Zur Hälfte die Steige Richtung Hattenweiler hinauf, aber noch auf Frickinger Gemarkung liegt etwas abseits der Landstraße in Rickertsweiler die traditionsreiche Forstbaumschule August König. Viele werden sich in den nächsten Wochen dorthin aufmachen, denn hier findet sich etwas, ohne das die heranrückenden Feiertage immer noch undenkbar sind: der Weihnachtsbaum. Seit rund einem Jahrzehnt ist Tobias Willibald dort der Inhaber. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER beantwortet er Fragen rund um das Festtagsgewächs.
Die Nachfrage bei ihm habe sich in den vergangenen Jahren – etwas gegen den allgemeinen Trend – leicht verstärkt, sodass die Anbaufläche vergrößert wurde. Zunehmend werden Edeltannen, etwa die Nordmanntanne, bevorzugt. Die weniger haltbare Fichte, bis in die 1990er-Jahre hinein der Standardbaum in den Wohnzimmern, sei eher noch für den kleinen Geldbeutel interessant. Früher war also mehr Fichte, wie man ein Loriot-Zitat anlehnungsweise zitieren könnte. Und kürzere Stämme mit Größen bis höchstens 2,50 Metern sind gefragt, wohl wegen des enger gewordenen Platzangebotes in vielen Wohnungen, wie Willibald vermutet.
Kunden markieren Wunschbaum
Schon Anfang November ist der Verkauf gestartet, freilich holen sich die Kunden nicht schon jetzt einen Baum ins Haus, der dann ja die Festtage ohne Nadeln schmücken würde. Das Besondere in Königs Baumschule ist nämlich, dass man sich seinen Wunschbaum schon Wochen vorher bei einem Rundgang über die Plantage selber aussuchen kann. Man kennzeichnet ihn mit einem wasserfesten Zettel und kommt dann kurz vor Weihnachten mit der Handsäge zurück, um den Stamm ganz frisch auf die heimische Fußbodenheizung stellen zu können.
Manche Familien, so berichtet Willibald, gestalten das Baumholen in der Schonung als regelrechte kleine Feier. Auch Firmenevents zu diesem Zweck hat es schon gegeben, mit Glühwein und Lebkuchen. Auf Wunsch geht Tobias Willibald beim Schneiden natürlich zur Hand.
Kurz vor den Feiertagen stehen auch fertig geschnittene Exemplare zum Abholen bereit. Er liefert aber nicht nur das familiäre Einzelstück, das Deko-Reisig oder den Großbaum für den Rathausplatz – wie etwa in Frickingen -, sondern versorgt auch viele kleinere Wiederkäufer in der Region, also Hofläden oder Marktstände. Auch hier ist seine Ware frisch, denn zwei Mal pro Woche wird gesägt, so dass lange Lagerzeiten vermieden werden. Große Vermarkter wie die Discounterketten, die nicht zu seinen Kunden zählen, beziehen ihre Nadelware waggonweise über lange Lieferwege aus Dänemark oder dem Harz.
Schafe beseitigen Kleinwuchs
Mehr und mehr achten seine Kunden auch aufs Ökologische, und da kann Willibald Beruhigendes berichten. Sein Betrieb liegt in einem Wassereinzugsgebiet, sodass sich der Einsatz von Chemie in sehr engen Grenzen halten muss. Gegen den unerwünschten Kleinbewuchs zwischen den Bäumen hat er eine sehr effektive und gleichwohl naturnahe Waffe im Anschlag: Eine Herde von neun Shropshire-Schafen genießt hier Kost und Logis.

Die Tiere verfügen über die praktische Angewohnheit, ihren Appetit nicht an grünen Baumtrieben zu stillen, sondern zwischen den Stämmchen unten herum am Gras- und Krautbewuchs, den sie per körpereigenem Stoffwechsel dem Untergrund gleich als Dünger wieder zuwenden. Auch der Klimawandel macht sich bemerkbar. Höhere Temperaturen und wasserarme Perioden setzen vor allem den Setzlingen zu, sie müssen bewässert werden. Die größeren Nadelbäume sind als Tiefwurzler weniger empfindlich.