Friedrichshafen – Weitere Stellen sollen beim Dieselmotorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS/MTU) abgebaut werden. Nur so könne in Zukunft wieder ein höherer Gewinn erzielt werden, sagt das Management. In den vergangenen fünf Jahren sei das Umsatzvolumen kaum gewachsen, die Gewinnkurve aber stetig gefallen. Die bereinigte Umsatzrendite schrumpfte von 8,1 Prozent für 2015 auf 7,2 Prozent im vergangenen Jahr.
 

Trotz weiterer Überlegungen, im Personalbereich Kosten zu sparen, werde es keine "neuen Hiobsbotschaften für die Belegschaft geben", betont Marcus A. Wassenberg, Arbeitsdirektor von RRPS. Er erinnerte am Dienstag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz im Manzeller Werk von RRPS an die bestehende Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Dieses schließe betriebsbedingte Kündigungen bis 31. März 2020 aus. Der Betriebsrat, Vertreter der Industriegewerkschaft Metall und das Management hatten sich im April 2016 auf diese Vereinbarung geeinigt. Auf Nachfrage sagte Wassenberg, dass es in diesem Jahr kein Freiwilligenprogramm wie im vergangenen Jahr geben werde. Durch finanzielle Anreize waren in 2016 im Unternehmen insgesamt 217 Stellen abgebaut worden, davon rund 100 am Standort Friedrichshafen. In der bestehenden Vereinbarung zur Standort-Sicherung wurde festgelegt, dass auf freiwilliger Basis insgesamt 550 Stellen, darunter 150 in der Produktion, abgebaut werden dürfen. Ungeachtet dass es in 2017 kein Freiwilligen-Programm geben wird, würde im Management überlegt, zu welchen Konditionen weitere Stellen auf freiwilliger Basis abgebaut werden können. "Dazu kann ich aber noch nicht ins Detail gehen", sagte Wassenberg.

Andreas Schell, seit dem Jahreswechsel Vorstandsvorsitzender von RRPS, sieht den Dieselmotoren-Hersteller grundsätzlich auf einem guten Kurs. Gemeinsam mit Wassenberg arbeitet er daran, Prozesse im Unternehmen noch effektiver und kundennäher zu gestalten, um RRPS noch erfolgreicher und zukunftsfester zu machen. Dazu gehört auch ein Konzept zur Digitalisierung, wie Schell schilderte. Noch im ersten Quartal des Jahrs solle eine firmeninterne Organisationseinheit fürs Digitale arbeitsfähig sein, deren Arbeitsergebnisse direkt an Schell berichtet werden. Das Thema ist also Chefsache. Im dritten Quartal dieses Jahres will das Management über erste Ergebnisse der Digital-Strategie berichten, kündigte Schell an. Grundsätzlich betrachtet, sei RRPS ein gut bestelltes Haus. Die Weichen seien bereits richtig für die Zukunft gestellt worden. Dennoch setzt Schell auf weitere Veränderungen. So will er künftig die Produktionskapazitäten in lokalen Märkten, wie etwa in China, erweitern. Zusätzlich soll die Motorenpalette verkleinert werden. Forschung und Entwicklung sollen dort konzentriert werden, wo es sich lohne. Mit einem Anteil von 20 Prozent der Motorenpalette würden 80 Prozent des Umsatzes erzielt, schilderte Wassenberg. Um bei diesem Thema voranzukommen, wird ein Produktmanagement eingerichtet. Die bestehende Komplexität soll reduziert werden. Bei allen Veränderungen, die anstehen, sollen die Beschäftigten mitgenommen werden, wie Wassenberg sagt. Er fügte hinzu: "Wir sind uns bewusst, dass wir die Mitarbeiter stark fordern. Wir wollen ihnen die Chance geben, sich anzupassen." "Ich sehe es als Dauerlauf", schildert RRPS-Chef Andreas Schell, "dafür braucht es einen langen Atem. Auch wenn wir manchmal einen Zwischenspurt einlegen".

"Nur saubere Geschäfte" seien im Unternehmen zulässig, sagte Wassenberg. Alles andere, was beispielsweise im Graubereich liege, werde nicht geduldet. Deshalb stellte RRPS im Herbst vergangenen Jahres zwei leitende Manager frei, die im Verdacht standen, gegen die Compliance-Regeln verstoßen zu haben. Mit einem Betroffenen gab es eine Einigung, was sein Ausscheiden anlangt. Das andere Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Nähere Angaben machte Wassenberg dazu nicht.

Der Standort und die Welt

Sowohl am und im Standort Friedrichshafen als auch rund um den Globus ist der Dieselmotorenbauer Rolls-Royce Power Systems aktiv:

  • Abgasanlage in Manzell: Kräftig gebaut wird zurzeit an einer neuen Abgasanlage für die Motorenprüfstände im Werk 2 in Manzell. Mit Verweis auf die Einladung für die Fischbacher Runde am 7. März, gab es bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag keine weiteren Informationen dazu. Nur den Hinweis, dass rund 50 Anmeldungen vorliegen. Das Unternehmen kündigte an, dass bei dem Termin mit der Fischbacher Runde umfassend über das millionenschwere Projekt berichtet werde. Die neue Anlage soll Schwarzrauch-Wolken verhindern, die bisher beim Testen großer Notstrom-Diesel immer mal wieder auftreten.
  • Neue Märkte: Andreas Schell, der Vorstandsvorsitzende von Rolls-Royce Power Systems, setzt auf eine große Nähe zu den Märkten, in denen MTU-Motoren verkauft werden. Geplant sei deshalb, in Asien, Australien und Lateinamerika Personal aufzubauen. Daneben soll auch im Ausland mehr produziert werden. Dank eines Joint Ventures mit einem chinesischen Unternehmen soll dort in diesem Jahr der erste MTU-Motor der 4000er-Baureihe montiert werden. Vor allem in China sieht Schell einen der größten Wachstumsmärkte für RRPS. Kommenden Montag wird er sich vor Ort einen Eindruck verschaffen, wie er auf der Bilanzkonferenz sagte. (dim)