„Bei uns hätte es in 100 Jahren noch kein Glasfaser, und das direkt bis ins Haus, gegeben“, sagt Mathäus Sturm aus Benistobel – und übertreibt bewusst. Was er ausdrücken will: Das schnelle Internet reicht jetzt sogar bis ins unwegsame Hinterland. Bei einem kleinen Abstimmungstreffen im Rathaus in Wittenhofen betont Manfred Stöhle: „Auf Initiative des Stadtwerks am See, der Firma Teledata und der Gemeinde ist das Projekt entstanden und durch die Gründung einer Bürgerinitiative schlussendlich auch umgesetzt worden.“
Teilorte, Weiler und Höfe im Deggenhausertal an Glasfasertechnik anschließen
Tatsächlich geht es darum, verschiedene Teilorte, Weiler und Höfe im Deggenhausertal an die Glasfasertechnik anzuschließen. Einbezogen sind Wahlweiler, Oberhomberg, Unterhomberg, Wippertsweiler, Mögenhausen, Höge, Burg, Benistobel, Weißenbach, Unterlimpach und Wattenberg. Aktuell seien außerorts bereits sieben von neun Kilometer Leerrohre verlegt worden. Die Arbeiten nach Wattenberg werden zu Beginn des kommenden Jahres fertiggestellt.

Organisationsteam mit Mitgliedern aus allen Teilorten
Das Besondere: Alle in diesen Gebieten Betroffenen, sie stehen für rund 120 Anschlüsse, machen mit und werden von direkten Anschlüssen (FTTH-Glasfaser bis ins Haus) profitieren. Die ursprüngliche Trassenplanung wurde in der Bürgerinitiative diskutiert und gewisse Korrekturen über landwirtschaftliche Flächen wurden vorgenommen. „Wir haben ein Organisationsteam mit Mitgliedern aus allen Teilorten gebildet, sodass alle einen direkten Ansprechpartner hatten und man nachbarschaftlich sprechen und verhandeln konnte“, erklärt Ströhle, was den gesamten Prozess beschleunigt und harmonisiert habe.
Zum Team gehören Thomas Gartmann, Albert Scherer, Christoph Hiestand, Peter Dorner, Dominik Baur, Uwe Rölle, Mathäus Sturm, Manfred Ströhle und Jörg Huber. Die außerörtliche Verlegung übernahm eine Baufirma mit schwerem Gerät. Die Mitglieder der Bürgerinitiative übernahmen die übrigen Arbeiten, wie das Verschließen der Gräben, sodass die Kosten im Rahmen blieben.
Bauleiter installiert einige Hausanschlüsse persönlich
Um den Baukostenzuschuss der Anschlussnehmer ausgeglichen zu gestalten, wurde das Gebiet in fünf Zonen aufgegliedert, nach denen die Abrechnung erfolgt und für jeden tragbar sei. Wobei die Mitglieder des Organisationsteams betonen, dass die Firmen Teledata und Stadtwerk am See eine große Flexibilität gegenüber der Bürgerinitiative gezeigt hätten und in vielen Fällen auf Anregungen und Wünsche eingegangen seien. Besonders erwähnen Sie den Bauleiter des Stadtwerks, Josef Scheffler, der sich sehr im Sinne der Bürger engagiert habe und stets vor Ort war sowie einige Hausanschlüsse persönlich installiert habe.

„Bei uns hätte es in 100 Jahren noch kein Glasfaser, und das direkt bis ins Haus, gegeben.“Mathäus Sturm aus Benistobel
Interessant ist, dass im Zusammenhang mit der Maßnahme Oberhomberg und Unterhomberg ans Gasnetz angeschlossen werden konnten – „niemand hätte gedacht, dass dort jemals jemand Gas bekommen könnte.“ Mathäus Sturm schreitet bei einem Besuch nicht ohne Stolz über seinen Hof in Benistobel und zeigt, wo das Leerrohr ankommt: „Wir haben es von Burg nach Benistobel verlegt und von hier aus geht es weiter nach Weißenbach.“
Bürgerinitiative Breitband
2017 wurde Limpach im Zusammenhang mit der Erneuerung der Wasserleitung und der Verlegung von Gasrohren ans Glasfasernetz angeschlossen – damit war das schnelle Internet auf dem Berg. Mit einer Unterschriftenliste gingen Albert Scherer und Alban Stolz auf die Gemeindeverwaltung zu, um auch Ober- und Unterhomberg ans schnelle Internet anzuschließen. Im Mai 2018 stellten die Gemeinde, das Stadtwerk am See und Teledata im Rahmen einer Bürgerversammlung den Anwohnern eine Planung vor, deren Kosten sehr hoch waren. Daraufhin gründete sich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, die Anschlusskosten zu reduzieren und das Projekt zu beschleunigen. Nach Gesprächen wurde ein gutes Ergebnis erzielt und im Dezember 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt: Der zunächst geplante Trassenverlauf wurde dergestalt geändert, dass die außerörtlichen Trassen vom öffentlichen in den privaten Bereich verlegt werden sollen. Bei verschiedenen Einzelhöfen übernehmen die Anschlussnehmer die Anschlussarbeiten und beteiligen sich an den körperlichen Arbeiten. Die Verlegung auf privatem Grund und Äckern sei unter guten Nachbarn einfacher und schneller.