Beim Bau der B 31-neu läuft alles nach Plan. Mit dieser Nachricht sorgte Andreas Irngartinger, Projektleiter der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), bei der Ratssitzung Ende Juni zunächst für gute Stimmung.

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Schon im Sommer 2020 könnte ein Teil der B 31-neu freigegeben werden

Die Arbeiten laufen sogar so gut, dass eine Freigabe des Abschnitts zwischen Immenstaad und Schnetzenhausen schon im Sommer 2020 möglich wäre. „Wir gehen davon aus, dass eine Teilfreigabe zu einer spürbaren Entlastung der alten Bundesstraße, vor allem in Fischbach, Seemoos und Manzell führen würde“, erklärte er den Stadträten, die das allerdings kritisch sahen.

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Teilfreigabe sei „unter allen Umständen zu verhindern“

Jetzt wehrt sich eine Bürgerinitiative dagegen. Mit einem fünfseitigen Schreiben, das auch unserer Zeitung zuging, wandten sich Ende Juli Anwohner von Sparbruck, Waggershausen und Jettenhausen an Deges, Stadt, Landratsamt, Regierungspräsidium (RP) und den CDU-Bundestagsabgeordneten Lothar Riebsamen. Sie bitten darum, die Teilfreigabe „unter allen Umständen zu verhindern“. Zudem wird eine Unterschriftenaktion angekündigt. Mit der Teilfreigabe würde eine Bürgergruppe auf Kosten einer anderen entlastet. Der Unterschied bestehe allerdings darin, „dass die B 31-alt noch immer die nötigen Voraussetzungen für so viel Verkehr erfüllt im Gegensatz zu unseren Landes- und Kreisstraßen“.

Antwort gab es bislang nur aus dem Rathaus

Namentlich möchte von dieser Initiative derzeit niemand in Erscheinung treten. Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin der Initiative, dass bis dato nur das Büro des Oberbürgermeisters auf ihr Schreiben reagiert habe: Das Rathaus prüfe die Auswirkungen einer Teilfreigabe noch.

Ein Abstimmungsgespräch ist im Herbst geplant

Die Deges habe die Teilfreigabe vorgeschlagen, „weil sie aus unserer Sicht insgesamt vorteilhaft ist“, so der Projektleiter. Sie sei aber nur in Abstimmung mit Bund, RP und Stadt möglich. „Wir nehmen die Bedenken und Einsprüche von Anwohnern in Sparbruck, Waggershausen und Jettenhausen ernst und werden diese in unseren weiteren Überlegungen und der Abwägung aller Vor- und Nachteile einer möglichen Teilfreigabe berücksichtigen“, sagt Irngartinger. Im Herbst sei ein Abstimmungsgespräch vorgesehen. „Eine Entscheidung über eine Teilfreigabe ist also noch nicht getroffen.“

Bild 1: Entlastung hier, Verkehrschaos da? Bürgerinitiative will Teilfreigabe der B 31-neu verhindern
Bild: Cornelia Müller

Fünf wesentliche Kritikpunkte der Anwohner

Diese Argumente sprechen nach dem Dafürhalten der Anwohner von Sparbruck, Waggershausen oder Jettenhausen gegen eine Teilfreigabe der neuen B 31:

  1. Verkehr nur verlagert: Derzeit fahren rund 25 000 Fahrzeuge täglich über die alte Bundesstraße. Bei einer Teilfreigabe rechnet die Deges Andreas Irngartinger zufolge damit, dass rund 9000 Autos und Lastwagen auf dem neuen Straßenabschnitt fahren würden, sodass nur noch 16 000 durch Fischbach rollen. Der Verkehr muss dann aber an der Anschlussstelle Schnetzenhausen wieder von der neuen Trasse herunter und innerstädtisch zur alten B 31 geführt werden. Mit dieser Rechnung, argumentieren die Kritiker, würde der Verkehr etwa auf der Sonnenberg- und Waggershauser Straße sowie an der Kreuzung Ludwig-Dürr-Schule in Jettenhausen schlagartig von 15 000 auf 24 000 Fahrzeuge pro Tag ansteigen. Für dieses hohe Aufkommen seien diese Straßen aber nicht ausgerichtet. Das habe sich immer dann gezeigt, wenn der B-31-Verkehr über diese Strecken umgeleitet wurde. Die Folge waren meistens kilometerlange Staus, „ein einziges Verkehrschaos“.
  2. Teilfreigabe macht keinen Sinn: „Tausende Fahrzeuge (ohne Not) durch Teilfreigabe auf einen kurzen Streckenabschnitt der B 31-neu mit vierspurigem Ausbau zu bringen, um sie dann nach wenigen Kilometern wieder auf enge zweispurige und kurvige Straßenabschnitte umzuleiten, auf 30 km/h herunter zu bremsen und dann im Stau durch -zig Nadelöhre in Ortschaften zu führen, macht keinen Sinn. Das ist gefährlich, belastet uns Anwohner extrem mit Lärm, Erschütterungen, Emissionen sowie Schmutz und bringt insgesamt nur Ärger und eine unzumutbare Gefährdung für unsere Sicherheit“, heißt es in dem Brief. Mit Lärm und Dreck seien die Anwohner durch den Baustellenverkehr seit Jahren ohnehin verstärkt belastet.
  3. Tempo 30 hilft nicht: Nach Aussage von Andreas Irngartinger im Gemeinderat sei es sinnvoll, auf den Zu- und Ableitungsstrecken dann Tempo-30-Zonen einzurichten, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Die Anwohner hätten bei so viel Verkehr trotzdem Probleme bei der Ein- und Ausfahrt auf ihre Grundstücke, die „zu Spitzenzeiten nahezu unmöglich“ gemacht werde, weil Auto- und Lkw-Fahrer nicht einfädeln lassen.
  4. Zu wenig Platz für Einsatzfahrzeuge: Weil die innerstädtischen Straßen zu schmal, kurvig und teils geneigt sind, sei auch die Durchfahrt von Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr, Polizei und medizinischem Notdienst erschwert beziehungsweise unmöglich. Die Anwohner geben zu Bedenken, dass dies „in Notfallsituationen verheerende Auswirkungen“ haben könnte. Allein aus diesem Sicherheitsaspekt heraus dürfe keine Langzeitumleitung des Verkehrs zugelassen werden, weil so „ohne Not“ ein Risiko über mehrere Monate eingegangen werde.
  5. Kritische Verkehrssituationen: Die Einwender sprechen von „weiteren kritischen Verkehrssituationen“ etwa an der Ecke Sonnenbergstraße/Henri-Dunant-Straße mit den beidseitigen Bushaltestellen oder an der Ludwig-Dürr-Schule, wo viele Schüler unterwegs sind und durch den täglichen Stau ohnehin großen Gefahren ausgesetzt seien.