In drei Wochen – am 24. August – sollen nun also auch die letzten 1,3 Kilometer der B 31-neu bei Friedrichshafen für den Verkehr freigegeben werden. Mit den Worten „endlich“, „es geschehen noch Zeichen und Wunder“ oder „wird auch langsam Zeit“ wird die Neuigkeit unter anderem in den sozialen Netzwerken kommentiert. Eigentlich sollte der Streckenabschnitt schon Ende des ersten Quartals 2021 fertig sein. Doch dann kam es aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben für die Tunneltechnik zu zeitlichen Verzögerungen. Die Eröffnung wurde auf August verschoben.

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„Der Waggershauser Tunnel und der Riedleparktunnel werden aktuell noch an die Mobilitätszentrale in Stuttgart angeschlossen“, sagt Pia Verheyen von der Kommunikationsabteilung der zuständigen Baugesellschaft Deges auf die Frage, warum die Eröffnung erst für Ende August terminiert ist. Hier stehen ihren Angaben zufolge momentan noch Arbeiten und umfassende Tests an. „Außerdem gibt es noch eine große Brandschutzübung am 7. August“, so Pia Verheyen. Die Ergebnisse müssten im Anschluss ausgewertet und gegebenenfalls noch kleine Anpassungen vorgenommen werden.

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Verkehrsbehinderungen bei Brandschutzübung möglich

Nach Angaben der Stadt wird es aufgrund der Übung am Samstag im Laufe des Nachmittags im Bereich zwischen dem Colsmanknoten und der Hauptwache der Feuerwehr zu Verkehrsbehinderungen kommen. Bei der Übung werden rund 200 Feuerwehrkräfte im Einsatz sein. Die nichtöffentliche Übung findet unter realen Bedingungen statt, die Feuerwehr wird den Tunnel also unter Blaulicht und mit Martinshorn anfahren.

Erinnern Sie sich noch an die wichtigsten Ereignisse?

Am Dienstag, 24. August, dem Tag der Eröffnung, findet vormittags zunächst ein Festakt mit geladenen Gästen statt. Spätestens am Dienstagabend soll dann die erste Fahrt auf der B 31-neu möglich und ein jahrzehntelanges Straßenbauprojekt abgeschlossen sein. Doch erinnern Sie sich noch an die wichtigsten Stationen?

