„Mörder angeblich bei Tettnang gesehen“ vermeldete der SÜDKURIER am 4. August 1999. Die Rede war von Serientäter Dieter Zurwehme, der sich damals seit Monaten auf der Flucht befand und bundesweit gesucht wurde. Nach seinem Freigang war er nicht in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Bielefeld-Senne zurückgekehrt und beging weitere Straftaten – darunter vierfachen Mord.

Eine Gaststättenbetreiberin aus einem Tettnanger Teilort dachte nun, den Mann erkannt zu haben, und verständigte die Polizei. „Da sich der Verdächtige schon einmal am Bodensee herumgetrieben haben soll, nahm die Polizeidirektion Friedrichshafen den Anruf (...) nicht auf die leichte Schulter“, hieß es im SÜDKURIER. Zeugen hatten Zurwehme Anfang des Jahres 1999 bereits in Lindau gesehen. Die Suche nach ihm war allerdings erfolglos. Jetzt rückten Einsatzkräfte der Reviere Friedrichshafen und Ravensburg, der Kriminalpolizei und der Polizeidirektion Friedrichshafen aus, um ihn zu stellen.

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Es ging im Sommer 1999 zu einem Beherbergungsbetrieb auf Meckenbeurener Gemarkung. Die Gaststättenbetreiberin hatte den Mann weiter verwiesen, weil bei ihr kein Zimmer mehr frei gewesen war. Eine Ravensburger Streife hatte das von ihr beschriebene Auto vor der Herberge entdeckt. Das Autokennzeichen passte nicht zu Zurwehme. Doch er hätte das Fahrzeug gestohlen haben können, weshalb bewaffnete Beamte Stellung bezogen und Kollegen in zivil den Mann überprüften.

Verwechslung mit einem „Besucher von auswärts“

Es war nicht Dieter Zurwehme, der da vor 25 Jahren im Hotel weilte, sondern ein „harmloser Besucher von auswärts“. Laut dem damaligen Polizeidirektor Hans-Peter Walser sah der Mann Zurwehme tatsächlich zum Verwechseln ähnlich, was den Anruf der Tettnanger Gaststättenbetreiberin erklärte. Gefasst wurde Zurwehme am 19. August 1999 – mehr als acht Monate nach seinem Verschwinden.

So berichtete der SÜDKURIER am 4. August 1999 von der Suchaktion im Bodenseekreis. Grund war der Hinweis einer Gaststättenbetreiberin.
So berichtete der SÜDKURIER am 4. August 1999 von der Suchaktion im Bodenseekreis. Grund war der Hinweis einer Gaststättenbetreiberin. | Bild: Santini, Jenna

Ein Autofahrer in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern erkannte ihn zufällig, nachdem er ihn zuvor in einem Fernsehbericht gesehen hatte. Medienberichten zufolge soll sich Zurwehme mit den Worten gestellt haben: „Ich bin der, den Sie suchen.“ Er wurde vor Gericht gestellt und erneut zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Zurwehme starb im Jahr 2020 im JVA-Krankenhaus Fröndenberg.