Man kann sagen: Corona ist schuld. Zurzeit gibt es im „Ristorante Pizzeria La Taverna“ in Fischbach ohnehin nur noch den Straßenverkauf. Und am 28. August wird hier endgültig ein letztes Mal der Ofen angeworfen: Dann ist Schluss mit Pizza Salami, Funghi, Capricciosa und Co. Auf den Tag genau zehn Jahre und einen Monat nach der Eröffnung schließen Tiziana und Enzo Sticca das kleine Lokal an der Zeppelinstraße, das sie erst vor zwei Jahren gründlich renoviert hatten. Aber „Grazie“ und „Chiao“ brechen ihnen nicht das Herz, denn sie schließen freiwillig.
Bislang sieben Tage in der Woche und 340 Tage im Jahr offen
„Wir hatten in der Corona-Phase ganz viel Zeit für die Familie und das war einfach schön“, sagt Enzo Sticca. Freie Abende und gemeinsame Wochenenden hatte es schon seit Jahren nicht mehr gegeben, alles war durchgetaktet und Alltagsroutine. „Das Lokal lief super und wir waren so in dem Trott drin, dass es völlig normal war, sieben Tage in der Woche an 340 Tagen im Jahr offen zu haben“, sagt Enzo Sticca. „Als wir entschieden, noch mal ein Kind zu bekommen, haben wir mehr Personal eingestellt.“ Die Chefin zog sich immer mehr ins Administrative zurück, das auch immer mehr wurde, weil das Ehepaar Sticca vor drei Jahren zusätzlich die Gastronomie „Zum Sportler“ im Vereinsheim am Fischbacher Sportplatz pachtete.

Familie will auch in Zukunft freie Abende und gemeinsame Wochenenden
„Corona war wie eine Zeitblase für uns“, sagt Tiziana Sticca. Das Restaurant war sechs Wochen geschlossen, das Vereinsheim war zwei Monate zu. Schnell wurde klar, dass trotz Straßenverkauf bald wieder der Alltag einkehren würde. Aber die Familie will auch in Zukunft freie Abende und Wochenenden gemeinsam verbringen, Tiziana Sticca möchte mit einem neuen Projekt in Zukunft geschäftlich wieder aktiver sein und die Gäste wollen wie gewohnt ihre Pizza.
Der Pizza-Ofen zieht um und macht einem neuen Konzept Platz
Enzo Sticca fand eine Lösung, über die er zuerst mit dem Personal sprach. Inzwischen haben die Mitarbeiter neue Arbeitsstellen gefunden. Auch die Gäste waren „richtig niedergeschlagen“, erzählt er, als sie von der Schließung der Pizzeria hörten. Es kam immer wieder die Frage: „Gibt es dann keine Pizza mehr?“ Aber Enzo Sticca hat auch hierfür eine Lösung gefunden: Der 380-Grad-Pizza-Ofen zieht im September ins Vereinsheim „Zum Sportler“ um und aus „La Taverna“ wird ein schmucker kleiner Laden für Geschenke, Deko- und Wohnideen, in dem sich Tiziana Sticca ab Mitte Oktober verwirklichen kann.
Nach acht Jahren wieder ein gemeinsamer Familienurlaub im Sommer
Vorher erfüllt sich die Familie Sticca aber noch einen lang gehegten Wunsch: „Wir waren seit acht Jahren nicht mehr im Sommer im Urlaub. Bevor die Schule wieder losgeht, holen wir da ein bisschen nach.“ Ab Mitte Oktober gibt es dann im Fischbacher Vereinsheim „Zum Sportler“ neben den üblichen Speisen wie selbst gemachten Maultaschen, Schnitzel in Brezelpanade, Büffel-Burger und Wurstsalat also auch Pizza Salami, Funghi, Capricciosa und Co. – natürlich auch zum Mitnehmen.

Wie steht es im Corona-Kontext um die Gastronomie in Friedrichshafen?
Uwe Felix, stellvertretender Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes und Betreiber vom Hotel „Traube am See“ in Fischbach, differenziert: „Diejenigen die Außengastronomie anbieten können, sprich Terrassenplätze haben, sind sicherlich gut besucht, weil wir ja auch Hochsaison haben und die Menschen hier Urlaub machen. Diejenigen, die keine Möglichkeit haben, die Gäste draußen zu platzieren, tun sich schwerer, weil die Leute jetzt doch ein bisschen Hemmungen haben in ein Lokal zu sitzen.“
Kritisch werde es in kleinen Kneipen, in denen es erst dann gemütlich werde, wenn sie voll seien. Wie ein Kneipenwirt mit den derzeitigen Auflagen von seinem Betrieb leben soll, kann sich Uwe Felix nicht vorstellen. „Ich kritisiere nicht die Hygieneauflagen zum Schutz der Besucher, aber rein wirtschaftlich kann man sich denken, dass der sich schwer tut; vom Disco- oder Clubbetreiber ganz zu schweigen.“
Bei der Bettenbelegung sehe es im Juli und August aus wie in jedem Jahr. Ein Standortvorteil? „Es gibt in diesem Jahr eher einen brutalen Druck auf den See“, sagt Uwe Felix. Ein kleines Stück im Hinterland sieht es gleich ganz anders aus, auch Städte wie Stuttgart oder München haben es schwer. Wenn Uwe Felix auf seine Buchungszahlen für September schaut, zeichnet sich auch hier ein Wandel ab: Da sind die Häuser längst nicht so gut belegt wie gewohnt.