Lösen kleine, fahrerlose E-Vehikel bald die Stadtbusse mitsamt Fahrplänen ab? Ist eine Belagsanierung in der Charlottenstraße unmöglich, wenn diese erst zur Teststrecke für automatisiertes Fahren gehört? Und werden Häfler viel von den Erprobungsfahrten darauf mitbekommen? Nein, nein und nein. Das Interesse an dem Projekt ist aber ungebrochen. Platz hätten im ZF-Forum zwar noch mehr Besucher gehabt. Die Erwartungen der Projektverantwortlichen überstieg die Anzahl derer, die zur Bürgerinfo am Dienstag kamen, aber. Vertreter von Stadt, Institut für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer (IWT) und ZF standen Anwohnern, Verkehrsteilnehmern und Technikbegeisterten Rede und Antwort.

- Was verändert sich durch die Inbetriebnahme der Teststrecke am Straßenbild? Insgesamt neun Ampelanlagen werden mit Road-Side-Units (RSU) ausgestattet. Diese ermöglichen die Kommunikation zwischen Ampeln und Erprobungsfahrzeugen. Bis Ende Oktober soll das nach Angaben von Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler an der Kreuzung Ailinger-/Charlottenstraße, am Colsmanknoten, an der Fußgängerampel über die Riedleparkstraße und auf der B 31 im Bereich der Feuerwehrausfahrt passieren. Bis April 2019 sollen alle betroffenen Ampeln mit RSU sowie – die Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt – Blindensignale aufgerüstet sein.
- Wie sieht es mit der Haftung aus, wenn ein Erprobungsfahrzeug in einen Unfall verwickelt sein sollte? Mit dieser Frage habe man sich intensiv beschäftigt, wie Gerhard Gumpoltsberger, Leiter Innovationsprojekte bei ZF, betonte. "Jedes Fahrzeug von ZF, das hier fahren wird, ist zugelassen und wurde vom Regierungspräsidium Tübingen, der verantwortlichen Behörde, untersucht und freigegeben." Die Erprobungsfahrten seien versichert, so Gumpoltsberger. "Wir werden höchstwahrscheinlich erst in einigen Jahren mit Fahrzeugen ohne Fahrer auf die Teststrecke gehen." Bis dahin haben speziell geschulte Erprobungsfahrer auch die Aufgabe, das Fahrzeug zu überwachen und im Zweifelsfall auch einzuschreiten. Falls etwas passieren sollte, stehe die Straßenverkehrsordnung im Mittelpunkt: "Das heißt, wenn ein ZF-Fahrzeug beispielsweise die Vorfahrt genommen hat, ist ZF dafür auch haftbar."
- Wann wird Teststrecke erweitert? "Wir fangen mit der Basis-Teststrecke an", sagte Torsten Gollewski, Leiter Vorprodukte bei ZF. Diese verbindet unter anderem das Forschungs- und Entwicklungszentrum von ZF mit Werk 2, dem Forum und Werk 1 des Unternehmens. Ein Datum für die Erweiterung, die unter anderem durch die Fußgängerzone führen wird, steht Gollewski zufolge noch nicht fest. Es sei unter anderem davon abhängig, wann entsprechende Fahrzeuge bereitgestellt werden können. "Natürlich werden wir dort angepasst fahren", erklärte er zur Fußgängerzone.

- Warum soll die Teststrecke in der Erweiterung überhaupt durch die Fußgängerzone führen? Keine Stadtverkehrslinie führt durch die Häfler Karlstraße, in anderen Städten sind aber auch in Fußgängerzonen Busse unterwegs. Und so ist auch die Häfler Fußgängerzone ein Bereich, in dem Erprobungsfahrten stattfinden sollen. "Aber auch dort werden wir nicht täglich hoch und runter fahren", sagte Gerhard Gumpoltsberger. "Wichtig ist für uns, dass wir ab und zu fahren können, um mit gewonnenen Daten ein virtuelles Umfeld zu generieren."
- Stellt die Funkverbindung im Riedleparktunnel, wo manches Autoradio gerne mal schlappmacht, ein Risiko dar? Torsten Gollewski zufolge nicht. "Funkverbindung nutzen wir, zum Beispiel über die Road-Side-Units, um mit Ampeln zu kommunizieren und um Kartendaten ins Fahrzeug zu bekommen", sagte er. Wobei die Kartendaten nicht im Sekundentakt erforderlich und auch längere Tunnelstrecken überbrückbar seien. Unsere Sicherheitssysteme basieren hauptsächlich auf der Umfeldsensorik", erklärte er weiter. Bremse im Tunnel beispielsweise ein vorausfahrendes Fahrzeug, so erkennen das Radar, Kamera und auch Lidar. "Da sind wir auf die Funkverbindung nicht angewiesen."

Die Teststrecke
Initiiert wurde die Teststrecke für automatisiertes Fahren vom Institut für Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer (IWT) und ZF. Im vergangenen März hat der Gemeinderat dem Projekt zugestimmt. In die Aufrüstung von neun Ampelanlagen sowie die Erweiterung des Verkehrsrechners werden knapp 250 000 Euro gesteckt. Die Teststrecke soll es möglich machen, im realen Straßenverkehr automatisierte Fahrfunktionen zu erproben. Zwischenzeitlich gibt es auch eine Internetseite zu dem Projekt.