Erst hieß es, sie treten an, dann wieder nicht, jetzt haben Sie ihre Bewerbungsunterlagen doch eingeworfen. Wie kam es dazu?
Mein Ziel war es – wenn ich es mache – es bis zur Wahl in guter Qualität zu machen. Ich hatte anfangs einen Coach, der gesagt hat, er würde mich unterstützen, das ging aber leider doch nicht. Meine Familie hat mir geraten: Mach das nicht ohne Berater. Also habe ich nochmal zurückgezogen. Ich habe aber von einem anderen Coach ein Angebot bekommen, das ich angenommen habe, auch weil es Zuspruch aus der Bevölkerung gab.
Was ist das für ein Coach?
Ein ganz toller. Er ist politisch sehr erfahren, aber möchte nicht genannt werden und bleibt eher im Hintergrund. Auch seine menschlichen Erfahrungen sind beeindruckend.
Ihre Mitbewerber Johannes Henne und Simon Blümcke haben bereits Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung, Sie nicht. Was qualifiziert Sie für das Amt?
Ich kenne die Aufgaben und den Aufbau der Verwaltung, ich bin vertraut mit verwaltungstechnischen Abläufen. Aber ich bin eigentlich kein reiner Verwalter, ich sehe die Menschen nicht als Akte, sondern ich bin eher ein Kümmerer. Und ich muss die Arbeit ja auch nicht alleine machen, sondern dafür sorgen, dass sie gemacht wird. Ich habe im Rathaus Unterstützung, wenn mal etwas neu ist für mich. Gemeinsam im Team bekommen wir das hin.
Was sind für Sie in Friedrichshafen die Themen mit der größten Dringlichkeit?
Ich habe mir schon eine Liste gemacht. Ich möchte eine bürgernahe Stadtverwaltung darstellen. Wir sind ein Dienstleister. Es gibt schon viele gute Sachen, wie Online-Termine, aber vielleicht kann man da einiges noch ausarbeiten. Die Stadt gemeinsam mit den Bürgern gestalten, das wäre mir wichtig, und mich um das Wohl der Mitarbeiter im Rathaus und der Bevölkerung kümmern.
Die Liste haben Sie im Internet bereits geteilt, vielleicht können Sie da etwas konkreter werden. Zum Beispiel beim Punkt Wirtschaftsstandort Friedrichshafen, mit Blick auf ZF. Gerade wurde dort ein großer Stellenabbau angekündigt. Was würden Sie als Oberbürgermeister für die hier ansässigen Unternehmen tun?
Ich bin dafür, dass die Wirtschaft weiter blüht, ich bin ja selber Teil von ZF. Durch gezielte Unterstützung von Industrie, Handel und Handwerk würde ich die Arbeitsplätze sichern und fördern und durch neue Innovationen weiter beleben. Den Firmen, der Industrie und dem Handel werde ich die Dinge zur Verfügung stellen, die sie benötigen. Ich würde eine Schnittstelle zwischen Industrie und der Stadt sein, als Ansprechpartner.

Sie sind Immobilienmakler. Wie ist Ihr Blick auf den Wohnungsmarkt in Friedrichshafen und was würden Sie als Oberbürgermeister gerne in Angriff nehmen?
Ich bin auf dem Privatmarkt tätig, nicht auf dem städtischen Wohnungsmarkt. Auf dem Privatmarkt herrscht eine sehr angespannte Situation. Der städtische Wohnungsbau hat die Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern Wohnungen zur Verfügung zu stellen, mit leistbaren Mieten. Als Oberbürgermeister könnte ich eine Schnittstelle schaffen, zwischen dem privaten und dem städtischen Wohnungsmarkt, damit die Kommunikation besser wird und mehr Leute die Chance haben, von den Wohnungen, die auf Markt sind, zu erfahren, und davon zu profitieren.
Und was würde mit Ihrem Immobilienbüro passieren, wenn Sie gewählt werden?
