Der Dieselmotorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS) mit seiner Hauptmarke MTU werde nicht verkauft. Warren East, Chef des Mutterkonzerns Rolls Royce hat nach Angaben der Spitze des Betriebsrats dieses klare Bekenntnis abgegeben. East war am Mittwoch Gast der Betriebsversammlung von RRPS in der Messe. Nach Angaben des Betriebsrats, die dieser während einer Pressekonferenz nach der Versammlung machte, nahmen rund 4100 Beschäftigte daran teil. Es werde nicht so viel Geld in einen Standort investiert, um diesen anschließend zu verkaufen, zitierte Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer den Chef von Rolls Roye. Den Beschäftigten habe East mit seiner Aussage zusätzliche Sicherheit gegeben. Das Management von RRPS und der Betriebsrat hatten im April eine Vereinbarung zur Standortsicherung beschlossen, die bis zum März 2020 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.
Diese Vereinbarung beinhaltet auch die Zusage an das Management, dass dieses insgesamt 550 Stellen auf freiwilliger Basis abbauen darf. Gut 130 Stellen sind bisher auf diesem Weg abgebaut worden, wie Thomas Bittelmeyer, Vorsitzender des Betriebsrats von RRPS, während der Pressekonferenz sagte. Doch in einigen Fällen lief das Verfahren ziemlich holprig, wie Bittelmeyer auch während der Betriebsversammlung sagte. Denn nach seiner Aussage sei gegen das zwischen Management und Arbeitnehmervertretung vereinbarte Regelwerk verstoßen worden. Vereinbart war, dass ein Mitarbeiter gehen darf, wenn es aus betrieblicher Sicht keine Einwände gibt. Beschäftigte mit Expertenwissen an Schlüsselpositionen im Unternehmen haben eher schlechte Karten.
Geärgert hat sich der Betriebsrat über "willkürliche Eingriffe von Führungskräften". Obwohl der unmittelbare Vorgesetzte zugestimmt habe, dass ein Mitarbeiter das Abfindungsprogramm in Anspruch nehmen könne, sei es diesem schlussendlich doch verweigert worden. Nach Bittelmeyers Angaben hat es 80 Ablehnungen gegeben. 30 davon sei aus Willkür erfolgt. Letztere Absagen würden im Kollegenkreis verheerend wirken.
Kritik übt Bittelmeyer auch daran, dass die Unternehmensberatung Boston Consulting im Unternehmen aktiv ist, um auszuloten, wo noch gespart werden könne. Der Betriebsratschef sprach von jährlichen Kosten zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Vom Unternehmen selber war dazu keine Stellungnahme zu erhalten, da Aussagen des Betriebsrats während einer Betriebsversammlung grundsätzlich nicht kommentiert würden. Mit der Standortsicherung wurde auch vereinbart, dass am Hauptsitz in Friedrichshafen wie an den Standorten in Duisburg und Hamburg bis zum Jahr 2020 jährlich insgesamt 10 Millionen Euro eingespart werden. Dass das Engagement von Boston Consulting in diesem Punkt hilfreich sei, bezweifelt Bittelmeyer.
Applaus für scheidenden Chef
Für RRPS-Chef Ulrich Dohle war die Betriebsversammlung die letzte in dieser Funktion. Am 1. Januar 2017 wird sein Nachfolger, Andreas Schell, diese Leitungsfunktion übernehmen. Nach Dohles Rede habe sich die Belegschaft spontan von den Plätzen erhoben und dem scheidenden Chef stehend applaudiert. So einen Abschied eines Vorstandsvorsitzenden habe es noch nie gegeben, sagte Andreas Bemerl, stellvertretender Chef des Betriebsrats. In den vergangenen acht Jahren sei Dohle für den Dieselmotorenbauer sehr prägend gewesen, sagte Bittelmeyer.
Platz für Flüchtlinge
Zwei zusätzliche Ausbildungsstellen werden bei Rolls-Royce Power Systems für Flüchtlinge eingerichtet. Ein Mitglied der Belegschaft, selber ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit aktiv, lobte während der Betriebsversammlung dieses Projekt, wie Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer in einer Pressekonferenz danach sagte. Zurzeit gebe es wegen dieser Stellen sehr viel Arbeit mit staatlichen Behörden. (dim)