Aufgrund der zurzeit guten Auftragslage gilt ab übernächster Woche und bis Ende September in der Montage von MTU-Motoren der Baureihe 4000 eine 40-Stunden-Woche. Die dadurch anfallenden Überstunden hat der Betriebsrat für diesen Zeitraum genehmigt. Dies sagte Thomas Bittelmeyer, Betriebsratschef des Dieselmotorenbauers Rolls-Royce Power Systems (RRPS), auf Nachfrage auf einer Pressekonferenz nach der Betriebsversammlung am Donnerstag in der Messe.
Einen besonderen Schwerpunkt hatte Bittelmeyer zu Beginn der Versammlung gesetzt, zu der sich knapp 4000 Beschäftigte in der Messe versammelt hatten. Auslöser für das von ihm gesetzte Thema Compliance war, dass der britische Mutterkonzern Rolls Royce bei der Präsentation der Zahlen für 2016 Mitte Februar bekannt gegeben hatte, dass zur Beilegung einer Bestechungs- und Korruptionsaffäre einer Zahlung von 671 Millionen Pfund zugestimmt wurde. Mit Mark Gregory hatte Bittelmeyer den führenden Rechtsexperten von Rolls Royce eingeladen. Wie Bittelmeyer nach der Versammlung schilderte, sei das Thema von besonderer Brisanz. Der Dieselmotorenbauer müsse auf alle Fälle vermeiden, auf die schwarze Liste zu kommen, denn dann würden Regierungsaufträge ausbleiben. Aufgrund der vom Mutterkonzern abgesegneten Vergleichszahlung stünde das gesamte Unternehmen nun sozusagen unter Bewährung. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass auch RRPS direkt in ein Bestechungsverfahren verwickelt ist. Im Dezember vergangenen Jahres stellte die zuständige Staatsanwaltschaft Stuttgart jeweils gegen fünfstellige Geldstrafen Verfahren gegen zwei MTU-Manager ein.
Daneben waren in 2016 zwei leitende Manager wegen des Verdachts der Korruption von ihren Aufgaben entbunden worden. Bittelmeyers Anliegen war es, die Belegschaft für die Folgen von Verstößen gegen die Compliance-Richtlinien zu sensibilisieren. Nach seiner Einschätzung ist dies gelungen. Bei der Präsentation der RRPS-Zahlen für 2016 hatte RRPS-Arbeitsdirektor Marcus A. Wassenberg Mitte Februar gesagt, dass im Unternehmen keine Verstöße gegen die Compliance-Regeln geduldet würden. Der Arbeitsdirektor informierte neben Bittelmeyer und Gregory während der Betriebsversammlung über das Thema.
Mehr Frauen möchte Bittelmeyer bei RRPS in Führungspositionen sehen. Das Unternehmen sei hier "sehr schwach besetzt". Er sieht in Geldprämien für Führungskräfte ein geeignetes Mittel, damit mehr Frauen in leitende Funktionen gelangen. In Andreas Schell, dem neuen RRPS-Chef, sieht er einen Unterstützer. Eine Frauenquote lehnt Bittelmeyer ab, wie er auf der Pressekonferenz deutlich machte.
Spende für Kollegen
Der Betriebsrat von Rolls-Royce Power Systems (RRPS) nutzte die Betriebsversammlung am Donnerstag, um eine Spendenaktion für einen Kollegen ins Leben zu rufen. Der 40 Jahre alte Mechaniker erlitt während eines beruflichen Seminars einen Herzstillstand und fiel ins Koma. Seine Frau hat inzwischen ihren Beruf aufgegeben, um ihren an den Rollstuhl gefesselten Mann zu betreuen. Während der Versammlung wurden gut 7300 Euro gesammelt. Das Management sicherte zu, wie Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer sagte, dass das Unternehmen die Summe der Spenden aus der Belegschaft verdoppeln wird. Bis Freitag, 10. März, können weitere Spenden in den Sekretariaten des Betriebsrats im Werk 1 wie im Werk 2 abgegeben werden. Außerdem werden am kommenden Montag, 6. März, und am Dienstag, 7. März, Spendenboxen in den Kantinen des Betriebs aufgestellt. Die Spendengelder sollen in erster Linie für die nötigen Umbauten im Haus des Kollegen verwendet werden. (dim)