Wer an der Friedrichshafener Uferpromenade entlang geht, bewegt sich vor allem zwischen Eisdielen, Cafés, Touristen und je nach Wetterlage guter Aussicht auf die Berge. Dass auf Höhe des K42 ein alter Hafenkran steht, mag manchem Spaziergänger gar nicht auffallen. Drum herum stehen Stühle und Tische eines Restaurants. Dass dieser Kran weit mehr als nur hübsche Kulisse ist, verrät in Blick in die Kunstgeschichte. Denn der Kran ist elementarer Bestandteil des Gemäldes „Das Einlaufen des Raddampfers ‚Kronprinz‘ in den Hafen von Friedrichshafen“ von Franz Seraph Stirnbrand.

Hafenkulisse ist detailgenau auf dem Bild verweigt
„Diese Art von Kränen war typisch für die Mitte des 19. Jahrhunderts“, sagt Friedrichshafens Stadtarchivar Jürgen Oellers. Das Häfler Exemplar lasse sich um 1850 datieren, auf der am Kran angebrachten Tafel ist als Baujahr 1830 angegeben. Das Gemälde ist wohl um 1852 entstanden. Stirnbrand war ein bekannter und viel beschäftigter Porträtmaler. „Vermutlich war der Kran sogar mit der Anlass, diesen Ort als Kulisse zu wählen“, sagt Oellers. Ein Glück: Denn so ist die damalige Hafenkulisse detailgenau auf dem Bild verewigt.
Das Bild befindet sich seit 1972 in der Sammlung der Stadt Friedrichshafen im Zeppelin-Museum, ist dort aber aktuell nicht ausgestellt. Es gilt als kulturhistorisch wertvoll, denn man kann einige der dargestellten Personen namentlich benennen.

Eines der letzten Relikte aus dem 19. Jahrhundert
Doch der Hafenkran war damals freilich mehr als nur hübsche Kulisse für Gemälde. Der Hafen war damals Umschlagplatz für Waren, bis ins frühe 20. Jahrhundert war der Transport auf dem Wasser einfacher und billiger als auf dem Landweg. Wenige Meter vom Hafenkran entfernt standen der Salzstadel und das Gredhaus, wo die Waren gelagert wurden. Der Kran überstand die Jahre weitgehend unbeschadet und wurde 1993 unter Anleitung von Fachleuten von ZF-Lehrlingen restauriert. „Der Kran ist eines der letzten Relikte aus dem 19. Jahrhundert in Friedrichshafen„, sagt Stadtarchivar Jürgen Oellers.