  • 1963: Bundesverkehrsminister Seebohm (CDU) verspricht die gesamte Umgehungsstraße noch „in diesem Jahrzehnt“ (vor 1970).
  • 1992: Die Straßenbauverwaltung verspricht einen neuen Planfeststellungsbeschluss für 1994/1995 mit einer Umweltprüfung. Die Dornier-Bahntrasse bei Friedrichshafen-Fischbach wird geprüft.
  • Ab 1994: Der Planfeststellungsbeschluss wird zunächst für das Jahr 1996 angekündigt, dann für 1999, danach für das Jahr 2001 und schließlich für 2003.
  • März 2002: Die Bürgerinitiative „Pro Kluftern“ wird gegründet.
  • November 2002: Das Planfeststellungsverfahren wird beantragt. Die Kosten liegen bei rund 68,5 Millionen Euro.
  • Mai/Juni 2003: Die erste Planauslegung erfolgt. Es gehen 1857 Einwendungen ein.
  • März 2005: Die Initiative „Pro B 31“ wird gegründet.
  • 2005: Es gibt eine zweite Anhörung zur Planfeststellung in Schnetzenhausen.
  • Juni 2008: Planfeststellungsbeschluss wird erlassen.
  • August 2008: Klagen gegen das Bauvorhaben werden beim Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim eingereicht.
  • September 2008: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bodensee-Oberschwaben sowie die Vorstandsvorsitzenden von ZF, MTU/Tognum und Zeppelin setzen sich für einen schnellen Bau der B 31-neu West ein.
  • Januar 2009: Das Konjunkturpaket der Bundesregierung wird verabschiedet. Ob daraus Mittel für den Bau der B 31-neu West zur Verfügung stehen, ist noch nicht klar.
  • 20. Mai 2010: Die Revision gegen das Urteil des VGH zur B 31 Friedrichshafen wird zugelassen. Der Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums Tübingen wird rechtskräftig.
  • 31. Januar 2013: Das Bundesverkehrsministerium erteilt einen Gesehenvermerk für die zweite Kostenfortschreibung zum Waggershauser Tunnel. Es werden 1,5 Millionen Euro für die Verlegung des Mühlbachs zugesagt.
  • Bis 31. Mai 2013: Das Regierungspräsidium Tübingen lässt für die geplante Verlegung der B 31 zwischen Immenstaad und Friedrichshafen Bodenuntersuchungen erledigen, um gesicherte Kenntnisse über den Baugrund zu erhalten.
Bild 1: Bald wird auch der letzte B-31-Abschnitt bei Friedrichshafen eröffnet – erinnern Sie sich noch an die wichtigsten Meilensteine?
Bild: Kerstin Mommsen
  • Sommer und Herbst 2013: Das Bündnis Pro B 31-neu macht sich im Sommer auf den Weg nach Berlin, um dort mit einem roten Betonmischer auf das verkehrspolitische Problem (B 31) aufmerksam zu machen. Im Herbst veröffentlichen die Straßenaktivisten den B 31-Schlager: „30 000 Autos täglich, es stinkt und ist zu laut“, heißt es in dem Lied.
  • 23. Mai 2014: Minister Alexander Dobrindt versichert, dass die B-31-Umgehung im Haushalt gesetzt ist.
  • 29. Juli 2014: Der Abgeordnete Lothar Riebsamen teilt überraschend mit, dass 97 Millionen Euro für die Umgehungsstraße im Haushalt 2014 eingestellt sind. Die Ausschreibung kann anlaufen.
  • 24. November 2014: Spatenstich zwischen Friedrichshafen-Schnetzenhausen und Sparbruck inklusive Bürgerfest mit rund 450 Besuchern.
  • 18. Mai 2015: Vertreter der beauftragten Baugesellschaft Deges erklären im Gemeinderat, dass der Verkehr 2020 auf der B-31-Umgehung zwischen Friedrichshafen und Immenstaad rollen wird.
  • 5. April 2016: Mit dem Bau von vier Brücken für die B 31-neu Friedrichshafen-West wird begonnen. Sie sollen im März 2017 fertig sein.
  • Juli 2016: Die Arbeiten für die B 31-neu liegen im Zeitplan. Deges-Bereichsleiter Andreas Irngartinger informiert im Finanz- und Verwaltungsausschuss, dass die Gesamtbaukosten um 44 Millionen Euro steigen. Damit erhöht sich auch der Anteil, den die Stadt Friedrichshafen übernehmen soll.
  • Ab November 2016: Die Deges richtet auf den Parkplatz von ZF eine regelmäßige Bürgersprechstunde ein. Das Gelände beim ZF-Werk 2 wird für den Bau der B 31-neu nach Bomben abgesucht. Kampfmittel werden in den kommenden Monaten tatsächlich gefunden, darunter rund 600 Kilogramm Reste von Flüssigkeitsbrandbomben und rund 300 Kilogramm Munitions- und Waffenreste.
Bild 2: Bald wird auch der letzte B-31-Abschnitt bei Friedrichshafen eröffnet – erinnern Sie sich noch an die wichtigsten Meilensteine?
Bild: Blust, Julia
  • Juni 2017: Vier Brücken stehen, zwei davon hinter Sparbruck an der künftigen B 31-Anschlussstelle Schnetzenhausen.
  • Oktober 2017: Der Bau des größten Bauwerks an der B 31-neu, dem 700 Meter langen Lärmschutztunnel in Waggershausen, beginnt. Kosten für die Stadt Friedrichshafen: 21,5 Millionen Euro (von insgesamt 42,3 Millionen Euro Baukosten).
Bild 3: Bald wird auch der letzte B-31-Abschnitt bei Friedrichshafen eröffnet – erinnern Sie sich noch an die wichtigsten Meilensteine?
Bild: Cuko, Katy
  • 22. Juni 2018: Verkehrsminister Winfried Hermann besucht die B-31-Baustelle. Die sieben Kilometer lange Trasse zwischen Friedrichshafen und Immenstaad ist komplett angelegt. Mit Gesamtkosten von 157 Millionen Euro ist die B 31-neu nicht nur die größte, sondern auch die teuerste Baustelle des Landes im Straßenbau.
  • 21. bis 24. März 2019: Die Eisenbahnbrücke zwischen Efrizweiler und Spaltenstein wird montiert.
  • 22. Juli 2019: Eine Fliegerbombe wird auf der B-31-Trasse in Heiseloch gefunden und noch am selben Tag von Experten entschärft.
  • August 2019: Die Grünbrücke im Waldgebiet Buchschach steht. Erdarbeiten finden an der Anschlussstelle Kluftern statt. Im Bauabschnitt am Eichenmühleweg werden eine Unterführung und ein Flussdurchlauf gebaut. Eine Bürgerinitiative mit Anwohnern aus Sparbruck, Waggershausen und Jettenhausen will die Teilfreigabe der B 31-neu verhindern, weil das zwar zu einer Entlastung der alten Bundesstraße führe, die Anschlussstelle Schnetzenhausen aber umso mehr belaste.
  • September 2019: Der Bau der Anschlussstelle Fischbach wird vorgezogen.
  • 5. August 2020: Teileröffnung der B 31-neu zwischen Fischbach und Friedrichshafen-West: Ein 5,8 Kilometer langer Abschnitt zwischen Immenstaad und Friedrichshafen-West ist für den Verkehr – ausgeschlossen Lastwagen – vorzeitig freigegeben.
  • Januar 2021: Nun fehlt nur noch 1,3 Kilometer lange Rest der Straße, der durch den Waggershauser Tunnel führt und schließlich am Colsmanknoten endet. Eigentlich sollten Tunnel und Straße bis Ende des ersten Quartals 2021 fertig sein. Doch nun wird es noch bis in den August dauern. Der Grund: Der rund 700 Meter lange Tunnel Waggershausen wird als einer der ersten neuen Bundesstraßentunnel von der Mobilitätszentrale Baden-Württemberg in Stuttgart gesteuert und überwacht. Zeitgleich wird auch die Aufschaltung des bestehenden Riedleparktunnels nach Stuttgart erfolgen.
  • Mai 2021: Neben dem Anschluss der beiden Tunnel an die Mobilitätszentrale in Stuttgart werden nach Angaben der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH (Deges), die für die Ausführung zuständig ist, im Bereich des Tunnels Waggershausen noch Restarbeiten erledigt. „Dazu zählen die Baustellenräumung, die Abfuhr von Überschussboden und die Wiederherstellung untergeordneter Wege sowie des ZF-Parkplatzes“, erklärt Pia Verheyen von der Kommunikationsabteilung der Deges. Bis zur Freigabe der Strecke würden die lokalen Rettungsorganisationen noch Übungen im Bereich des Tunnels absolvieren, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein.
  • 30. Juli 2021: Jetzt ist klar: Das letzte 1,3 Kilometer lange Teilstück der B 31-neu wird am 24. August eröffnet. Damit ist dann die insgesamt 7,1 Kilometer lange Ortsumfahrung von Friedrichshafen endlich fertig.
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