„Ich bin gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt und habe heute Morgen von der ganzen Sache erfahren – sonst hätte ich beim Einkauf schon genauer hingesehen“, berichtet Matthias Rittler aus Friedrichshafen. Bei Lebensmitteln grundsätzlich auf die Versiegelung der Verpackung aufzupassen, ist für Michael Horst eine Selbstverständlichkeit. „Aber eine absolute Sicherheit gibt es sowieso nicht“, sagt er.
„Dieser Mensch war bereit, andere zu töten. Vom Grundsatz war es daher zweitrangig, ob es sich bei der Vergiftung um Babynahrung oder andere Lebensmittel gehandelt hat“, fasst der 60-jährige Rainer Fuchs, Vater von zwei Kindern, zusammen. Die Gefahr habe seiner Ansicht nach nicht nur in Friedrichshafen, sondern auch anderswo bestanden. „Wir leben leider in einer unsicheren Zeit, da kann jederzeit und überall etwas Schreckliches passieren“, sagt er.
Bei Dirk Gandert war „das Unverständnis größer als die Angst“. Er habe Arbeitskollegen mit kleinen Kindern, die seit Bekanntwerden der Tat ihren Vorrat an Babynahrung überprüft hätten – und selbst einen kleinen Neffen im Alter von fünf Monaten. Ganz betroffen ist seine zwölfjährige Tochter Sarah. „Im gleichen Laden, in dem die vergiftete Babynahrung gefunden wurde, habe ich einen Tag zuvor für meinen kleinen Cousin ein Baby-Gläschen eingekauft“, erzählt sie. „Jetzt bin ich schon erleichtert und hoffe, dass die Mittäter auch bald geschnappt werden.“
„Super, dass es so schnell ging“
„Das nennt man wohl einen guten Fang, schön dass die Polizei Erfolg gehabt hat“, sagt Heinz Dietenberger, der seinen Wagen zurückbringt. „Ich bin extrem erleichtert und froh, weil ich jetzt keine Angst mehr haben muss, etwas zu kaufen“, sagt eine 13-Jährige auf dem Weg zum Kaugummikauf. „Es zeigt auch, dass die Polizei echt fähig ist.“ „Super, dass es so schnell ging“, sagt die Dame daneben. „Aber sie hatten auch die guten Fotos vom Täter, da bin ich mir 100 Prozent sicher, dass der Gefasste der Richtige ist.“

Rechts: "Vielleicht war er ja auch hier. Man weiß gar nicht, was man kaufen soll, jede Packung kann betroffen sein. Ich weiß noch nicht, ob ich hier Fleisch an der Theke kaufe oder lieber zum Metzger gehe." (Leonora Deutsch) | Bild: Corinna Raupach
Die Häfler sind richtig sauer auf den Erpresser, der in ihrer Stadt vergiftete Gläschen mit Babynahrung in Supermarkt-Regale gestellt hatte: „Das ist ein Spinner“, sagt einer, „ein Irrer“, „einfach doof“ ein anderer. „Kinder sind doch die Unschuldigsten überhaupt, ich verstehe nicht, wie man so etwas machen kann“, sagt Leonora Deutsch. „Ausgerechnet Kinder, die noch heranwachsen, das ist eine Sauerei“, sagt eine Mutter, die ihr knapp zweijähriges Kind auf dem Arm hat.

Rechts: "Das hat die Polizei super gemacht, es geht ja um Babies. Wir haben heute keine flüssigen Sachen gekauft und nichts Abgepacktes. Bei Nudeln oder solchen Sachen kommt das wohl weniger vor." (Hassan Bussata) | Bild: Corinna Raupach
Die meisten haben sich Sorgen gemacht in den vergangenen Tagen. „Ich habe nur ganz wenig gekauft und genau hingesehen. Ich habe vorher nie darauf geachtet, ob ein Glas beim Öffnen knackt oder nicht“, sagt eine Frau, die Herbstblumen und Kissen in ihrem Korb hat. „Vor allem für Familien mit kleinen Kindern muss es belastend gewesen sein, die Warnungen kamen ja auch über Facebook. Ich habe mir um mich keine Gedanken gemacht. Erleichtert bin ich trotzdem“, sagt eine andere Kundin und lädt ihren Kofferraum voll. Alexander Schwetke ist froh, dass er in den vergangenen Tagen nicht einkaufen musste. „Das hat sich so ergeben. Heute Morgen hat mich meine Frau wieder mit einem Einkaufszettel losgeschickt. Ich halte trotzdem die Augen auf.“