Runde Geburtstage begeht der Waldorfkindergarten Deggenhausertal in diesem Jahr. Er kann auf seine Gründung vor 40 Jahren beziehungsweise sein 20-jähriges Bestehen in Untersiggingen zurückblicken. Aber das ist eine komplizierte Geschichte. Jetzt steht ein neues Kapitel an: Es sollen ein Grundstück gefunden und ein neues Kindergartengebäude errichtet werden.

Heute undenkbar: Im Jahr 2002 hatte der Waldorfkindergarten in Untersiggingen noch keinen Zaun und die Fahrzeuge fuhren in unmittelbarer ...
Heute undenkbar: Im Jahr 2002 hatte der Waldorfkindergarten in Untersiggingen noch keinen Zaun und die Fahrzeuge fuhren in unmittelbarer Nähe über die Landesstraße. | Bild: Privat

Paula Güttinger, die heute in Radolfzell lebt, erinnert sich an die Anfänge. „Wir haben damals eine biologisch dynamische Landwirtschaft im Nebenerwerb bei Friedrichshafen betrieben, deshalb haben wir uns nach einem Waldorfkindergarten umgesehen. Es gab ihn nicht wirklich, aber man wusste, dass es da etwas Besonderes gibt“, erinnert sich Paula Güttinger. Seinerzeit hätte man sich schon vor der Geburt nach einem Kindergartenplatz umsehen müssen und so habe sie bereits nach einem Kindergarten geschaut, bevor ihr Kind überhaupt unterwegs gewesen sei. 1979, der Waldorfkindergarten war gerade eröffnet worden, war ihre Tochter Cordula wohl eines der ersten Kinder dort. Er war aus einer privaten Spielgruppe heraus in Elterninitiative in Markdorf gegründet worden.

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Es sei ein Drama gewesen, Räumlichkeiten zu finden und der Kindergarten – 1980 wurde ein Trägerverein gegründet – habe häufig umziehen müssen, sagt Güttinger. „Das war auch ein großer Aufwand für die Eltern, die stets in Eigeninitiative die Räume hergerichtet haben.“ Anfangs hatte der Kindergarten eine Gruppe mit zehn bis 15 Kindern. „Es waren schon harte Kämpfe, den Kindergarten zu erhalten, denn wir waren so etwas wie Exoten – auf jeden Fall Außenseiter“, meint Güttinger. Aber es seien auch sehr schöne Zeiten gewesen und es wurden viele Kuchen für Feste gebacken, um die nötigen finanziellen Mittel zu erhalten. Und sie erinnert sich an die glücklichen Kinder, die ein kleines Puppentheater hatten und ganz begeistert Vorführungen gemacht hätten.

Alles für die Kinder: Beim diesjährigen Martinibasar des Waldorfkindergartens in Untersiggingen war so richtig was los. Hier stehen die ...
Alles für die Kinder: Beim diesjährigen Martinibasar des Waldorfkindergartens in Untersiggingen war so richtig was los. Hier stehen die Kinder an, um selbst Kerzen herzustellen. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Der nächste Schritt war der Umzug des Kindergartens nach Grünwangen, wo erstmals eine Kindergärtnerin angestellt wurde, was eine offizielle Verwaltung nach sich zog. Und im Jahre 1999 erfolgte der Umzug ins ehemalige Schulhaus in Untersiggingen, wo sich der Kindergarten heute noch befindet. Dadurch war es möglich, eine zweite Gruppe einzurichten, so dass heute rund 40 Kinder den Waldorfkindergarten besuchen können. Für das nächste Kindergartenjahr ist der Kindergarten bereits voll belegt – die Nachfrage nach Plätzen ist unverändert groß.

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Damit steht dem Kindergarten nun ein bedeutender Schritt bevor: Die Räumlichkeiten in Untersiggingen entsprechen nicht mehr den Vorgaben des Dachverbands der Kindertagesstätten (KVJS). Nachdem die Suche nach einem neuen Gebäude erfolglos verlaufen ist, hat sich ein Baukreis gebildet, der nun ein geeignetes Grundstück sucht, damit ein neuer Kindergarten gebaut werden kann. „Es ist ein großer Wunsch von uns, einen Standort im Deggenhausertal zu finden, weil wir sehr gerne hier bleiben wollen und auch die meisten unserer Kinder aus dem Tal stammen“, sagt Sylke Schwab-Seifert, Mitglied des Leitungsteams des Kindergartens. Das Ziel sei es, in absehbarer Zeit einen neuen Waldorfkindergarten in Deggenhausertal zu eröffnen. Erfreut zeigt sich Schwab-Seifert über die inzwischen entgegengebrachte Akzeptanz: „Wir haben das Gefühl, als äquivalentes, gleichwertiges Angebot akzeptiert zu sein und eine Bereicherung des pädagogischen Angebots in der Gemeinde.“