Seit Ende Juni kann in der „Greifbar“ gebouldert werden. Anders als beim gesicherten Klettern geht es dabei ohne Seil die Wände hoch. Mit einer Hallenfläche von 2000 Quadratmetern, einer Wandfläche von etwa 1000 Quadratmetern auf zwei Ebenen mit 120 Routen – im Fachjargon Boulderprobleme genannt – und viel Ausbaupotenzial, dürfte es sich, so die Einschätzung von Betreiber Patrick Persdorf, um die größte Kletterhalle in der Bodenseeregion handeln.

Mehr als eintausend Griffe und Tritte in sieben verschiedenen Farben seien von einem professionellen Routenschrauber in die lichtdurchflutete ehemalige Lagerhalle montiert worden. Es gibt Routen in gelb für Einsteiger, bis rot für absolute Könner, die wie Spinnen an der Decke kleben.

Die Boulderhalle „Greifbar“ hat etwa 1000 Quadratmeter Kletterwand zu bieten.
Die Boulderhalle „Greifbar“ hat etwa 1000 Quadratmeter Kletterwand zu bieten. | Bild: Anette Bengelsdorf

Damit es regelmäßigen Besuchern nicht langweilig wird, montiert ein festangestellter Schrauber einmal die Woche einen ganzen Sektor um. Auch Worldcup-Schrauber möchte Persdorf einladen, um seinen Kunden etwas zu bieten. Routenschrauben ist eine Kunst. Wie bei der Choreografie eines Balletts wird von der Idee eines Bewegungsablaufes ausgegangen und dieser mit dem passenden Griffset an der Wand realisiert.

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Acht Mitarbeiter kümmern sich in der Boulderhalle um das Wohl der Kraxler, bieten Kurse für Erwachsene und Kinder an, putzen und bereiten an der Theke Kaffee eines regionalen Rösters zu. In einem Aufenthaltsbereich finden beispielsweise auch Zuschauer bei Meisterschaften Platz. Bald will Patrick Persdorf auch Wettkämpfe austragen, den Bodensee-Cup nach Friedrichshafen holen. In der „Greifbar“ in Bregenz, die der 35-Jährige im November 2019 eröffnet hat, laufen derzeit die Masters, bei denen bis zum 12. September die besten Boulderer und Boulderinas im Team gesucht werden.

Der 35-jährige Ingenieur für Energietechnik, Patrick Persdorf, kommt ursprünglich aus Ehingen und hat die „Greifbar“ in ...
Der 35-jährige Ingenieur für Energietechnik, Patrick Persdorf, kommt ursprünglich aus Ehingen und hat die „Greifbar“ in Friedrichshafen am 27. Juni eröffnet. | Bild: Anette Bengelsdorf

Der Ingenieur für Energietechnik hatte lange in der Bodenseeregion nach einem geeigneten Ort gesucht, um seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. In Vorarlberg wurde er fündig. Bis zu 300 Boulder-Begeisterte beklettern dort Abend für Abend die Wände. Zeit, zu expandieren, dachte er.

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„Ich hatte Friedrichshafen im Fokus, da die Stadt ein großes Einzugsgebiet hat und bisher nichts Vergleichbares zu bieten hatte“, sagt der drahtige Mann mit 20 Jahren Klettererfahrung. Sehr lange habe er gesucht, bis er im Frühjahr 2020 in der Anton-Sommer-Straße im Gewerbegebiet Friedrichshafen-Ost fündig wurde.

Beworben hat er die Eröffnung am 27. Juni nicht. In Bregenz sei er damals überrannt worden, das wollte er angesichts der Corona-Krise nicht riskieren. Überhaupt sei der Start im Sommer nicht so ideal. Hochsaison herrsche traditionell im Winter, wenn die Berge den Kletterkünstlern nichts mehr zu bieten haben. Aber der Winter steht ja fast schon wieder vor der Tür.