Für die Pressekonferenz hat sich die Messeleitung etwas Besonderes ausgedacht: Durch ein bis dahin unbekanntes Treppenhaus lockt sie die Vertreter von Zeitung, Rundfunk und Fernsehen auf das Dach der Halle A6. Von hier bietet sich ein Panoramablick auf die Tonnendächer der Messehallen, die bis Ende des kommenden Jahres zum größten PV-Sonnendach der Region werden sollen.
Seit eineinhalb Jahren ist die leistungsfähigste Photovoltaik-Anlage aller Messen in Baden-Württemberg in Planung. Eine Analyse des Flächenpotenzials und eine Machbarkeitsstudie sind abgeschlossen, die Aufträge für die Umsetzung des Projekts wurden bereits an Unternehmen aus der Region vergeben. Parallel dazu soll ein artenschutzrechtliches Gutachten dafür sorgen, dass alle Maßnahmen in der Bauphase vorgenommen werden können.
Investition von 7,5 Millionen Euro
„Ende 2025 soll der Stecker eingesteckt werden“, sagt Klaus Wellmann. Der Geschäftsführer der Messe betont, man habe für dieses Projekt, das alles andere als ein 08/15-Projekt sei, sehr kompetente Partner gefunden. „Wir investieren 7,5 Millionen Euro in eine leistungsfähige Infrastruktur mit Zukunftsperspektive“, sagt Oberbürgermeister Andreas Brand. Klimaschutz stifte Sinn und helfe, die Ziele der Stadt Friedrichshafen zu erreichen. Bis 2040 will Friedrichshafen klimaneutral sein.

Die Zeit war reif für ein solches Projekt. Die Strompreisentwicklung, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt die leistungsfähigen Produkte auf dem Markt sprachen für die Umsetzung des größten Projekts seit dem dritten Bauabschnitt der Messe.
Bereits die Photovoltaik-Anlage aus dem Jahr 2004 beeindruckte mit einer Leistung von 250 Kilowatt. In der Zukunft wird die Sonne den Verantwortlichen zufolge hier in Spitzen bis zu 5,5 Megawatt produzieren. Gleichzeitig wird eine große Menge CO2 eingespart, was nicht nur dem Unternehmen, sondern auch der Region zugutekommt. Der erzeugte Strom soll den Jahresbedarf der Messe decken, Überschuss durch einen Direktvermarkter ins Stromnetz abgegeben werden. Auf diese Art und Weise sei die Anlage betriebswirtschaftlich sinnvoll, bestätigt Stefan Mittag, der bei der Messe für die Finanzen zuständig ist. Bereits in einem Zeitraum von elf bis 13 Jahren werde sich die Investition amortisiert haben.
Bewegliches Dach stellt vor Herausforderung
Die größte Herausforderung stellt die Montage der PV-Module aufgrund der besonderen Dachkonstruktion dar. Diese wurde so ausgeführt, dass sich das Dach bei Sturm, Schneelast und dem Gewicht der inneren Abhängungen bewegen kann. Das heißt, dass sich auch die Module dieser Dachbewegung anpassen müssen. „Dafür eine technisch saubere Lösung zu finden, war eine große Herausforderung“, sagt Stefan Keller. Der Bereichsleiter Technik erklärt: Die Module werden parallel zur Deckenhaut montiert, nicht mit Ständern aufgestellt, und beweglich gelagert. Auf diese Weise bleiben auch die Charakteristik und Ästhetik der Architektur erhalten. Etwas, das auch ihm extrem wichtig sei.
Damit der tagsüber produzierte Strom auch in der Nacht zur Verfügung steht, soll er in zwei modular aufgebauten Batteriespeichern mit insgesamt zwei Megawattstunden zwischengelagert werden. Die beiden Lithiumspeicher sind jeweils in einer Art Überseecontainer untergebracht, die aus Gründen der Sicherheit und des fehlenden Platzangebots außerhalb des Messegeländes aufgestellt werden. Die Zukunft sieht Stefan Keller nicht in Energie, die im Norden Deutschlands erzeugt wird und über Stromtrassen in den Süden transportiert werden muss. Die Lösung des Problems sieht er in einer dezentralen Stromversorgung.
Der Projektstart ist noch für dieses Jahr geplant. Damit, sagt Stefan Keller, würde die Messe als Schnellboot bezeichnet. „Der Klimaschutz“, sagt Andreas Brand, „kann nicht warten“.