Lösen kleine, fahrerlose E-Vehikel bald die Stadtbusse mitsamt Fahrplänen ab? Ist eine Belagsanierung in der Charlottenstraße unmöglich, wenn diese erst zur Teststrecke für automatisiertes Fahren gehört? Und werden Häfler viel von den Erprobungsfahrten darauf mitbekommen? Nein, nein und nein. Das Interesse an dem Projekt ist aber ungebrochen. Platz hätten im ZF-Forum zwar noch mehr Besucher gehabt. Die Erwartungen der Projektverantwortlichen überstieg die Anzahl derer, die zur Bürgerinfo am Dienstag kamen, aber. Vertreter von Stadt, Institut für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer (IWT) und ZF standen Anwohnern, Verkehrsteilnehmern und Technikbegeisterten Rede und Antwort.

Mehr als 100 Besucher kamen am Dienstagabend zur Bürgerinfo Teststrecke ins ZF-Forum.
Mehr als 100 Besucher kamen am Dienstagabend zur Bürgerinfo Teststrecke ins ZF-Forum. | Bild: Christina Bömelburg
  • Was verändert sich durch die Inbetriebnahme der Teststrecke am Straßenbild? Insgesamt neun Ampelanlagen werden mit Road-Side-Units (RSU) ausgestattet. Diese ermöglichen die Kommunikation zwischen Ampeln und Erprobungsfahrzeugen. Bis Ende Oktober soll das nach Angaben von Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler an der Kreuzung Ailinger-/Charlottenstraße, am Colsmanknoten, an der Fußgängerampel über die Riedleparkstraße und auf der B 31 im Bereich der Feuerwehrausfahrt passieren. Bis April 2019 sollen alle betroffenen Ampeln mit RSU sowie – die Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt – Blindensignale aufgerüstet sein.
Bild 2: Wer haftet, wenn ein Testfahrzeug in einen Unfall verwickelt ist? Initiatoren geben Antworten zur Teststrecke für automatisiertes Fahren
Bild: Bernhardt, Alexander
  • Wie sieht es mit der Haftung aus, wenn ein Erprobungsfahrzeug in einen Unfall verwickelt sein sollte? Mit dieser Frage habe man sich intensiv beschäftigt, wie Gerhard Gumpoltsberger, Leiter Innovationsprojekte bei ZF, betonte. "Jedes Fahrzeug von ZF, das hier fahren wird, ist zugelassen und wurde vom Regierungspräsidium Tübingen, der verantwortlichen Behörde, untersucht und freigegeben." Die Erprobungsfahrten seien versichert, so Gumpoltsberger. "Wir werden höchstwahrscheinlich erst in einigen Jahren mit Fahrzeugen ohne Fahrer auf die Teststrecke gehen." Bis dahin haben speziell geschulte Erprobungsfahrer auch die Aufgabe, das Fahrzeug zu überwachen und im Zweifelsfall auch einzuschreiten. Falls etwas passieren sollte, stehe die Straßenverkehrsordnung im Mittelpunkt: "Das heißt, wenn ein ZF-Fahrzeug beispielsweise die Vorfahrt genommen hat, ist ZF dafür auch haftbar."
Das könnte Sie auch interessieren
  • Wann wird Teststrecke erweitert? "Wir fangen mit der Basis-Teststrecke an", sagte Torsten Gollewski, Leiter Vorprodukte bei ZF. Diese verbindet unter anderem das Forschungs- und Entwicklungszentrum von ZF mit Werk 2, dem Forum und Werk 1 des Unternehmens. Ein Datum für die Erweiterung, die unter anderem durch die Fußgängerzone führen wird, steht Gollewski zufolge noch nicht fest. Es sei unter anderem davon abhängig, wann entsprechende Fahrzeuge bereitgestellt werden können. "Natürlich werden wir dort angepasst fahren", erklärte er zur Fußgängerzone.
Sie stellten sich bei der Bürgerinfo im ZF-Forum den Fragen der Besucher zur Teststrecke für automatisiertes Fahren: (von links) ...
Sie stellten sich bei der Bürgerinfo im ZF-Forum den Fragen der Besucher zur Teststrecke für automatisiertes Fahren: (von links) ZF-Kommunikationschef Christoph Horn, Gerhard Gumpoltsberger (ZF), Michael Gerner (Stadtbauamt), Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler, Torsten Gollewski (ZF), David Pietsch (IWT) und Erster Bürgermeister Stefan Köhler. | Bild: Christina Bömelburg

 

  • Warum soll die Teststrecke in der Erweiterung überhaupt durch die Fußgängerzone führen? Keine Stadtverkehrslinie führt durch die Häfler Karlstraße, in anderen Städten sind aber auch in Fußgängerzonen Busse unterwegs. Und so ist auch die Häfler Fußgängerzone ein Bereich, in dem Erprobungsfahrten stattfinden sollen. "Aber auch dort werden wir nicht täglich hoch und runter fahren", sagte Gerhard Gumpoltsberger. "Wichtig ist für uns, dass wir ab und zu fahren können, um mit gewonnenen Daten ein virtuelles Umfeld zu generieren."
Das könnte Sie auch interessieren
  • Stellt die Funkverbindung im Riedleparktunnel, wo manches Autoradio gerne mal schlappmacht, ein Risiko dar? Torsten Gollewski zufolge nicht. "Funkverbindung nutzen wir, zum Beispiel über die Road-Side-Units, um mit Ampeln zu kommunizieren und um Kartendaten ins Fahrzeug zu bekommen", sagte er. Wobei die Kartendaten nicht im Sekundentakt erforderlich und auch längere Tunnelstrecken überbrückbar seien. Unsere Sicherheitssysteme basieren hauptsächlich auf der Umfeldsensorik", erklärte er weiter. Bremse im Tunnel beispielsweise ein vorausfahrendes Fahrzeug, so erkennen das Radar, Kamera und auch Lidar. "Da sind wir auf die Funkverbindung nicht angewiesen."
Die Welt "aus Sicht" der in einem Testfahrzeug verbauten Sensoren: unter anderem mit Schildern (sign), Autos (car) und Fußgängern ...
Die Welt "aus Sicht" der in einem Testfahrzeug verbauten Sensoren: unter anderem mit Schildern (sign), Autos (car) und Fußgängern (pedestrian). | Bild: ZF Friedrichshafen