„Die wissenschaftliche Faktenlage ist überwältigend eindeutig, dass die Klimakrise existiert“: Das hat Meike Sippel in der voll besetzten Festhalle des Frickinger Ortsteils Altheim betont. Die Professorin der HTWG Konstanz zeigte sich überzeugt, dass die Krise zwar von Menschenhand gemacht ist, jeder Einzelne aber etwas tun kann, um das Steuer noch herumzureißen.

Daher hatte Sippel die Organisatoren Christa Balser und Gottfried Grundler gebeten, dass Menschen aus der Gemeinde ihr persönliches Zutun zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz vorstellen. Bevor die Bürgergruppe zu Wort kam, stellte Sippel ihre „Zwölf Gedanken, um die Welt zu retten“ vor. Statt großer weltpolitischer Ziele und erhobenem Zeigefinger, drehten sich alle ihre Thesen darum, wie der Mensch im Kampf gegen die Krise Verantwortung übernehmen und sich gleichzeitig vor Überlastung und Katastrophenmeldungen schützen kann.

Dankbar und zufrieden sein mit dem eigenen Leben könne beispielsweise gegen Überkonsum schützen und im gesellschaftlichen Zusammenhang zu Verbundenheit untereinander führen, erfuhren die Zuhörer. Ein konstruktiv-hoffnungsfroher Blick in die Zukunft helfe, die Welt neu zu denken. Über konstruktiven Journalismus könnten sich Interessierte informieren, um sich „nicht im Wirrwarr der Katastrophenmeldungen verlieren“.
Nicht nur den persönlichen Fußabdruck durch umweltfreundliches Leben solle im Auge behalten werden. „Arbeiten Sie auch an Ihrem Handabdruck“, ermunterte die Fachfrau für nachhaltige Ökonomie zu politischem Handeln. Über politisches Engagement im Großen wie im Kleinen würden gesellschaftliche Strukturen verändert. Als Beispiel nannte Meike Sippel die Fridays-for-Future-Bewegung, angestoßen durch Klimaaktivistin Greta Thunberg.
Zieglerhof Leustetten baut Futter für Kühe selbst an
Wie das, was die Referentin vortrug, in Alltag oder in der Berufswelt umgesetzt werden kann, ließ sich an vier vorgestellten Beispielen aus Frickingen ablesen: Theresia Ziegler betreibt mit Ehemann Markus in fünfter Generation den Leustetter Zieglerhof. Das Futter für ihre 130 Milchkühe plus 60 Mastbullen baut das Ehepaar selbst an. Wenn Tiere verkauft werden, passiert das laut Ziegler über regionale Verkäufe. Seit acht Jahren bietet die Familie frische Produkte im eigenen Hofladen in Kooperation mit 15 Kollegen an. Für Schulen und Kindergärten öffnen sie ihre Türen als „Lernort Bauernhof“.
Beim Frischemarkt Hiller wandert nichts in die Tonne
Johanna Hiller vom gleichnamigen Frischemarkt in der Ortsmitte berichtete von dem Fokus ihrer Familie auf biologische und regionale Produkte und über die enge Zusammenarbeit mit regionalen Biobetrieben. „Bei uns wandert eigentlich nichts in die Tonne“, unterstrich die stellvertretende Marktleiterin. Aus trockenen Brötchen würden Semmelbrösel gemacht und übriges Gemüse reduziert verkauft. Seit mehr als 20 Jahren nutze ihr Familienbetrieb Ökostrom und seit Neuestem gebe es vier kostenlose E-Tankstellen für Kunden.
Nachhaltiger Obstbau auf der Anlage von Johannes Michel
Obstbauer Johannes Michel stellte die vom Land Baden-Württemberg geförderte Betriebsanlage für nachhaltigen Obstbau mit resistenten Sorten vor. Unter dem Motto „Fair zur Gesellschaft, fair zur Umwelt und fair zum Erzeuger“ sei das Projekt „Fairdi“ vor drei Jahren als Initiative hiesiger Landwirte gestartet. Angesichts der Klimaveränderungen der vergangenen Jahre sollen neue, robustere Apfelsorten produziert werden. Großgeschrieben werden laut Michel Artenschutz und der bewusst reduzierte Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.
Faire Kita engagiert sich bei Dorfputzaktion
Birgit Haag stellte ihre Erfahrungen bei der Zertifizierung des Altheimer Kinderhauses als faire Kita vor. Die Kinderhausleiterin erzählte von einer gemeinsam mit Kindern umgesetzten Dorfputzaktion, dem Bepflanzen von Hochbeeten oder dem Erarbeiten von kindgerechten Fairtrade-Standards. Großer Applaus, rege Nachfrage und viel Lob waren den Referenten sicher.

Nach 3000 Jahren getreu dem olympischen Motto „Höher, schneller, weiter“ läute Meike Sippel Langsamkeit und Bescheidenheit ein, freute sich der Heiligenberger Zuhörer Bernhard Holzschuh über den gelungenen Vortragsabend. Bürgermeister Jürgen Stukle bedankte sich bei den Referenten. Besonders freute ihn, dass Professorin Sippel ihr Honorar für weitere nachhaltige Aktivitäten gespendet hatte.