Zwar werden die neuen Gemeinderäte in Baden-Württembergs Kommunen erst am 9. Juni offiziell gewählt, doch die Zusammensetzung des künftigen Gremiums in Daisendorf dürfte bereits jetzt weitgehend feststehen. Neun von zehn Mitgliedern des aktuellen Gemeinderates treten im Juni nicht mehr zur Wahl an. Zur Nominierungsversammlung der Freien Wähler am Montag im Meersburger Gasthaus „Zum letzten Heller“ kamen acht Kandidaten für die Gemeinderatswahl. Die CDU, als zweite Fraktion mit aktuell vier Sitzen im Daisendorfer Rat vertreten, hatte es bislang nicht geschafft, eine eigene Liste auf die Beine zu stellen. Es habe wohl Interessenten gegeben, die dann aber doch wieder abgesprungen seien, heißt es. Die Frist zur Einreichung von Nominierungslisten endet am 28. März um 18 Uhr.

Wer sind die Kandidaten?

Und so dürfte der künftige Gemeinderat des Örtchens mit 1600 Einwohnern mit ziemlicher Sicherheit aus den jetzigen acht Kandidaten auf der Liste der Freien Wähler bestehen. Zwei der zehn Sitze würden dann für die kommenden fünf Jahre bis zur nächsten Gemeinderatswahl unbesetzt bleiben.

Doch wer sind die acht Kandidaten, die sich künftig für den Ort engagieren wollen, in dem es zwischen Gemeinderat und Bürgermeisterin in jüngster Zeit nicht ganz so harmonisch zuging? Als einzige aus dem bisherigen Rat kandidiert Monika Bernhard erneut.

Monika Bernhard, FWV Daisendorf. Sie hat mit viel Engagement die Liste der Freien Wähler auf die Beine gestellt.
Monika Bernhard, FWV Daisendorf. Sie hat mit viel Engagement die Liste der Freien Wähler auf die Beine gestellt. | Bild: Jürgen Baltes

Die 52-jährige Betriebswirtin sitzt seit zehn Jahren im Gremium. Sie ist von Beruf Controllerin beim Konstanzer Bauhof und bezeichnet sich als Daisendorfer „Ureinwohnerin“. Sie hat gemeinsam mit Kollege Michael Hurt die Kandidatensuche organisiert – und erhält dafür von den anderen Mitgliedern „großen Respekt“, wie bei der Nominierungsversammlung zu hören war.

Kandidatur „unserer Demokratie zuliebe“

Neu mit dabei ist die 58-jährige Petra Rathgeber, die seit 20 Jahren in Daisendorf lebt. „Als ich hörte, dass fast der gesamte Gemeinderat aufhört, habe ich beschlossen, mich zu engagieren“, sagt die Projektleiterin der Messe Friedrichshafen – „unserer Demokratie zuliebe.“ So sieht es auch Elektrotechniker Dennis Grönig, der vor zwei Jahren nach Daisendorf kam. Er war bereits als Betriebsrat aktiv und gestalte gern mit, wie er sagt. Ebenfalls erst seit zweieinhalb Jahren in Daisendorf lebt Wolfgang Walter. Der pensionierte Fachanwalt für Insolvenzrecht hatte zuvor 15 Jahre in Portugal verbracht. Elizabeth Kundisch kommt ursprünglich aus Leipzig und lebt mit ihrem Mann seit 2016 in Daisendorf. Ebenso der 35-jährige Zollbeamte Andreas Theiss mit seiner Familie. Die beiden jüngsten im künftigen Gremium sind der 25-jährige René Fuhs, der demnächst ein Lehramtsstudium in Weingarten beginnt, sowie der 21-jährige Pascal Haag, der als Mechatroniker bei Diehl Defence arbeitet.

Keine Aussagen zu Bürgermeisterin

Erleichterung war in der Runde zu spüren, dass sich acht Kandidaten für die Wahl zum Daisendorfer Gemeinderat gefunden haben. Denn mindestens sieben Räte sind laut Gemeindeordnung bei Orten in der Größenordnung Daisendorfs nötig, damit überhaupt ein funktionsfähiges Gremium zustande kommt. Sonst wären Ergänzungswahlen nötig gewesen.

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Bei der Nominierungsveranstaltung, der mit Birgit Schley, Michael Hurt und Otto Köhler auch Mitglieder des aktuellen Gemeinderats beiwohnten, wurden auch die Querelen des Gremiums mit Bürgermeisterin Jacqueline Alberti thematisiert. Doch dazu wollten die noch aktiven Gemeinderäte nicht viel sagen. „Das müssen wir noch mit ihr klären“, hieß es lediglich, „damit ihr dann einen guten Start habt.“ Dazu soll es in den kommenden Wochen vermutlich doch noch eine Art Mediation geben, wie dies die Gemeinderäte in einem offenen Brief an die Bürgermeisterin gefordert hatten. Der neue Bewerber Andreas Theiss etwa meinte, er wolle eigentlich auch gar nicht viel zur Vorgeschichte wissen, „um meine Aufgabe möglichst unvoreingenommen antreten zu können“.