-Air als Wachstumsträger für 2018
„Das positive Betriebsergebnis zeigt jedoch, dass der laufende Flughafenbetrieb im Gegensatz zu vielen anderen Regionalflughäfen wirtschaftlich ist“, erläuterte Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer der Flughafen Friedrichshafen GmbH. Für 2018 könne man sogar von einer Trendwende sprechen. „Aber nach der Insolvenz von Germania Anfang des Jahres hört sich das komisch an.“ Wachstumsträger im Berichtsjahr seien vor allem Germania, Lufthansa, Turkish Airlines und Sun-Air, die im Juni 2018 die Bedienung der innerdeutschen Strecke nach Düsseldorf aufnahm, gewesen.

30 Prozent weniger Passagiere durch Germania-Insolvenz
Zuwachs meldete Wehr bei der Zahl der Flugbewegungen: Mit 35 050 liege sie um zwei Prozent über 2017. Im vergangenen Jahr flogen 540 782 Passagiere ab Friedrichshafen, das sind 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl liegt über dem durchschnittlichen Wachstum der deutschen Verkehrsflughäfen (plus 4,1 Prozent). „Durch die Germania-Insolvenz sind uns jedoch 30 Prozent der Passagiere verloren gegangen“, informierte Claus-Dieter Wehr.
Hohe Investitionen im Jahr 2018
Für das negative Jahresergebnis nennt Wehr gleich mehrere Gründe: hohe Investitionskosten von 1,4 Millionen Euro, Tilgung in Höhe von 2,1 Millionen Euro, davon 1 Million Euro Sondertilgung für Fremdkapital, sowie Flugsicherungskosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Die Abschreibungen lagen bei 929 000 Euro. „Als Infrastrukturdienstleister sind sie bei uns entsprechend hoch und zwar unabhängig davon, ob ein Flugzeug fliegt oder nicht“, sagte der Geschäftsführer. Hinzugekommen seien zudem außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 220 000 Euro. Aufgrund
eines Schadensfalls sei eine Wertminderung an Teilen der Befeuerungsanlagen eingetreten. Außerdem schlagen laut Wehr Rückstellungen, unter anderem für die Germania-Insolvenz, mit 190 000 Euro zu Buche.
Thema neuer Tower im Blick
Investiert habe die Flughafen Friedrichshafen GmbH vor allem in die Flugbetriebstechnik. Bei der Beleuchtung des Vorfelds wurde auf LED umgestellt, angeschafft wurde eine neue Gepäckröntgenanlage und Fahrzeuge wurden ausgetauscht. „Wir gehen auch in den nächsten Jahren von Investitionen in Höhe von 2 bis 4 Millionen Euro pro Jahr aus“, sagte Claus-Dieter Wehr. Im Blick hat er unter anderem den Tower, für den die Planungen aktuell auf Eis liegen. „2020 müssen wir mit diesem Thema wieder vorwärts gehen.“ Zu berücksichtigen sei auch, dass der Flughafen im Gegensatz zu 16 anderen Flughäfen in Deutschland die Flugsicherungskosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro selbst zu tragen habe.
Schlechtere Prognosen für 2019
Aufgrund der Insolvenz der Germania werde der für 2019 erwartete Jahresfehlbetrag voraussichtlich den von 2018 deutlich übersteigen, ist im Lagebericht der Flughafen Friedrichshafen GmbH zu lesen. Für das laufende Jahr rechnet Wehr mit rund 500 000 Passagieren. „Für schwarze Zahlen bräuchten wir etwa 600 000“, so der Geschäftsführer, für den sich die Ergebnisse aber noch im Rahmen bewegen. Die Personaldecke sei bereits extrem dünn. „Viele Leistungen sind völlig unabhängig vom Flugbetrieb.“
Wenig Spielraum sieht Wehr bei der Auslastung der Flugzeuge. Im Charterverkehr liege sie bei 90 Prozent, im Linienverkehr zwischen 60 und 70 Prozent. Aktuell arbeite man daran, bald wieder Flüge auf die griechischen Inseln anbieten zu können. Mit den Kanaren werde es im kommenden Winter noch nichts werden. Zu sagen, dass Friedrichshafen keinen Flughafen brauche, sei zu kurz gesprochen, sagte Wehr mit Blick auf den neuen Friedrichshafener Gemeinderat. „Wir brauchen sachliche Diskussionen.“
Die Zahlen des Bodensee-Airports
- Das Jahresergebnis des Bodensee-Airports Friedrichshafen weist für 2018 einen Fehlbetrag in Höhe von 1,9 Millionen Euro auf.
- Mit einem um 19 Prozent verbesserten Betriebsergebnis vor Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) erwirtschaftete der Bodensee-Airport im operativen Geschäft einen Ertrag von 1,2 Millionen Euro.
- Im Geschäftsjahr 2018 nutzten 540 782 Fluggäste den Bodensee-Airport Friedrichshafen, was einem Plus von 4,6 Prozent entspricht.
- Nach der Insolvenz von Germania im Februar 2019 verstärken im Tourismusbereich fünf neue Airlines das Angebot: Corendon Airlines (Antalya, Hurghada), Lauda (Palma de Mallorca), Sun-Express (Antalya), Tailwind (Antalya) und Bulgarian Air Charter (Varna).
- Im Linienverkehr ist ab 1. August neu Air Serbia mit zwei Flügen pro Woche nach Nis im Flugplan. Elf Mal pro Woche bietet Sun-Air Verbindungen nach Hamburg an. Turkish Airlines plant tägliche Flüge nach Istanbul.