Ich möchte das herunterfahren, das kann man in der Form natürlich nicht mehr betreiben. Eine Zeit lang müsste das noch bestehen bleiben, aber es gibt auch innerhalb der Familie Nachwuchs, der weitermachen würde. Ich wäre dann nur noch im Hintergrund Berater, so ist es langfristig geplant, falls ich Oberbürgermeister werde.
Die Mitbewerber Henne und Blümcke durften kürzlich beim Stadtforum bereits ihre Ideen zur Belebung der Innenstadt besprechen. Was sind Ihre Gedanken zu diesem Thema?
Die Mieten sind im Moment für Geschäfte sehr hoch, da sollte man auf die Besitzer zugehen und Anreize schaffen, damit die Mieten gesenkt werden und es attraktiver wird, in Friedrichshafen ein Ladengeschäft zu eröffnen. Das Sortiment muss man sich anschauen, damit das so abgestimmt ist, dass die Menschen sagen, sie kommen sehr gerne nach Friedrichshafen zum Einkaufen. Ich habe außerdem angedacht, dass wir Subventionen für den Nahverkehr von 50 Cent pro 30 Euro Einkaufswert einrichten, die auf die Benutzung des ÖPNV als Guthaben angerechnet werden.
In den vergangenen Monaten wurde in Friedrichshafen viel über das Thema Sicherheit geredet, gerade am Stadtbahnhof. Was wären ihre Ansatzpunkte?
Das kann man nicht verleugnen, dass das ein Problem ist. Ich denke, dass man etwa durch eine Kooperation mit der Bundespolizei am Bahnhof mehr Sicherheit erreichen kann. Ich will dafürstehen, dass man nicht eine Sicherheitskonferenz zum Bahnhof „von oben“ macht, sondern mit den vermeintlich Angeklagten ins Gespräch kommt, was ich auch schon getan habe. Ich will keinesfalls die komplette Überwachung der Stadt, denn damit verlagert man das Problem nur an andere Plätze.
Was begeistert Sie denn so an Friedrichshafen, dass Sie sagen, Sie wollen sich für die Stadt einsetzen?
Friedrichshafen ist eine Stadt mit einer Art Mittelmeerflair, hat den internationalen Tourismus als Gast. Hat den Flughafenbetrieb, ist ein ebenso internationaler Knotenpunkt für Waren, Dienstleistungen und Menschen aus aller Herren Länder. Friedrichshafen bietet sehr attraktive Arbeitsplätze, hier leben sehr nette und vielfältig begabte Menschen. Die ganze Vereinsarbeit und ehrenamtliche Geschichte in der Stadt beeindrucken mich sehr. Ich bin einfach begeistert, was es alles gibt in Friedrichshafen.
Was hebt Sie von den anderen Kandidaten ab?
Ich habe sehr viel Tatendrang, eine gesunde Einstellung zu Menschen. Wenn ich ein Ziel erreichen will, dann versuche ich, die richtigen Werkzeuge einzusetzen, dass man, wenn alle Fakten zusammengetragen sind, Lösungen erarbeiten kann. Bei mir ist es so, dass ich kein Mann der großen Worte bin, ich möchte eher ein Mann der großen Taten sein: Klein anfangen und groß aufhören. Nicht umgekehrt. Es wird natürlich immer alles davon abhängen, ob das Geld dafür da ist. Aber wenn man es nicht auf einmal umsetzen kann, dann kann man es mit verschiedenen kleinen Schritten und Zwischenzielen machen und kleine Verbesserungen sind auch Verbesserungen.
Im Vorgespräch haben Sie bereits gesagt, dass Sie merken, dass der Wahlkampf sehr viel Zeit braucht. Schreckt Sie das nicht vom Amt des Oberbürgermeisters ab, das auch sehr zeitaufwendig ist?
Was eine Fähigkeit von mir ist: Wenn der Akku mal leer ist, lädt er sich sehr schnell wieder auf. Ich bin quasi wie eine Palme im Wind. Sie biegt sich durch, wenn viel Stress und Sturm kommt, und wenn der Wind vorbei ist, steht sie wieder gerade. So kennt man mich und so werde ich auch in das Amt des Oberbürgermeisters hereinwachsen.