Für viel Unruhe hatte vor wenigen Wochen die Nachricht gesorgt, dass die Konzernmutter Rolls Royce-Power Systems (RRPS) in England den Abbau von bis zu 700 Stellen gefordert hätte. Bei der Betriebsversammlung sagte Vorstandsmitglied Marcus A. Wassenberg zu, dass es ab Januar Gespräche mit dem Betriebsrat über die weiteren Schritte geben werde. "Wir werden sehen, was am Ende dabei herauskommt", sagte Thomas Bittelmeyer, Chef des Betriebsrats bei RRPS, bei einer Pressekonferenz nach der Versammlung. Er gehe aber davon aus, dass die Gespräche positiv verliefen, da die Vergangenheit gezeigt habe, dass gute Vereinbarungen möglich seien. "Mein Ziel ist es, dass wir eine Jobgarantie bekommen", betonte der Betriebsratschef.

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4000 MTU-Mitarbeiter waren ins Foyer der Messe gekommen, mehr als gewöhnlich, wie die Spitze des Betriebsrates betonte. Bei einer außerordentlichen Versammlung vor vier Wochen hatte der Betriebsrat den Vorstand aufgefordert, eine Antwort auf die Sorgen der Mitarbeiter über einen möglichen Stellenabbau zu geben. Eine klare Aussage aber gab es am Dienstag nicht, eher einen Hauch von Optimismus.

Unternehmen will Standort sichern

Bis April 2020 gilt ein Vertrag zur Standortsicherung, der weitere Jobverluste bei RRPS ausschließt. "Betriebsbedingte Kündigungen wird es bis dahin nicht geben, das ist ganz klar", betonte Bittelmeyer. Allerdings wurden auf freiwilliger Basis 400 Stellen in den vergangenen beiden Jahren abgebaut. "Und diese Mitarbeiter fehlen jetzt, was zu einer enormen Arbeitsverdichtung führt", so der Betriebsratschef. Dabei vermelde der Häfler Motorenbauer Rekordgewinne: "Da ist es doch völlig absurd, von Jobabbau zu reden." Daher begrüße Bittelmeyer es sehr, dass es ab Januar neue Gespräche mit dem Vorstand geben werde, um die Jobs auch nach 2020 zu sichern.

Unternehmenssprecher Christoph Ringwald betonte gegenüber dem SÜDKURIER, dass diese Gespräche das Ziel hätten, den Standort Friedrichshafen langfristig zu sichern. "In den letzten zwei Jahren hat sich das Unternehmen erfolgreich entwickelt, auch die Orderbücher für 2019 sind voll. „Wir können nicht weiter abbauen, wir brauchen jede Hand“, sagte Ringwald. Das habe der Vorstand den Mitarbeitern am Dienstag vermitteln können. Zusätzlich gebe es das klare Signal aus London nach Friedrichshafen: "Ihr seid das Management von Rolls Royce Power Systems, ihr entscheidet", erklärte Ringwald. Fakt sei aber auch, dass das Unternehmen weiter daran arbeiten werde, die Modernisierung und Digitalisierung voranzutreiben. "Dafür wird es dann aber auch andere Qualifikationsprofile geben", so der Unternehmenssprecher.

Helene Sommer, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, bestätigte das: "Wir werden in Gesprächen mit dem Vorstand schauen, wie wir durch Umstrukturierungen und Umschulungen die Beschäftigungen der Zukunft sichern."

Die Prióduktion im Werk 2 in Friedrichshafen.
Die Prióduktion im Werk 2 in Friedrichshafen. | Bild: Mommsen, Kerstin

Der Betriebsrat thematisierte in der Betriebsversammlung eigenen Angaben zufolge aber auch erneut, dass in einigen Bereichen dringend Personal benötigt werde. "Sowohl im Bereich Personal als auch in der IT und im Finanzwesen müssen dringend neue Stellen geschaffen werden", forderte Bittelmeyer. "Gerade in Zeiten der Digitalisierung ist eine funktionierende IT unabdingbar – Outsourcing in diesem Bereich ist eine kritische Entwicklung und die Kollegen dort pfeifen schon aus dem letzten Loch", mahnte er an. Allein für die drei kritischen Bereiche fordert der Betriebsrat eine Aufstockung um rund 130 Stellen. Wichtig sei zudem die Stärkung des Personalbereiches, um mit Nachdruck daran zu arbeiten, Fachkräfte einzustellen, die auf dem leeren Arbeitsmarkt derzeit nicht leicht zu finden seien.

Sorge um Auswirkungen des Brexit

Eine weitere Sorge des Betriebsrates ist der bevorstehende Brexit. "Wenn es dem Mutterkonzern nicht gut geht, kann es der Tochter auch nicht gut gehen", sagte Bittelmeyer vor Journalisten. Die Angst der Kollegen in England sei groß und noch sei unklar, wie sich der Austritt Großbritanniens aus der EU auf den gesamten Konzern tatsächlich auswirken werde.

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Einen kurzen Überblick über die Auswirkungen des neuen Tarifvertrages gab Helene Sommer von der IG Metall. Fast 1000 Mitarbeiter der MTU hätten bis zum Stichtag 31. Oktober einen Antrag abgegeben, um statt einer Sonderzahlung acht Tage mehr Urlaub zu bekommen. "Insgesamt reden wir von 8000 Tagen, die 2019 damit wegfallen", erläuterte Sommer. Nun werde es Gespräche geben, wie diese neue Möglichkeit der Arbeitnehmer auch im Arbeitsalltag umgesetzt werden könne. Das werde nicht in allen Bereichen ganz einfach, aber Sommer zeigte sich zuversichtlich, dass am Ende Lösungen gefunden werden können. "Das kann etwa durch interne Flexibilisierungen geschehen", so Sommer, gab aber auch zu, dass dies nicht immer ganz einfach werde.