Schon längst haben Flohmärkte ihr Trödel-Image verloren. Kaufen aus zweiter Hand hat sich zu einem Trend entwickelt. In beinahe jedem Ort gibt es mindestens ein bis zwei Märkte im Jahr. Wir haben Besucher und Verkäufer bei einer Veranstaltung in Frickingen gefragt, warum sie es schätzen, gut erhaltenes Gebrauchtes zu kaufen und anzubieten.

Schon die Atmosphäre bei dem Kleiderflohmarkt in der Frickinger Festhalle war entspannt. Das lag sicher nicht zuletzt an der Öffnungszeit an einem Samstag von 17 und 20 Uhr, wenn Bekleidungsgeschäfte normalerweise geschlossen sind. Hinzu kam, dass der Schulförderverein als Organisator des Marktes zusätzlich Getränke in Lounge-Atmosphäre anbot. Zumeist in kleineren Grüppchen schlenderten Kaufwillige die insgesamt 65 Flohmarktstände entlang.

Nachhaltigkeit zählt mehr als der Preis

Lena Rütten und ihre Freundin Mara Heller wurden mehrfach fündig. Von einem Ring über T-Shirts, Tops bis hin zu Langarmshirt und Schal shoppten die jungen Frauen. „Der Großteil meiner Kleider ist aus Secondhand-Läden und Märkten“, sagt Mara Heller. Der niedrige Preis ist für sie und ihre Freundin dabei weniger entscheidend. Dass es nachhaltiger ist, Gebrauchtes weiterzunutzen, finden die Beiden wichtig. Das Vintage-Angebot entspricht ihrem Geschmack, sagen sie entschieden, es sei viel besser als Fast-Fashion-Läden mit Billigangeboten und schnell wechselnden Kollektionen. „Wenn ich hier auf dem Markt etwas kaufe, trägt das nicht jeder“, unterstreicht Heller.

Sie und ihre Freundin meinen durchaus einen Trend zum Wiederverwenden von Mode auszumachen, „insbesondere bei jüngeren Leuten“. Einkaufen aus zweiter Hand sei einfach mehr als nur Shoppen. Ein Stück Abenteuer sei damit verbunden, nicht zu wissen, was man findet, erklärt Heller. Außerdem sei es eine gute Gelegenheit, beim Stöbern neue Menschen kennenzulernen.

Die Salemerin Andrea Marent (rechts) zeigt ihren Freundinnen Sabine Leopold (links) und Frieda Rauscher, welche sie zum Einkaufen ...
Die Salemerin Andrea Marent (rechts) zeigt ihren Freundinnen Sabine Leopold (links) und Frieda Rauscher, welche sie zum Einkaufen begleitet haben, ihre erworbenen Schnäppchen. | Bild: Martina Wolters

Die Salemerin Andrea Marent nennt noch einen weiteren Vorteil vom Flohmarkt-Shoppen. Sie findet hier Markenartikel zu günstigen Preisen. Zwei neuwertige Hosen für sich und T-Shirts für ihren Ehemann hat sie erstanden. Dass sie mit ihren Freundinnen Frieda Rauscher und Sabine Leopold zusammen stöbert, macht zusätzlich noch viel mehr Spaß, wie sie sagt.

Spaß am Beraten und am Handeln

Nicht nur die Käufer schätzen den Recycling-Kreislauf. „Wir haben schon immer unsere noch gut erhaltenen Klamotten verkauft“, erzählt Martha Lorenz, die zusammen mit ihrer Freundin Sieglinde Dukal Männerhemden, Pullis und Jacken anbietet. Das Beraten von Kunden macht den Frauen Spaß. „Man muss mit den Leuten schwätzen und mit dem Preis runtergehen“, erklärt Lorenz ihre Strategie, eine Win-win-Situation auf beiden Seiten zu erreichen.

Sieglinde Dukal (links) und Martha Lorenz verkaufen regelmäßig zusammen ihre gebrauchte Bekleidung und haben mittlerweile eine gute ...
Sieglinde Dukal (links) und Martha Lorenz verkaufen regelmäßig zusammen ihre gebrauchte Bekleidung und haben mittlerweile eine gute Verkaufsstrategie entwickelt. | Bild: Martina Wolters

Darüber hinaus zählt für sie, nachhaltig unterwegs zu sein. „Bevor ich eine Gymnastikhose wegwerfe, mache ich noch ein Funktionstuch daraus“, erzählt Martha Lorenz. Dass es aktuell immer mehr Flohmärkte bis in den kleinsten Ort hinein gebe, sei ein guter Trend.

Bewusstsein für mehr Qualität und Fairness schaffen

Ebenso sieht das Cristina Aguirre, die Nachhaltigkeitsbeauftragte Frickingens, die für ein „zweites Leben für Kleidung“ plädiert. Durch die Kooperation mit dem Überlinger Weltladen bei dem Frickinger Flohmarkt will Aguirre ein neues Bewusstsein für mehr Qualität und Fairness bei den Besuchern schaffen. Wer für fair Gehandeltes ein paar Euro mehr bezahle, habe lange Freude an seinem Produkt und könne es am Ende noch beim Flohmarkt weitergeben. Und der Erzeuger beispielsweise von Strümpfen aus Bio-Baumwolle in Pakistan könne von seiner Arbeit leben, weil er fair bezahlt werde, betont die Koordinatorin für Kommunale Entwicklungspolitik.

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Philipp Maier, Vorsitzender des Schulfördervereins, sieht in den Kleiderbasaren eine gute Möglichkeit, Aktionen der Frickinger Grundschule zu unterstützen und gleichzeitig dem Nachhaltigkeitsgedanken gerecht zu werden. Dass Flohmärkte Geschäften Konkurrenz machen könnten, glaubt Maier nicht. „Ich glaube, die Läden gehen eher wegen der günstigen Verkaufspreise im Internet kaputt“, meint er. Auf dem Flohmarkt verkauften die Menschen ihre überschüssige Kleidung. „Und es ist keinem damit gedient, die Kleidung wegzuschmeißen“, findet Philipp Maier. Viele Privatverkäufer an den 65 Ständen seien zufrieden und freuten sich schon auf den Herbstflohmarkt am 8. November, hat der Vereinsvorsitzende in Gesprächen erfahren.