Wenn am 9. Juni der neue Gemeinderat für Daisendorf gewählt wird, dürfte die künftige Runde deutlich anders aussehen als die bisherige. Denn im Vorfeld der Nominierungen für das Gremium, die bis spätestens 28. März eingereicht sein müssen, lassen fast alle bisherigen Gemeinderäte durchblicken, dass sie nicht mehr kandidieren wollen.

„So wie es aussieht, werde ich auf der Liste der Freien Wähler als Einzige übrig bleiben“, sagt Monika Bernhard, Ortsvorsitzende der FWV in Daisendorf. Aktuell hat die FWV im Daisendorfer Rat sechs Sitze, die CDU vier.

Gemeinderätin Monika Bernhard wird vermutlich als einzige aus dem aktuellen Gremium übrigbleiben. Sie sucht derzeit noch Kandidaten für ...
Gemeinderätin Monika Bernhard wird vermutlich als einzige aus dem aktuellen Gremium übrigbleiben. Sie sucht derzeit noch Kandidaten für die Liste der Freien Wähler. | Bild: Jürgen Baltes

Nach einer erneuten Kandidatur gefragt, winken die übrigen FWV-Mitglieder ab. Otto Köhler wollte ohnehin aufhören. „Das habe ich meiner Frau schon länger versprochen“, sagt der 70-Jährige, „um noch ein bisschen mit dem Wohnmobil reisen zu können.“ Christian Hack, derzeit einer von drei Bürgermeisterstellvertretern, nennt berufliche Gründe, nicht mehr anzutreten. Er leitet den Meersburger Weinhandel seines gerade verstorbenen Vaters, damit sei er voll ausgelastet.

Otto Köhler
Otto Köhler | Bild: SK
Christian Hack
Christian Hack | Bild: SK

Berufliche Gründe, das Alter, „die Luft raus“

Siegfried Willibald führt offen den Vertrauensverlust gegenüber Bürgermeisterin Jacqueline Alberti an. Aus diesem Grund hat er auch gerade erst sein Amt als erster Bürgermeister-Stellvertreter vorzeitig niedergelegt – über den Rückzug muss der Gemeinderat am 19. März noch beschließen. Dieses Amt dürfte dann für die verbleibenden drei Monate bis zur Kommunalwahl Birgit Schley übernehmen, die aber ebenfalls nicht mehr kandidieren will. Einzig Michael Hucht hatte noch überlegt, sich dann aber doch dagegen entschieden. Nach zwei Wahlperioden sei „die Luft erst mal raus“, sagt der engagierte Pfadfinder. „Vielleicht in fünf Jahren noch mal.“

Siegfried Willibald
Siegfried Willibald | Bild: Jürgen Baltes
Birgit Schley
Birgit Schley | Bild: SK-Archiv
Michael Hucht
Michael Hucht | Bild: SK-Archiv

Wird es überhaupt eine CDU-Liste geben?

Während die Freien Wähler eine Nominierungsveranstaltung für 25. März – den so ziemlich letztmöglichen Termin – angekündigt haben, ist es bei der CDU still. Ob es überhaupt wieder eine CDU-Liste in Daisendorf geben wird, scheint offen. Von den vier Mitgliedern will offenbar niemand mehr zur Wahl antreten. Auch nicht Andreas Illich, der erst im Dezember für den vorzeitig aus dem Gremium ausgeschiedenen Thomas Ritsche als Nachrücker gekommen ist. Auch er führt berufliche Gründe an.

Andreas Illich
Andreas Illich | Bild: SK-Archiv
Heinrich Straub
Heinrich Straub | Bild: SK-Archiv

Unterdessen macht Heinrich Straub, Gutachter für Arbeitssicherheit und Umweltmanagement und mit seiner fachlichen Expertise stets engagiertes Mitglied im Rat, aus seinen Gefühlen keinen Hehl. Mit der Bürgermeisterin sehe er „keine Möglichkeit, einen konstruktiven Anteil zur Weiterentwicklung der Gemeinde Daisendorf beizutragen“. Auch wenn er dies „gern erneut angeboten“ und sich „gern weiter engagiert“ hätte. Straub saß bereits von 1989 bis 2011 im Daisendorfer Rat, hatte aber unter Albertis Vorgänger Frank Lemke das Amt vorzeitig niedergelegt. Nach dem Führungswechsel im Rathaus war er dann 2019 wieder zur Wahl angetreten.

Nominierungsversammlung erst kurz vor Toresschluss

Nun stellt sich die Frage, ob überhaupt genügend Bewerber für die zehn Sitze zusammenkommen. „Wir sind noch auf Kandidatensuche“, sagt dazu Monika Bernhard für die Freien Wähler. „Wie viele wir letztlich sein werden, wird sich wohl erst am 25. März herausstellen.“ Klar ist jedoch: „Wer sich jetzt aufstellen lässt, ist mit ziemlicher Sicherheit drin.“

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Kaum Interesse an Mediationsverfahren

Dass nun fast alle Gemeinderäte aufzuhören möchten, dürfte auch Hauptgrund dafür sein, dass kaum jemand an dem Mediationsverfahren teilnehmen will, das Bürgermeisterin Alberti zur Befriedung des aktuellen Konflikts mit dem Gemeinderat ins Leben rufen wollte. „So etwas läuft sicher zwei oder drei Monate“, sagt einer der Gemeinderäte, „das macht für uns keinen Sinn mehr.“

Auch selbstkritische Stimmen aus dem Gremium

Das Gremium hätte sich eher eine schnelle Klärung konkreter Kommunikationsprobleme gewünscht, etwa durch eine – in einem offenen Brief vorgeschlagene – „moderierte Klausurtagung“. Angesichts der mittlerweile verfahrenen Situation gibt es aber aus den Reihen des Gemeinderats auch selbstkritische Stimmen: „Vielleicht hätten wir das Ganze besser schon vor einem halben Jahr oder früher thematisieren sollen.“