Lokales durch den Kakao zu ziehen, das gehört beim Zunftball von Dreckspringern und Musikverein genauso dazu wie kesse Tanzeinlagen und jede Menge Witz. Das 500-köpfige Publikum amüsierte sich am Samstagabend offensichtlich prächtig. Auch, wenn es zu vorgerückter Stunde manchmal ziemlich laut wurde und das bewährte Moderatorenteam Carsten Liebold und Ralf Schrenk teils Mühe hatte, stimmlich zu allen im Saal vorzudringen.
Besitzverhältnisse werden klargemacht
Viel zu lachen hatten die Zunftballgäste schon bei der Ansprache der Narreneltern Christine (Allweier) und Michael (Baader), die mit Blick auf den ausfallenden Empfang zum neuen Jahr statt zum Zunftball zum Neujahrsempfang begrüßten. Von einem Bürgermeister-Neujahrsempfang hätten die Heiligenberger Wolkenschieber noch nie gehört, witzelte das Narrenelternpaar bei der Begrüßung der Gäste aus der Nachbarschaft. Die Rickenbacher Hennen träumten gar davon, dass Frickingens Bürgermeister Jürgen Stukle „ihr Giggeler“ wäre, frotzelten die beiden weiter. „Aber der gehört uns“, machten sie unmissverständlich die Besitzverhältnisse klar.
Kein Blatt vor den Mund nahmen auch die vermeintlichen Grundschulbuben Kevian alias Gottfried Grundler und Michael Baader als sein Schulkollege Torben. Vor der originalgetreu nachgebauten Grundschulwand nahmen sie Schule, Gemeinderat und Politik unter die Lupe. Seit die neue Rektorin Tina Gutemann vor Ort sei, wehe ein anderer Wind. „Sogar die Lehrerinnen kommen pünktlich“, stichelte das Narrenduo. Ob der neue Grundschulbau ähnlich quadratisch, praktisch, gut werde wie der Bauhof, fragten sich die Zwei.

Auch in Frickingen gibt es eine Zeitenwende
Die Schelme gewährten einen tiefen Einblick in die Gemeinderatsarbeit. „Zum ersten Mal in der Geschichte von Frickingen sitzt kein Bauer mehr im Gemeinderat“, unterstrich Grundler. Zur Freude der Ballgäste sprach Baader in Anlehnung an eine Regierungserklärung des Kanzlers Olaf Scholz von einer „Zeitenwende“. Über die Ratskollegen wussten die Spaßvögel auch eine Menge. Beispielsweise, dass Susanne Zerwes den Rat „sicher nicht wegen des Bürgermeisters“ verlassen habe, um nach Überlingen zu ziehen. Mehr Frauenpower im Ratsgremium begrüßten sie. „Jetzt sollten sich die Damen auch ab und zu melden“, so der Narrenwunsch.
Bei einem Blick nach Salem fragten sich Baader und Grundler gar, was es mit den gelben Flossen am Schlosssee auf sich habe. Das sei keine Kunst, sondern ein Symbol für das Rathaus dort und eine Metapher für „Haifischbecken“. Über den Frickinger Schulte hatten sie nichts zu meckern. Angesichts der Vollzeitstelle von Bürgermeistergattin Claudia sorgten sie sich nur darum, wer ihm die Hemden bügle. Viel Lob hatten die Filous übrig für die neue Ortsvorsteherin mit dem „typisch leustetterischen Namen Magdalena Adamsky-Tümmers“. Erstmalig habe es im Gemeindeblatt einen allgemeinen Neujahrsgruß für alle Frickinger aus Leustetten gegeben.

Babyboom und Klage über den trostlosen Friedhof
Noch mehr Dorftratsch hatten Veronika Grundler und Elli Mader im Gepäck. Sie echauffierten sich über wildes Parken in der Leustetterstraße und volle Kindergärten. Der Umbau des katholischen Kindergartens ging ihnen viel zu langsam. „In Frickingen boomt das Baby“, befanden die Spaßmacherinnen. Dass sie den Boom festmachten an Mengen von vorbeirollenden „VW-Bussen und Mütterpanzern“, brachte die Festhallengäste ordentlich zum Lachen. Ebenso ihre Vision eines Friedhofparks mitten im Dorf. „Kein Wunder, dass die ganzen Toten ‚naufrennen zum Friedwald“, spöttelten Grundler und Mader angesichts des „trostlosen Frickinger Friedhofs“.
Viel Anklang fand ihre Idee, Frickinger Schokolade herzustellen, anstelle von solcher aus Dubai. Im Hinblick auf das von der Verwaltung angestrebte Siegel „Faire Gemeinde“ war es den beiden Närrinnen wichtig, „dass Metzger, Beck, Gastronomie und Hofläden schon fair unterwegs sind.“ Abseits von Tratsch sorgten Anekdoten der „Lustigen Witwen“ aus Altheim für Lachtränen. Sie sangen von Wurstsalat mit Zyankali oder gekappten Bremsleitungen, durch die ihre untreuen Männer verstarben.
Herzlich lachten die Besucher über den selbst verfassten Sketch des Moderatorenduos. Zusammen mit Newcomerin Sabine brachten sie eine neue Version von „Dinner for one“ auf die Bühne. Besonderen Augenschmaus bot ein Feuerwerk an Tanzeinlagen. 16 Frauen des Narrenvereins heizten mit beeindruckenden Choreografien ein. Das Männerballett zeigte viel Haut und jede Menge Kondition bei artistischen und tänzerischen Einlagen in feschen Outfits. Dass auch Enten wunderbar tanzen können, war bei den Crazy Ducks zu sehen.