Nach dem Brandanschlag im Parkhaus Am See in Friedrichshafen sind weitreichende Sanierungsarbeiten notwendig. Das Tragwerk in der Ebene unterhalb des Ein- und Ausfahrbereichs ist so stark geschädigt, dass es ersetzt werden muss, teilt das Stadtwerk am See (SWSee) mit. Das bedeutet: Das Parkhaus muss bis in den Spätsommer geschlossen bleiben. „Dabei sind wir noch mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Geschäftsführer Alexander-Florian Bürkle. Denn der „worst case“, eine Sanierung der Parkhausdecke mit Vollsperrung der Karlstraße, habe abgewendet werden können.
Sperrung der Karlstraße nicht nötig
Seit Anfang dieser Woche liegen die Ergebnisse der Betonprüfung vor. „Wir haben sofort eine Spezialistenrunde einberufen und ein – im wahrsten Sinne – tragfähiges Ergebnis erarbeitet“, berichtet Norbert Schültke, Bereichsleiter Mobilität beim Stadtwerk am See. Die gute Nachricht dabei: Träger und Decken unter der Karlstraße – dort hatten im Parkhaus zwei E-Autos gebrannt – können saniert werden. „Sonst hätten wir die Straße mehrere Wochen komplett sperren müssen“, so Schültke.

Weniger erfreulich: Das Tragwerk in der Ebene unterhalb des Ein- und Ausfahrbereichs ist stärker beschädigt – dort hatte der Brandstifter drei Autos angezündet. „Hier müssen wir eine Betonfläche von rund 100 Quadratmetern komplett ersetzen. Das heißt: Direkt nach den Ein- und Ausfahrschranken schneiden wir zunächst ein großes Loch in den Boden, das dann mit speziellem Stahlbeton wieder geschlossen werden muss.“
Nicht nur Betonsanierung nötig
Die Betonsanierung ist die größte, aber bei weitem nicht die einzige Arbeit, die in den nächsten Monaten ansteht. Die technischen Anlagen sind vollständig zu erneuern. „Parkhausrechner, Kassenautomaten, Steuerungselemente, CO-Warnanlage, Entlüftung, Überwachungskameras – das alles müssen wir neu installieren und aufbauen“, zählt Schültke auf. Dazu muss die komplette Stromversorgung erneuert werden – rund drei Kilometer Stromkabel liegen im Parkhaus Am See. Mit diesen Arbeiten hat das Stadtwerk bereits direkt nach der Reinigung begonnen.
Mit der Betonsanierung und den technischen Arbeiten werde sofort begonnen, so Schültke. Um eine Vollsperrung komme man aber nicht herum. „Dadurch, dass der zentrale Ein- und Ausfahrtbereich so weitreichend geschädigt ist, ist auch keine Teilöffnung möglich.“ Der bestehende Beton muss in diesem Bereich abgetragen und die neue Decke eingezogen werden. Allein die Aushärtung einer so großen Betonfläche dauere mindestens sechs Wochen.
Das Stadtwerk am See hofft, weite Teile des Parkhauses Ende September wieder öffnen zu können. Bis Spätherbst sollen dann auch die letzten Arbeiten abgeschlossen sein. „Dann hätten wir die erneute Sanierung in noch kürzerer Zeit abgeschlossen als die vor zwei Jahren“, stellt Geschäftsführer Bürkle fest. Kosten wird das Ganze mindestens 1,5 Millionen Euro. Der größte Teil davon sei von der Versicherung gedeckt, sodass der finanzielle Schaden überschaubar bleibe.
In die Tasche greift das Stadtwerk allerdings zusätzlich, um die Folgen für den Einzelhandel und dessen Kunden zu mildern. „Bei einer Aktion im März haben wir gemeinsam mit dem Stadtmarketing Parkgutscheine im Wert von 10 000 Euro über den Handel verteilen lassen“, berichtet Bürkle. Und der neue 1-Euro-Tarif des Stadtverkehrs soll dazu beitragen, dass die Kunden den Bus nutzen, um in die Stadt zu kommen.
Noch keine Engpässe beim Parken
Nach Darstellung von Bürkle habe es zumindest bisher keine Engpässe beim Parkraum gegeben. „Im Parkhaus Altstadt waren fast zu jeder Zeit Parkplätze verfügbar“, berichtet er. Und in den Parkhäusern Stadtbahnhof und Graf-Zeppelin-Haus – ebenfalls nur wenige hundert Meter von der Innenstadt entfernt – habe es selbst in knappen Zeiten noch reichlich Kapazitäten gegeben.