Überglücklich zeigte sich Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelin Museums, nach der klaren Entscheidung des Häfler Gemeinderates. "Ich freue mich riesig und freue mich über diese so klare Bestätigung unserer Arbeit der letzten Jahre", so Emmert mit einem strahlenden Lächeln.
Einstimmig hatten die Räte das Eckpunktepapier der Stadtverwaltung verabschiedet, das Oberbürgermeister Andreas Brand noch einmal mit viel Nachdruck erläuterte. "Das Zeppelin Museum ist ein Leuchtturm in der Stadt und wir wollen es ausbauen", sagte er. Vor allem die umfangreiche Kunstsammlung gehöre aus den Depots geholt und der Öffentlichkeit präsentiert, so OB Andreas Brand. "Seit der Gründung haben 6,1 Millionen Menschen das Zeppelin Museum besucht, das sind 240 000 im Jahr", sagte Brand. Daher sei es nun an der Zeit, das Museum auch um die wichtige Industrie- und Stadtgeschichte zu erweitern. "Dies muss unter der Federführung von Rat, Rathaus und Zeppelin-Museum geschehen", so Brand weiter. Bis 2035 sollen die umfangreichen Pläne umgesetzt werden.
Die Räte folgten dem Ansinnen des OB und verbanden ihre Zustimmung mit viel Lob. "Das ist eine wichtige Wegweisung für die Zukunft und auch eine Weichenstellung", sagte etwa Achim Brotzer, Fraktionsvorsitzender der CDU. Dagmar Hoehne von den Freien Wählern sprach davon, dass nun "ein Stein ins Rollen" käme und mit der Planung schnellstmöglich begonnen werden müsse. Zu einer wahren Lobeshymne hob Heinz Tautkus (SPD) an: "Dieses Projekt wird das Attribut historisch tragen und zeugt von einer wirklich großen Vision, die mit dem Namen Andreas Brand verbunden sein wird."
Regine Ankermann (Grüne) plädierte dafür, dass nicht an den Personalkosten gespart werde. "Wir brauchen ein anspruchsvolles Konzept und dazu brauchen wir auch dauerhaft Personal, das genau das umsetzen kann." Gaby Lamparsky (FDP) merkte an, dass die Pläne gut seien, sei doch bisher die Industriegeschichte der Stadt deutlich unterpräsentiert.

Nun geht es also darum, die Eckpunkte des Museumskonzeptes umzusetzen. Zunächst soll in einem ersten Schritt ein Kunsthaus entstehen, in dem die umfangreiche Sammlung von insgesamt 3900 Werken, darunter von Otto Dix, Max Ackermann und Andreas Feininger, dauerhaft gezeigt werden kann. "Diese Sammlung war bisher immer stiefmütterlich untergebracht, nun können wir damit einen angemessenen Ausstellungsraum schaffen", freut sich Direktorin Claudia Emmert. Dieser Neubau soll im Bereich des heutigen Zoll- und BSB-Gebäudes entstehen, dazu will die Stadtverwaltung ein Wettbewerbsverfahren einleiten. Rund 2000 Quadratmeter Fläche sind derzeit eingeplant.
So geht es nun mit dem Museumskonzept weiter:
Sukzessive soll in mehreren Schritten das Museumsareal entstehen. Aber auch das Schulmuseum soll erweitert und vergrößert werden. Die Details:
- Die Kosten: Über die Kosten wurden von der Stadtverwaltung in der Gemeinderatssitzung bisher keine genauen Angaben gemacht. Sicher ist allerdings, dass das Gesamtprojekt sehr teuer werden wird. Für eine Kostenschätzung sei es noch zu früh, erklärte der OB bei einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche. Im Museumsbau sei mit Preisen ab 6000 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Macht bei rund 7000 Quadratmetern neuer Flächen summa summarum rund 42 Millionen Euro. Als Heinz Tautkus von der SPD anmerkte, dass nur mit der Dividendenerhöhung der Stiftungsbetriebe eine solche gewaltige Neukonzeption möglich sei, reagierte OB Brand allerdings gereizt. "Wir haben die Dividenden-Zahlungen nicht erhöht, um dieses Projekt möglich zu machen, sondern um den Stiftungszweck in Summe zu erfüllen. Ich erinnere daran, dass wir allein 28 Millionen Euro im Jahr für Kinder ausgeben", so Brand.
- Das Schulmuseum: Das Museum, das in der Villa Riss untergebracht ist, braucht mehr Platz. Zudem soll der Besucherempfang umgestaltet, Räume für die Museumspädagogik und Veranstaltungen und Flächen für Wechselausstellungen entstehen. Rund 500 Quadratmeter mehr Platz würden dafür benötigt. Zudem muss das Gebäude barrierefrei und saniert werden.
- Die Bürgerbeteiligung: Die Stadtverwaltung soll bis Juli 2019 dem Gemeinderat ein Konzept für die begleitende Bürgerinformation und -beteiligung vorlegen.
- Die Maybach-Sammlung: Laut Eckpunkte-Papier wird die Stadtverwaltung beauftragt, die Gespräche mit der Familie Schmid-Maybach bzw. der Maybach Stiftung über eine räumliche und organisatorische Integration eines Maybach-Bereichs in das Zeppelin Museum fortzusetzen. Dazu gehört ein Maybach-Zug, der auf dem heutigen Gleis 3 des Hafenbahnhofs, der als Bahnhalt nicht zur Disposition steht, eingehaust werden kann. Diese Umsetzung soll erst in einem zweiten Schritt umgesetzt werden, nachdem das Kunstmuseum fertig gestellt ist.
- Dornier-Museum: Das privat betriebene Museum ist nicht Teil des Museums-Konzeptes. Der Gemeinderat stimmte aber dafür, dass die Stadtverwaltung die Gespräche mit der Familie Dornier fortsetzt. Seit längerem bittet die Familie Dornier um finanzielle Unterstützung aus der Zeppelin-Stiftung. Zuletzt hatte nach eigenen Angaben auch das Kulturstaatsministerium in Berlin der Stadt in einem Schreiben klar gemacht, dass sich der Bund erheblich finanziell engagiere, um eine Landshut-Ausstellung zu ermöglichen. Achim Brotzer (CDU) äußerte seine Hoffnung, dass "es gute Gespräche gibt, die zu einem gemeinsamen Ziel führen". Auch andere Stadträte betonten die Wichtigkeit, neben den Errungenschaften von Karl Maybach oder Alfred Colsmann auch die Dorniers im neuen Museum für Industriegeschichte abzubilden. OB Brand äußerte sich in der Gemeinderatssitzung nicht dazu.
Museumsquartier
Der gesamte Bereich vom Zeppelin Museum bis zum Hinteren Hafen soll neu geordnet werden. So könnte ein weiterer Bau hinter dem Kunstmuseum entstehen, der eine Umlegung des Busbahnhofes nötig machen würde. Die BSB-Werft könnte zur "Gläsernen Werft" werden und der Bereich der Tankstelle könnte für Wohn- und Büroraum genutzt werden.