Der überraschende Abgang von ZF-Standortleiter Dirk Hanenberg zieht im Unternehmen Kreise. Nach der Berichterstattung des SÜDKURIER über die Umstände rund um die Trennung des beliebten Managers gab der Betriebsrat dazu eine interne Mitteilung heraus, die es in sich hat. Darin heißt es, dass die wenigsten Mitarbeiter glaubten, dass Dirk Hanenberg aus eigenem Wunsch die ZF verlassen habe. „Für den Betriebsrat kam dieses Ende, wie für viele Beschäftigte und Führungskräfte auch, völlig unerwartet“, schreibt die Arbeitnehmervertretung.

Der Betriebsrat könne nicht glauben, „dass eine Auseinandersetzung um die unterschiedliche Einschätzung zum Stand des Fortschritts der Produktion in Friedrichshafen zur Kündigung eines verdienten Managers führt“, heißt es weiter.

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Zum Hintergrund: Nach einem Führungskräfte-Meeting Mitte Juli kam es zu einem Eklat zwischen dem sonst als besonnen geltenden Vorstandsvorsitzenden Wolf-Henning Scheider und dem Standortleiter für die Nutzfahrzeugdivision, Dirk Hanenberg. Die Folge war der fast lautlose Abgang des ZF-Eigengewächs Dirk Hanenberg zum 1. September. Der ZF-Chef habe, so bestätigten es Insider, Hanenberg kritisiert und sei dabei „persönlich verletzend und diskreditierend“ gewesen, sagen die Quellen übereinstimmend. Der SÜDKURIER berichtete darüber am 6. September.

Dirk Hanenberg war Standortleiter in Friedrichshafen. Er verließ das Unternehmen zum 1. September 2019.
Dirk Hanenberg war Standortleiter in Friedrichshafen. Er verließ das Unternehmen zum 1. September 2019. | Bild: Kerstin Mommsen

Genau auf diesen Artikel nimmt nun der Betriebsrat Bezug und kritisiert: „Eine nachvollziehbare Erklärung liegt dem Betriebsrat bis heute nicht vor.“ Die Folge sei Verunsicherung in den Führungskreisen und in der Belegschaft, zudem sinke die Motivation. „Der Betriebsrat beurteilt diese Personalie als eine totale Fehlentscheidung“, heißt es in dem internen Betriebsratsaushang, der dem SÜDKURIER vorliegt. „Herr Hanenberg hat seine Meinung vertreten, nach oben und nach unten. Das hat ihm hohen Respekt bei den Beschäftigten, dem Betriebsrat und den Führungskräften verschafft.“

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Und dann wird der Betriebsrat deutlich. „Wenn der Eindruck entsteht, dass offene Worte der Kritik in Richtung Führung, das Vertreten eigener Prinzipien und Meinungen und die Verteidigung der eigenen Mannschaft für hohe Führungskräfte existenz- oder karrieregefährdend ist, entsteht eine Kultur von Angst, Schweigen und Abnicken.“ Damit sei die alte ZF-Kultur hinfällig.

In einem SÜDKURIER-Interview äußerte sich ZF-Chef Wolf-Henning Scheider zum Ausscheiden von Dirk Hanenberg. „Es ist ein normaler Vorgang, wenn sich Mitarbeiter entscheiden, das Unternehmen zu verlassen. Das sind bei uns eher wenige“, so ZF-Chef Wolf-Henning Scheider.

Wolf-Henning Scheider, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG, spricht während der Jahrespressekonferenz im ZF-Forum.
Wolf-Henning Scheider, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG, spricht während der Jahrespressekonferenz im ZF-Forum. | Bild: Felix Kästle/dpa

Der Betriebsrat schreibt, Hanenberg habe gegenüber der Unternehmensführung offen kritisiert, dass den Führungskräften zwar die Verantwortung etwa für Lieferfähigkeit oder Produktivität übertragen werde, über Ressourcen wie Personal oder Investitionen aber andere zu entscheiden hätten.